Eishockey:Zu viele Abwehrfehler

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Der EHC München erlebt mit zwei Niederlagen gegen Berlin und Wolfsburg einen ernüchternden Start ins neue Jahr. Der Vorsprung des DEL-Tabellenführers auf die Verfolger ist aber noch zu groß, um nervös zu werden.

Von Christian Bernhard, München

Die Vorzeichen, unter denen der EHC Red Bull München ins neue Jahr gegangen ist, waren gut. Seine letzten sechs Spiele des Jahres 2019 hatte der Tabellenführer der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gewonnen, pünktlich zum Jahresanfang kehrten auch die lange verletzten Leistungsträger Kevin Reich (Tor) und Frank Mauer (Sturm) zurück. So konnte Trainer Don Jackson erstmals wieder vier, ausschließlich aus Stürmern bestehende, Angriffsreihen aufs Eis schicken - eine Situation, von der die Münchner in den Wochen zuvor nur träumen konnten. Gute Vorzeichen alleine reichen aber nicht aus.

Der EHC verlor sowohl am Freitag bei den Eisbären Berlin (3:4), als auch sein Heimspiel gegen Wolfsburg am Sonntag. "Wir haben heute viele kleine Fehler gemacht, die Wolfsburg bestraft hat", sagte Verteidiger Yannic Seidenberg nach der 4:5-Niederlage nach Penaltyschießen. Beim 3:4 in Berlin zwei Tage zuvor waren diese hauptsächlich individueller Natur gewesen. Zweimal tauchten Berliner Stürmer ungestört alleine vor Reich auf und überwanden den EHC-Torhüter, dem 0:2 von James Sheppard war ein fataler Scheibenverlust von Blake Parlett an der Mittellinie vorangegangen. "So einen Fehler an der roten Linie kann man halt nicht machen", sagte Manager Christian Winkler.

Gegen Wolfsburg fehlte es dem EHC im Startdrittel an Intensität, dann sorgte das Münchner Überzahlspiel für eine 2:0-Führung - ehe sich wieder der Schlendrian einschlich. Exemplarisch war Seidenbergs Fehler vor dem 2:2: Der Verteidiger spielte die Scheibe von der Bande im eigenen Drittel blind in die gefährliche Zone - und damit in den Schläger von Wade Bergman, der Reich bezwang. "Defensiv hätten wir sicher ein bisschen besser sein können", fasste Jackson das Niederlagen-Wochenende zusammen, "wir haben genug Tore erzielt, um gewinnen zu können."

Durch seine Fehler holte der EHC am ersten Wochenende des neuen Jahres nur einen Punkt und verlor damit je fünf Zähler auf die Verfolger aus Straubing und Mannheim, die ihre beiden Spiele gewannen. Die Niederbayern kommen dadurch in der Tabelle bis auf acht, Meister Mannheim bis auf neun Punkte an die Münchner heran. Konrad Abeltshauser lässt sich davon allerdings nicht verrückt machen. Der "gute Vorsprung", den sich der EHC in den vorangegangenen Partien erspielt habe, sei "jetzt wieder ein bisschen geschrumpft", sagte er: "Aber genau deswegen haben wir davor so gekämpft, dass wir uns so was auch mal leisten können, ohne dass wir in Panik verfallen müssen."

Acht Gegentore in zwei Spielen ärgern einen Verteidiger aber schon. Wenig Gegentore und ein starkes Unterzahlspiel seien schließlich "schon was, auf das wir viel Wert legen und stolz sind", erklärte Abeltshauser. Der Abwehrspieler glaubt, dass die Fehler ihren Ursprung im mentalen Bereich haben könnten. "Vielleicht fehlte ein bisschen die Konzentration", mutmaßte er. Zwei Gegentore in den Schlussminuten beider Partien bekräftigen diese These.

Unterbewusst hat womöglich auch die wieder erlangte personelle Stabilität eine Rolle gespielt. In den Wochen vor dem Jahreswechsel, als bis zu neun Stürmer und die beiden Stammtorhüter Danny aus den Birken und Kevin Reich fehlten, "hat man jedes mal Vollgas gegeben, weil man wusste, es braucht von jedem alles", erklärte Abeltshauser. Die kurze Pause über Neujahr, ein paar zurückkommende Spieler - für Abeltshauser sind das alles Faktoren, die mit dazu beigetragen haben, "dass man aus dem Rhythmus gekommen ist".

Der 27-Jährige warnte aber davor, "alles schlecht zu machen und über den Haufen zu werfen". So wie Seidenberg sprach er von "kleinen Fehlern", die es abzustellen gelte. Zudem hat der EHC nun erstmals seit Ende November wieder eine komplette Trainingswoche ohne Spiele unter der Woche vor sich, ehe es am Freitag gegen die Kölner Haie geht. Und in John Jason Peterka und Justin Schütz stoßen zwei laut Abeltshauser "spritzige" Spieler wieder zum Team, die gerade mit der deutschen U20-Nationalmannschaft den Verbleib in der A-WM-Gruppe gesichert haben.

"Wir wissen, was wir machen müssen, um Erfolg zu haben", unterstrich Jackson. Er wolle die Niederlagen nicht auf fehlendes Glück schieben und auch den Gegnern nicht zu viele Verdienste zuschreiben, betonte er - und schloss lächelnd: "Denn es ist unser Job, für Siege zu sorgen."

© SZ vom 07.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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