Reden wir über:Satire und Zensur

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Kabarettist H. G. Butzko. (Foto: Manfred Neubauer)

HG Butzko tritt im Gedenken an "Charlie Hebdo" in Gelting auf

Interview von Arnold Zimprich

Genau fünf Jahre ist es her, dass die Redaktion der französischen Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" Opfer eines Terroranschlags wurde. Daran erinnert an diesem Dienstag, 7. Januar, eine Gedenkveranstaltung im Geltinger "Hinterhalt". Das Programm gestaltet unter anderem der Kabarettist HG Butzko.

SZ: Herr Butzko, was hat der Anschlag auf Charlie Hebdo im Jahr 2015 bei Ihnen ausgelöst?

HG Butzko: Erst Schock und Trauer, dann Angst, Wut und Trotz - in dieser Reihenfolge. Am allerlustigsten war die Beobachtung, dass einige der unzähligen Stimmen, die sich damals reflexartig für die Freiheit der Satire aussprachen - zum Beispiel der Zeit-Herausgeber Josef Joffe oder Alice Weidel von der AfD - zu einem späteren Zeitpunkt, als sie nämlich selber satirisch verspottet wurden, keine Sekunde zögerten, genau diese Freiheit wieder eingeschränkt sehen zu wollen. Realsatire vom feinsten!

Hat sich die Stimmung unter Satirikern seitdem geändert?

Ganz klares: Nö!

Deutschland rühmt sich seiner Meinungsfreiheit. Haben Sie sich je eingeschränkt gefühlt?

So lange man bei uns noch für die Verunglimpfung des Bundespräsidenten oder religiöser Bekenntnisse unter dem fadenscheinigen Argument, den öffentlichen Frieden wahren zu wollen, angeklagt werden darf, gibt es noch einiges zu tun.

Sie nennen sich den Hirnschrittmacher des deutschen Kabaretts. Hat das Kabarett hierzulande zu wenig Biss und Köpfchen?

Nicht ich nenne mich so, sondern ein Journalist beschrieb mich mal mit diesen Worten. Und Biss und Köpfchen vermisse ich nicht im Geringsten. Bei mir kommt halt außerdem noch hinzu, dass es in jedem Programm immer auch ein paar Anregungen für neue Gedankengänge gibt.

Viele sogenannte Comedians bedienen vorhersagbar die Erwartungen des Publikums. Was macht für Sie gutes Kabarett aus?

Vorsicht, Klischeefalle! Es gibt gute Comedians und es gibt schlechte Kabarettisten. Da sollte man keine undifferenzierten Pauschalurteile abgeben.

Von Gelting ist es nicht weit an den Schliersee, wo mit Gerhard Polt einer der Prototypen des bayerischen Kabaretts zu Hause ist. Können Sie als Gelsenkirchener mit dem oft derben bayerischen Humor etwas anfangen?

Ich liebe das bayerische Kabarett. Kollegen wie Helmut Schleich oder Michael Altinger zählen zu meinen absoluten Lieblingen. Polt durfte ich schon mehrmals mal persönlich treffen. Ich habe jedes Wort von ihm aufgesogen und abgespeichert.

Der Bund für Geistesfreiheit (bfg) München lädt am Dienstag, 7. Januar, zur Gedenkveranstaltung "Charlie Hebdo" in die Kulturbühne "Hinterhalt" nach Geretsried ein, Beginn 18.30 Uhr. Der Cartoonist Michael Heininger zeigt aktuelle Arbeiten zu politischen Ereignissen und Persönlichkeiten; Holger Paetz präsentiert seinen satirisch-politischen Jahresrückblick "So schön war's noch selten", H G Butzko sein Programm "echt jetzt". Der Erlös (Eintritt 8/5 Euro) dient der Finanzierung des mit 3000 Euro dotierten Kunstpreises "Der Freche Mario". Mit ihm will der bfg Künstler ermutigen, sich "mit den sogenannten ewig währenden religiösen Wahrheiten und Autoritäten" zu befassen.

© SZ vom 07.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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