Kommunalwahl 2020:Wolbergs-Video löst Aufregung in Regensburger Lokalpolitik aus

Lesezeit: 1 min

Joachim Wolbergs veröffentlicht regelmäßig Videos. (Foto: dpa)

Der suspendierte Oberbürgermeister geht den Wahlkampfleiter der örtlichen SPD an - weil dessen Team angeblich kompromittierendes Material von politischen Gegnern sammelt.

Von Andreas Glas, Regensburg

Seit dem ersten Korruptionsprozess publiziert Joachim Wolbergs regelmäßig Videobotschaften auf Facebook. Derzeit läuft der zweite Prozess gegen Regensburgs suspendierten Oberbürgermeister, 33 Botschaften waren es bis Sonntag. Doch keine davon hat solche Wellen geschlagen wie das Video Nummer 34, das Wolbergs am Montag veröffentlichte. Er spricht darin über ein Treffen mit Gerhard Schmid, dem Wahlkampfleiter von Gertrud Maltz-Schwarzfischer, OB-Kandidatin der SPD - jener Partei, die Wolbergs im Frühjahr im Streit verlassen hat.

Bei dem Treffen, sagt Wolbergs, habe ihm Schmid erzählt, er habe die Doktorarbeit von Astrid Freudenstein "prüfen lassen", die bei der OB-Wahl 2020 für die CSU antritt. Schmid habe gesagt, dass die Arbeit "schlampig", aber "nicht in einer Weise zu bemängeln sei, die der SPD helfen würde". Er sei "entsetzt" über "diese Art des Hintereinanderher-Schnüffelns", sagt Wolbergs, der bei der OB-Wahl für den Wahlverein "Brücke" kandidiert.

Am Dienstag ließ dann SPD-Kandidatin Maltz-Schwarzfischer ein Statement bei Online-Portal "Regensburg digital" verlautbaren: "Dass von unserer Seite 'kompromittierendes Material gesammelt wird', ist eine haltlose Unterstellung. Unter meiner Führung wird es keinen schmutzigen Wahlkampf geben." Regensburgs CSU-Chef Michael Lehner ist das "zu dünn". Er spricht von einer "Sauerei" und will, dass Maltz-Schwarzfischer aufklärt, wieso ihr Wahlkampfleiter sich überhaupt für die Dissertation interessierte. Auf Nachfrage weist Gerhard Schmid die Wolbergs-Aussagen im Video zurück: "Ich habe nicht beauftragt, dass die Doktorarbeit von Frau Freudenstein geprüft wird", sagt Schmid.

Ihm habe lediglich ein Bekannter gesagt, "dass er jemanden kennt, der das gemacht hat". Dass er Wolbergs davon erzählte, sei sein "einziger Fehler" gewesen. Bei der Prüfung der Dissertation "kam nichts raus", sagt Schmid. Dass er sich bei dem Bekannten über das Ergebnis informierte, habe er nicht getan, "weil ich einen Schmutzwahlkampf führen möchte, sondern weil mir meine Lebenserfahrung sagt: Wenn die anderen damit anfangen, brauche ich etwas in der Schublade".

© SZ vom 18.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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