Südtirol:Autofahrer tötet sechs junge Skiurlauber aus Deutschland

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Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Luttach und Sanitäter am Unfallort in Luttach (Foto: dpa)
  • Ein Mann ist in Südtirol mit seinem Auto in eine deutsche Reisegruppe gerast und hat sechs junge Menschen getötet, elf weitere Personen wurden verletzt.
  • Vier Opfer stammen aus Nordrhein-Westfalen, einer wohnte in Hamburg und einer in Niedersachsen.
  • Der Unfallverursacher hatte fast zwei Promille Alkohol im Blut.

Ein betrunkener Autofahrer ist in eine Gruppe deutscher Skitouristen in Südtirol gerast und hat sechs junge Menschen getötet, drei Männer und drei Frauen, wie ein Polizeisprecher sagte. Vier von ihnen kommen aus Nordrhein-Westfalen, einer wohnte in Hamburg und einer in Niedersachsen. Von den vier Skitouristen aus NRW wohnten nach Angaben des Innenministeriums in Düsseldorf zwei in Wuppertal, einer in Köln und einer in Dortmund. "Dieser Tag ist ein trauriger Tag für unser ganzes Land", teilte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) mit.

Die Straße in Luttach, an der ein mutmaßlich Betrunkener in eine Menschengruppe gefahren ist. (Foto: AP)

Die Urlauber im Alter um die 20 Jahre seien in der Nacht zu Sonntag in Luttach noch am Unfallort gestorben, bestätigte die Feuerwehr vor Ort. Elf Menschen seien verletzt worden. Vier von ihnen hätten schwerste Verletzungen erlitten, ein Mensch kämpfte ums Überleben. Zuvor war auch von einem Opfer aus Remscheid die Rede gewesen. Unter den Verletzten sind auch zwei Südtiroler, die übrigen stammen aus Deutschland.

Der Fahrer des PS-starken Sportwagens war vermutlich stark betrunken, als er die Touristen tötete. Ein Polizeisprecher in Bozen sagte, ein erster Test habe mehr als 1,9 Promille ergeben. Ob es ein Atem- oder Bluttest war, ist noch unklar. Der Unfallverursacher, ein 27 Jahre alter Mann aus der Region, sei in ein Krankenhaus gekommen und werde auch auf Drogen untersucht. Er wurde festgenommen. Ihm wird unter anderem mehrfache Tötung im Straßenverkehr vorgeworfen.

Die Gruppe war in den Skiferien und in dem Wintersportort auf dem Heimweg von einem Discobesuch. Gegen 1.15 Uhr nachts stiegen die jungen Leute aus einem Shuttlebus und überquerten die Hauptstraße, wie ein Augenzeuge erzählte. Ihre Unterkunft lag ganz in der Nähe der Unfallstelle. Das Auto sei viel zu schnell unterwegs gewesen. Die Ermittler gehen von einem Unfall und nicht von einer absichtlichen Tat aus. Die Toten müssen noch abschließend identifiziert werden.

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Auch in der Touristenregion herrschte Entsetzen: "Das neue Jahr beginnt mit dieser schrecklichen Tragödie", sagte der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher auf einer Pressekonferenz in Luttach. "Wir sind alle geschockt." Im Auswärtigen Amt in Berlin hieß es, Mitarbeiter des Generalkonsulats Mailand stünden im Kontakt mit den zuständigen italienischen Behörden, die mit der Identifizierung der Verunglückten befasst sind und unterstützten bei der Betreuung der Betroffenen. Der deutsche Botschafter in Italien, Viktor Elbling, war unterwegs zur Unfallstelle.

Von den vier Schwerverletzten mussten nach Angaben der Feuerwehr drei vor Ort intubiert werden: Eine Frau kam ins Krankenhaus Bruneck, ein Mann ins Regionalkrankenhaus Bozen und eine schwerstverletzte Frau und ein schwerstverletzter Mann in die Universitätsklinik Innsbruck. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln nun nicht nur, ob der Mann im Rausch war, sondern auch, ob er zu schnell unterwegs war. In Luttach gab es nach dpa-Informationen aus dem Ort seit längerem Klagen über Autos, die auf der Hauptstraße rasen und über mangelnde Kontrollen.

Die Gegend liegt in Italien an der österreichischen Grenze und ist als Ski- und Wintersportgebiet bekannt. Luttach ist ein Dorf der Gemeinde Ahrntal, das etwas mehr als 1000 Einwohner hat. Es liegt in der Nähe von Bruneck. Der Ort ist bekannt bei deutschen Jugendgruppen, die zum Skifahren kommen.

Der Bürgermeister von Luttach, Helmut Gebhard Klammer, nannte den Unfall eine "Katastrophe", wie sie das Tal noch nie erlebt habe. "Wir sind fassungslos", sagte er und sprach den Angehörigen sein Beileid aus. Gleichzeitig rief er zu einer "fairen Berichterstattung" auf, dass der Unfall keinen "großen Schatten für die Zukunft auf unsere Talschaft wirft". In Südtirol kamen erst vor einer Woche mehrere Deutsche ums Leben: Am vergangenen Samstag verschüttete eine Lawine Skifahrer auf der Piste im Schnalstal. Eine Mutter mit ihrer Tochter aus Thüringen und ein Mädchen aus NRW starben.

© SZ.de/dpa/ick/cku - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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