Profil:James McAvoy

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(Foto: Tolga Akmen/AFP)

Schotte, Schauspieler, Teenie-Idol auf der Londoner Bühne.

Von Cathrin Kahlweit

Das altehrwürdige Playhouse-Theater an der Themse fasst knapp 800 Zuschauer und ist mehr als hundert Jahre alt. Die Zuschauer, die derzeit zu dieser Bühne im Londoner West End streben, sind für ein Sprechtheater, das ein gereimtes Stück aus dem Jahr 1897 aufführt, das wiederum im 17. Jahrhundert spielt, ungewöhnlich jung. Teenager, die nach eigenen Angaben sonst "höchstens mal ein cooles Musical" anschauen, geben viel Geld aus für eine Karte im Parterre und gehen drei Stunden lang begeistert mit. Denn auf der Bühne steht: James McAvoy.

Der Schotte ist den meisten seiner Fans vor allem als Filmschauspieler und Actionheld bekannt. Er war in mehreren "X-Men"-Filmen und in Fantasy-Produktionen wie den "Chroniken von Narnia" zu sehen, wird aber auch regelmäßig in Liebes- und Historienfilmen sowie in Dramen wie der Verfilmung des Ian-McEwan-Romans "Abbitte" oder im "Letzten König von Schottland" besetzt.

Er spielt zudem gern und viel Theater, seine Ausbildung erhielt er an der Royal Scottish Academy of Music and Drama. Derzeit steht der britische Star als "Cyrano de Bergerac" in einer ungewöhnlichen Fassung des Klassikers von Edmond Rostand auf der Bühne, die fast durchgängig hervorragende Kritiken bekommen hat und regelmäßig ausverkauft ist. Denn, so ein junges Mädchen an der Kasse: "Der Typ ist heiß." Womit sie McAvoy meint - und nicht dessen aktuelles Alter Ego, Cyrano de Bergerac.

Rostands Held, den das Schicksal mit einer riesigen Nase ausgestattet hat, ist Soldat, Poet und ewig Liebender. Seiner Angebeteten, der schönen Roxane, gesteht er seine Hingabe nicht, denn er sei so hässlich, glaubt er, dass ihn nicht einmal eine hässliche Frau lieben könne. Roxane liebt ohnehin den schönen Langweiler Christian. Cyrano leiht ihm in einer Mischung aus Sehnsucht und Eitelkeit seine Stimme und schreibt in Christians Namen Hunderte Liebesbriefe an Roxane.

Die Geschichte endet angemessen tragisch, Christian fällt im Kampf, Roxane geht ins Kloster - und erkennt ihre wahre Liebe erst, als Cyrano sich als Autor der Briefe zu erkennen gibt und in ihren Armen stirbt. Das französische Stück ist auf den Bühnen der Welt ein romantischer Dauerbrenner; Steve Martin verfilmte es in einer modernen Adaption 1987 mit Daryl Hannah.

Derzeit allerdings ist McAvoy der modernste aller Cyranos. Als kahlrasierter Held misst er sich in atemlosen Rap-Battles mit den Gegnern, statt Alexandrinern performt er virtuosen Poetry-Slam, er ist, als gelernter Actionheld, viril, fit und gut trainiert. Ein rappender Street-Style-Cyrano - das kommt in der Theaterszene gut an und dürfte dem Schauspieler nach Dutzenden Film- und Bühnenpreisen eine weitere Auszeichnung einbringen.

Ursprünglich wollte der 40-Jährige Priester werden; zur Schauspielerei kam er eher zufällig - als Teenager. McAvoy ist katholisch erzogen und bei den Großeltern aufgewachsen. Sein Vater hatte die Familie verlassen, die Mutter war zu krank, um sich um ihn zu kümmern. Den Vater hat McAvoy seit seiner Kindheit nicht wiedergesehen und verweigert auch jeden Kontakt zu ihm. Er selbst ist geschieden und hat einen Sohn. Mit seiner Ex-Frau, der Schauspielerin Anne-Marie Duff, die er beim Drehen kennenlernte, lebt er aber weiterhin in einem Haus zusammen, um das Kind gemeinsam großzuziehen.

Privat ist der Mann aus Glasgow, der sich als "spirituellen Menschen" bezeichnet, in Uganda stark engagiert, wohin ihn die Dreharbeiten zum "Letzten König von Schottland" brachten. Er sammelt Spendengeld für eine ugandische Kinderhilfsorganisation und reiste ab und zu in den Norden des Landes, wo er Projekte des Roten Kreuzes unterstützt. Um Geld für Straßenkinder zu sammeln, stürzte er sich per Bungee-Sprung von einem Hochhaus - eine nach seinen Angaben "grauenvolle" Erfahrung.

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