Börse reagiert auf Iran-Spannungen:Flucht ins Gold

Goldbarren

Gold gilt als Fluchtwährung für Anleger - zum Höhepunkt der Euro-Schuldenkrise im Jahr 2011 notierte die Unze Gold bei 1909 Dollar, heute bei 1576.

(Foto: dpa)
  • Die Anleger an der Börse reagieren nervös auf die Spannungen in Nahost.
  • Sollte sich der Konflikt zwischen Iran und den USA zuspitzen, droht ein Wirtschaftseinbruch, der zu einem Ausverkauf an den Börsen führen könnte.
  • Die Furcht der Investoren vor diesem Szenario lässt sich an der Entwicklung des Goldpreises ablesen, der am Montag den höchsten Stand seit fast sieben Jahren erreichte.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Die militärischen Spannungen zwischen Iran und den USA haben in den vergangenen Tagen an den Finanzmärkten große Verunsicherung ausgelöst. Der deutsche Aktienindex Dax verlor am Montag zeitweise mehr als zwei Prozent und fiel unter die Marke von 13 000 Punkten. Die zuletzt optimistische Stimmung der Investoren ist damit vorerst passé, nachdem sich das wichtigste deutsche Börsenbarometer noch bis zum Jahreswechsel seinem historischen Höchststand bei 13 500 Punkten genähert hatte.

Viele Experten halten die Preise für europäische und amerikanische Aktien schon jetzt für relativ teuer. Das bedeutet: Die hohen Kurse lassen sich nur rechtfertigen, wenn ein ordentliches Wirtschaftswachstum in diesem Jahr den Unternehmen satte Gewinne beschert. Doch sollte sich der Konflikt zwischen Iran und den USA zuspitzen, droht ein Wirtschaftseinbruch, der zu einem Ausverkauf an den Börsen führen könnte. Die Furcht der Investoren vor diesem Szenario lässt sich an der Entwicklung des Goldpreises ablesen, der am Montag mit 1576 Dollar je Feinunze den höchsten Stand seit fast sieben Jahren erreichte. Das Edelmetall gilt als Fluchtwährung für Anleger - zum Höhepunkt der Euro-Schuldenkrise im Jahr 2011 notierte die Unze Gold bei 1909 Dollar.

"Die Möglichkeit, dass der Konflikt eskalieren könnte, belastet die Weltwirtschaft und gefährdet dadurch auch die Konjunktur in Deutschland", sagte Gabriel Felbermayr, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft (IfW), der Nachrichtenagentur Reuters. Neben der Gefahr eines Krieges sei vor allem die befürchtete Zunahme terroristischer Aktivitäten belastend. "Ein verheerender Terroranschlag in einer westlichen Großstadt hätte massive wirtschaftliche Auswirkungen weltweit", sagte Felbermayr. Die Börsen seien zu Recht verunsichert. Auf Basis der bisherigen Ereignisse seien zunächst keine unmittelbaren und dauerhaften wirtschaftlichen Auswirkungen zu erwarten. "Sollte ein ausufernder Konflikt den Nahen Osten insgesamt destabilisieren, sähe die Lage anders aus, weil dann auch die Energiequellen dort betroffen sein könnten und ein Großkonflikt die weltwirtschaftliche Dynamik belastet", sagte Felbermayr.

Vor allem die deutsche Wirtschaft könnte die Folgen einer weiteren Eskalation zu spüren bekommen

Die globalen Finanzmärkte hadern schon lange mit der Weltpolitik. Zur Gefahr eines ausufernden Handelskonflikts zwischen China und den USA gesellt sich die Unsicherheit über die wirtschaftlichen Konsequenzen des Brexit. Marcel Fratzscher, der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, warnte davor, dass eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen den USA und Iran die Weltwirtschaft und den Welthandel weiter schwächen könnte. "Vor allem die hohe Abhängigkeit von den Exporten macht die deutsche Wirtschaft sehr verletzlich für einen solchen Konflikt", sagte Fratzscher der dpa. Durch höhere Öl- und Energiepreise würden deutsche Konsumenten einen solchen Konflikt direkt zu spüren bekommen. Der Preis für Rohöl ist in den vergangenen drei Monaten um etwa 20 Prozent gestiegen, die Sorte Brent notierte am Montag bei 70 Dollar je Barrel. Man befürchtet, Iran könne Rohöltanker aus der Golfregion daran hindern, ihre Ladung durch die Straße von Hormus zu transportieren. Höhere Ölpreise wären die Folge.

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