Ausbildungsmission im Nordirak:Bundeswehr plant den Abzug aus Erbil

Bundeswehr Mission Irak

Die Bundeswehr und ihre Soldaten haben bisher etwa 7000 irakische Sicherheitskräfte, zumeist Peschmerga, ausgebildet.

(Foto: dpa)
  • Angesichts der Eskalation zwischen den USA und Iran auf irakischem Boden wird ein Komplettabzug der Bundeswehr aus dem Irak diskutiert.
  • Bislang sind noch 120 Soldaten in Erbil im Norden des Landes stationiert.
  • Die kurdische Führung hofft, dass die bislang erfolgreiche Ausbildungsmission fortgesetzt werden kann.

Von Mike Szymanski, Berlin

Erbil, für die deutschen Soldaten im Irak war dies immer ein einigermaßen sicherer Ort. Wenn geschossen wird, dann unter ihrer Aufsicht oder jener von Partnernationen. Gefechte? Ja, die gab es. Zur Übung, wenn die Soldaten kurdische Peschmerga-Kämpfer ausbildeten. Genau das ist der Job der Bundeswehr im kurdischen Norden des Irak. Ein Teil des Trainingsareals außerhalb des Camps heißt German Village. Im deutschen Dorf jedenfalls war zuletzt alles unter Kontrolle, auch im Camp der Deutschen. Fast 120 Soldaten sind, so der letzte Stand, in Erbil stationiert. In der Nacht zu Mittwoch mussten sie jedoch in Deckung gehen. Die Gewissheit, dass dieser Ort sicher ist, war dahin.

Zwischen 23.41 Uhr und 2.45 Uhr griff Iran mehrere militärische Stützpunkte im Irak an. Das war der angekündigte Vergeltungsschlag für die gezielte Tötung des iranischen Generals Qassim Soleimani durch das US-Militär. Die Bundeswehr war gewarnt worden, dass etwas passieren würde. Das Kommando für den internationalen Anti-IS-Einsatz im Irak, an dem sich Deutschland beteiligt, hatte am Wochenende schon angewiesen, nicht dringend benötigtes Personal aus dem Großraum Bagdad abzuziehen. Erbil aber hatten die Generäle offenbar nicht auf dem Schirm.

Während die Bundeswehr dann alle 35 Soldaten aus Bagdad und Umgebung in der Nacht zu Dienstag ausflog, blieben die Kameradinnen und Kameraden in Erbil. In der Nacht des Angriffs kam keiner der Soldaten zu Schaden, auch weil sie rechtzeitig informiert worden waren. Trotzdem rückt nun auch ihr Abzug näher. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sagte im ARD-Morgenmagazin, die Bundeswehr sei in der Planung für "mögliche Teilrückverlegungen". Die Angriffe aus Iran verurteilte sie scharf.

In Erbil hängt vieles an den Deutschen, wie Infrastruktur oder Organisation

Die Bundesregierung tut sich schwer mit einem Ende der Ausbildung gerade in Erbil. Sie hatte die kurdischen Peschmerga für ihren Kampf gegen den IS mit Waffen ausgerüstet und sie daran ausgebildet. Es ist den Kurden zu verdanken, dass der IS nicht noch schlimmer im Land wüten konnte. Etwa 7000 irakische Sicherheitskräfte, zumeist Peschmerga, hat allein die Bundeswehr seit 2015 ausgebildet. Die Kämpfer würden die Hilfe mit "Hingabe und Dankbarkeit" annehmen, heißt es bei den Ausbildern, die Fortschritte seien beachtlich. Die kurdische Führung machte am Mittwoch klar, sie hoffe, dass die ausländischen Truppen blieben. Aber geht das noch? Das muss sich zeigen.

Im Verteidigungsministerium muss man sich nun die Frage gefallen lassen: Hätte es die Soldaten aus Erbil gleich mit abziehen müssen? So einfach ist das aber nicht. Dort hängt vieles an den Deutschen, die Infrastruktur etwa, die Organisation. In Berlin machen derweil Oppositionspolitiker Druck. Tobias Lindner, Verteidigungsexperte der Grünen, sagte: "Die Bundesregierung muss der Sicherheit der Soldaten oberste Priorität einräumen. Die Bundeswehr im Moment in Erbil zu belassen, ist unverantwortlich."

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