Brände und Evakuierungen:Was Australien-Urlauber jetzt wissen müssen

Feuer in Australien: Marine bringt Zivilisten in Sicherheit

In der Küstenstadt Mallacoota bringt die Marine Menschen in Sicherheit, die sich an den Strand gerettet hatten.

(Foto: Lsis Shane Cameron/Royal Australian Navy/dpa)
  • In Teilen von New South Wales müssen Touristen besonders gefährdete Gebiete verlassen.
  • Selbst in Regionen, die nicht direkt von den Bränden betroffen sind, kann die Luftverschmutzung das Atmen erschweren.
  • Unter bestimmten Umständen können Urlauber ihre Reise kostenlos absagen - allerdings nur, wenn sie pauschal gebucht haben.

Von Ingrid Brunner und Monika Maier-Albang

Von den Buschbränden in Australien sind auch Tausende Touristen betroffen. Wie viele Deutsche sich momentan in den Krisengebieten vor allem an der Ostküste aufhalten, ist aber nicht bekannt: Das Land ist Ziel vor allem für Individualreisende, weshalb es keine großen Veranstalter gibt, die Hunderte Pauschalurlauber auf ihren Listen hätten. Kleinere Reisebüros, die sich auf Australien spezialisiert haben, sind allerdings momentan rund um die Uhr damit beschäftigt, ihre Kunden aus den betroffenen Gebieten in Sicherheit zu bringen.

So sind derzeit Bewohner und Besucher aufgerufen, den gesamten südlichen Küstenabschnitt von New South Wales (Bateman's Bay bis zur Grenze von Victoria) sowie weitere Gebiete an der Küste und im Landesinneren zu verlassen (hier eine aktuelle Übersicht der Evakuierungsgebiete).

Man versuche, die Urlauber in jene Landesteile auszufliegen oder "umzurouten", in denen es noch nicht oder nicht mehr brennt, heißt es beispielsweise beim Australien- und Neuseeland-Experten Travel Essence. Allerdings sind Ausflugsgebiete wie etwa der Grampians-Nationalpark westlich von Melbourne, wo es kürzlich regnete, schon recht überfüllt - auch die Australier haben momentan Urlaub und sind auf der Suche nach sicheren Gebieten, in denen es sich leichter atmen lässt. Und in diesem Nationalpark sind ebenfalls einige Wanderwege und Camps wegen Buschfeuern gesperrt.

Ähnlich ist die Situation um Sydney: In den Naherholungsgebieten um die Metropole wüten Feuer, etwa im Blue Mountains Nationalpark, einem beliebten Ausflugsziel nordwestlich der Metropole, wo es schon mehrmals gebrannt hat. Wegen der akuten Feuergefahr sind an der Südküste von New South Wales alle Nationalparks einschließlich dem Kosciuszko Nationalpark geschlossen, ebenso wie Wanderwege und Campingplätze.

Auch die Provinz Victoria ist von den Feuern stark betroffen, vor allem in den Regionen an der Ostküste. Nicht viel besser sieht es im tropischen Norden aus. Sogar der Regenwald ist dort von den Flammen bedroht. Damit den Feuerwehren weitere Brandherde erspart bleiben, ist etwa in Queensland noch bis mindestens 20. Januar offenes Feuer in Wäldern und Parks verboten - egal wie gering die Brandgefahr scheint. Erfreulicherweise blieb der Daintree Nationalpark, einer der ältesten Regenwälder der Erde, bislang verschont. Hier stehen Bäume, dick und mächtig wie die Säulen gotischer Kathedralen.

Neue Route statt Stornierung

Trotz der Buschbrände gebe es aber bislang kaum Stornierungs-Anfragen, sagt Ann-Christine Popp vom Düsseldorfer Büro des Anbieters Travel Essence. Die Urlauber hätten den Australien-Besuch in der Regel von langer Hand geplant und wollten das Land nun auch sehen, das ja groß genug sei, um auszuweichen - für Reisende, die ihre Flüge noch umbuchen können. "Man darf das nicht schönreden, das ist eine sehr, sehr ernste Situation", sagt Popp. Aber das Land sei riesig: "Wenn es in Südfrankreich Überschwemmungen hat, kann man in Norddeutschland trotzdem einen schönen Urlaub verbringen." Und auch im weniger frequentierten Westen Australiens gibt es Surferstrände und Weingebiete. Wie sich die Brände mittelfristig auf das Buchungsverhalten auswirken, lasse sich momentan nicht abschätzen.

Für den gesamten fünften Kontinent liegen noch keine offiziellen Zahlen vor, doch Tourismusdaten aus der Region um Sydney lassen auf starke Einbußen schließen: Der australische Hotellerieverband teilte mit, dort seien die Gästezahlen im Dezember um zehn Prozent eingebrochen. "Die Feuer und der Rauch haben dem Ruf der Touristenmarke Sydney sehr geschadet", so Verbandschef Dean Long.

Die Reise kann meist nicht einfach abgesagt werden

Das Auswärtige Amt hat am 6. Januar seine Reise- und Sicherheitshinweise erneut angepasst. Auf der Webseite der Behörde wird auf die Brände allerdings lediglich hingewiesen, es gibt keine Reisewarnung, die für eine kostenfreie Stornierung etwa eines Flugs oder Hotels auch für Individualreisende nötig wäre.

Pauschalreisende können ihren Urlaub allerdings absagen und bekommen trotzdem ihr Geld zurück, wenn die Hauptattraktion kaum bereisbar ist: "Wenn zum Beispiel Sydney der Höhepunkt ist, kann ich kostenlos vom Reisevertrag zurücktreten", sagt Reiserechtsexperte Paul Degott. Er verweist auf eine Entscheidung des Bundesgerichtshofs im Januar 2018. Demnach können Pauschalurlauber kostenfrei von einer Reise zurücktreten, wenn das wesentliche Highlight wegfällt (Az.: X ZR 44/17).

Muss der Veranstalter die Reiseroute wegen der Brände ändern oder fallen Programmpunkte weg, steht Pauschaltouristen zumindest eine Minderung des Preises zu, "denn ein Teil der Reise ist dann mangelhaft", erklärt Degott.

Veranstalter buchen Urlauber kostenfrei um

Inzwischen bieten Reiseunternehmen aber oft von selbst Umbuchungen oder kostenfreie Absagen an: Pauschalreisende vor Ort, die als Kunden von DER Touristik (mit den Marken Dertour und Meiers Weltreisen) in Buschfeuer-Warngebieten unterwegs sind, können ihre Reise vorzeitig beenden oder ihr Programm wird angepasst. Touristen, die einzelne Reisebausteine über den Veranstalter gebucht haben, können bis zum 15. Januar kostenlos stornieren und umbuchen - sofern diese Leistungen nicht mehr erbracht werden können. Das ist etwa laut DER Touristik der Fall, wenn eine Unterkunft wegen der Brände nicht erreichbar ist.

Bei Tui können Urlauber derzeit für Anreisen bis einschließlich 3. Februar 2020 ihre Rundreise, ihr Hotel oder ihren Camper gebührenfrei umbuchen. Kunden könnten zudem den Reiseverlauf nach ihren Vorstellungen anpassen und auch betroffene Hotels stornieren. Tui hat derzeit 80 Gäste im südlichen New South Wales.

Auch FTI aus München weist auf kostenlose Stornierungen und Umbuchungen von Leistungen hin, die wegen der Brände nicht erbracht werden können. Dies gelte für Gäste in den Hotels "Kangaroo Island Wilderness Retreat" und "Southern Ocean Lodge" in South Australia für den Zeitraum vom 8. Januar bis einschließlich 29. Februar.

Der Rauch gefährdet die Gesundheit auch in weiter entfernten Gebieten

Urlauber werden vom Auswärtigen Amt angehalten, betroffene Regionen wenn möglich zu meiden. Wer schon vor Ort ist, solle sich in klimatisierten Räumen aufhalten und anstrengende Aktivitäten im Freien vermeiden - denn auch in weiter entfernten Gebieten macht der Rauch den Atemorganen zu schaffen (hier ein Überblick über die aktuelle Luftverschmutzung).

Das Auswärtige Amt verweist darüber hinaus auf die Webportale der Behörden der jeweiligen Bundesstaaten wie New South Wales Fire Service, Queensland Rural Fire Service oder Emergency Victoria.

Die Behörden in Australien geben täglich aktuelle Informationen zu den Bränden und auch zur Luftqualität heraus, beispielsweise das Department of Health von New South Wales. Wo es in Australien aktuell brennt, ist auf einer Karte unter myfirewatch.landgate.wa.gov.au zu sehen. Und der australische Wetterdienst gibt auch Auskunft über die neuesten Brandwarnungen: www.bom.gov.au

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