Vorbild Dagobert Duck:Wie lebt ein Frugalist?

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Der Frugalismus ist nicht über jeden Zweifel erhaben, aber sei ein guter erster Schritt, sagt Maximilian Koch. (Foto: privat)

Möglichst viel einnehmen, möglichst wenig ausgeben und möglichst gewinnbringend investieren: Warum Maximilian Koch noch mehr aufs Geld schaut als andere Studenten.

Von Felicitas Wilke

Wenn es um das Idol seiner Kindheit geht, möchte Maximilian Koch mit einem gängigen Vorurteil aufräumen. "Dagobert Duck ist mehr als der Geizkragen, für den ihn viele halten", stellt er klar. Die berühmte Ente mit dem Zylinder auf dem Kopf horte nicht nur Fantastilliarden, sondern reise auch, lasse sich auf Abenteuer ein und sorge sich durchaus um den Neffen Donald und die Großneffen. Sparsam sein und trotzdem leben, das will auch Koch.

Er ist 21 Jahre alt, wohnt in Düsseldorf und studiert Psychologie an der Fernuni Hagen. Wie viele andere junge Männer und Frauen in seinem Alter schaut er aufs Geld. Doch ganz im Gegensatz zu den meisten anderen Studenten legt er bereits Beträge auf dem Kapitalmarkt an. Er gehört einer losen Bewegung von Menschen an, die sich als Frugalisten bezeichnen. Das heißt so viel wie "einfach" oder "sparsam". Dahinter steht die Idee, möglichst früh so viel Geld anzuhäufen, um die Freiheit zu haben, zu tun, was man möchte.

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Wie Geld funktioniert, habe ihn schon immer interessiert, sagt Koch. Und das, obwohl das Thema in seiner "nicht gerade reichen und eher sparsamen" Familie gar keine so große Rolle gespielt habe. "Ich habe mir schon als Jugendlicher die Frage gestellt, was die Inflation mit Ersparnissen macht und was Banken und Versicherungen selbst daran verdienen wollen", sagt er. Er las Bücher über Geldanlage, darunter Klassiker wie "Der reichste Mann von Babylon", und fing selbst an, Romane und Sachbücher zu schreiben - etwa zu der Frage, wie man günstig verreisen kann. Oder über Frugalismus.

Seine Bücher vertreibt er unter seinem eigenen Namen und unter Pseudonymen als E-Books im Internet. Damit verdient er Geld, das er wiederum investiert, jeden Monat ein paar Hundert Euro, vor allem in Indexfonds und Einzelaktien. Möglichst viel einnehmen, möglichst wenig ausgeben und möglichst gewinnbringend investieren: Nach diesem Prinzip leben viele Frugalisten, die sich beispielsweise in Online-Foren austauschen oder in Blogs von ihren Plänen berichten. Die meisten treibt das Ziel an, schon vor dem Rentenalter nicht arbeiten zu müssen. Erreichen wollen sie es, indem sie über Jahre hinweg viel Geld sparen, in Fonds oder Immobilien stecken und anschließend von Dividenden oder Mieteinnahmen leben können. Vorbild ist für viele ein kanadischer Softwareingenieur und Blogger, der genau so vorging und sich mit Anfang 30 zur Ruhe setzte.

Maximilian Koch sagt, es gehe ihm nicht darum, in Rente zu gehen, bevor sein Arbeitsleben richtig beginnt. "Ich schätze einfach meine Lebenszeit und will damit machen, was ich möchte", sagt Koch. Ein Job, der dem Broterwerb dient, aber schlimmstenfalls unglücklich macht, gehöre nicht dazu. Knapp 100 Euro gibt Koch jeden Monat für Essen aus, 40 Euro für Freizeitaktivitäten, 20 Euro für Kleidung. Knausrig findet er das nicht. Statt ins Kino oder in Restaurants zu gehen, kocht er viel selbst, liest Bücher oder trifft sich mit Freunden zum Kartenspielen. "Ich glaube, dass viele junge Menschen das Wort gönnen automatisch mit Konsum gleichsetzen", sagt Koch. Das müsse nicht sein.

Frugalisten wie Maximilian Koch kritisieren das Leben in der Überflussgesellschaft. Gleichzeitig investieren sie ihr Geld auf dem Kapitalmarkt, der vom Streben nach Wachstum lebt. "Natürlich ist der Frugalismus nicht über jeden Zweifel erhaben", sagt Koch dazu. Er finde das vorherrschende Wirtschaftssystem nicht perfekt, wie er sagt. Doch es sei schon ein "guter erster Schritt", wenn mehr Privatpersonen investierten und Banken und Großinvestoren dadurch ihr Monopol streitig machten. Solange das System ist, wie es ist, wolle er das Beste draus machen. Wie sein Vorbild Dagobert.

© SZ vom 27.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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