Krailling:Ein mutiger Mann

Gedenkgottesdienst für Priesterweihe im KZ

In der Heilig-Kreuz-Kirche brennt eine Kerze vor einem Foto von Leisner.

(Foto: Matthias Schrader/dpa)

Karl Leisner wurde im KZ Dachau heimlich zum Priester geweiht

Von Christiane Bracht, Krailling

"Karl Leisner ist ein Mann mit Leidenschaft für Christus und das ist entscheidend für den Weg, den er geht", sagt Kardinal Reinhard Marx. Leisner war der einzige Priester, der je in einem Konzentrationslager geweiht wurde. Das war am 17. Dezember 1944 in der Kapelle von Block 26. In Gedenken an diese mutige Tat hat Marx am vergangenen Sonntag in der Dachauer Klosterkirche Heilig Karmel Blut an den 1996 selig gesprochenen Priester erinnert. Nach der Befreiung des KZs hatte man Leisner ins Kraillinger Waldsanatorium gebracht. Er war schwer krank und wurde von den dortigen Schwestern bis zu seinem Tod am 12. August 1945 gepflegt.

Der 1915 in Rees am Niederrhein geborene Mann war bereits Diakon, als er 1939 wegen der Bemerkung, dass er enttäuscht sei, dass Georg Elsers Attentat auf Adolf Hitler misslungen sei, denunziert und verhaftet wurde. Zunächst war er im KZ Sachsenhausen, von Dezember 1940 an im KZ Dachau. Die Priesterweihe war Leisners Herzenswunsch. Möglich wurde sie dadurch, dass der französische Bischof von Clermont, Gabriel Piguet, ebenfalls inhaftiert wurde. Heimlich schnitzten Mithäftlinge einen Bischofsstab, den Marx jetzt bei dem Gedenkgottesdienst in der Hand hielt. Josefa Mack, eine damals 20-jährige Schwesternschülerin, schmuggelte die nötigen Utensilien ins KZ, die sie zuvor vom Erzbischof Kardinal Michael Faulhaber erhalten hatte. Und so erhielt Leisner heimlich das Sakrament. Am 26. Dezember 1944 feierte er seine erste und einzige Heilige Messe ebenfalls in der Kapelle von Block 26. Die Umstände von Leisners Priesterweihe faszinierten viele, so Kardinal Marx. Leisner gehöre zu den Zeugen, die "sichtbar machen, was es bedeutet, dass Gott mit uns ist". Er wurde Opfer von Hass und Gewalt. Der jüngste antisemitische Anschlag eines Rechtsextremisten in Halle, bei dem eine massive Holztür, die dem Täter stand hielt, das Schlimmste verhindert hat, zeige, wie wichtig es sei, sich zu erinnern. Es gehe Sprache und Taten, von denen Marx glaubte, dass sie "in unserem Land nicht mehr möglich sind". Jedoch: "Einige Umstände waren gleich", so Marx.

Leisner habe nicht nur eine Messe lesen, sondern "sich selbst, sein Leben schenken" wollen. Diese Hingabe sei das, worauf es ankomme - nicht nur bei einem Priester, sondern bei jedem. "Wunden zu heilen ist der Weg zu Jesus."

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