Dachau:Gute Aussichten für kleine Patienten

Lesezeit: 2 min

Ein neuer Bedarfsschlüssel schafft wieder Niederlassungs­möglichkeiten für Kinderärzte

Von Julia Putzger, Dachau

Noch im vergangenen Herbst kritisierte der Sprecher des ärztlichen Kreisverbandes Dachau den Bedarfsschlüssel, nach dem die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) berechnet, ob genügend Ärzte einer Fachrichtung in einer Region praktizieren. Der Landkreis Dachau galt zu diesem Zeitpunkt in allen Planungsbereichen, unter anderem bei Kinderärzten, als überversorgt. Auch dann noch, als Anfang Oktober der kinderärztliche Notdienst in Dachau eingestellt wurde. Eltern müssen seitdem mit ihren Kindern im Notfall nach München fahren. Der Grund: Es gab zu wenige Ärzte, um die Bereitschaftsdienste zu stemmen.

Zum Jahresbeginn hat die KVB diesen Bedarfsschlüssel geändert: Ein Kinderarzt in Dachau muss nun nicht mehr an die 3900 Kinder, sondern nur noch etwa 2900 Kinder versorgen. Der Versorgungsgrad bei Kinderärzten sinkt darum von rund 120 Prozent Überversorgung auf nur noch 80,5 Prozent. Daraus ergeben sich drei neue Niederlassungsmöglichkeiten für Kinderärzte im Landkreis.

Doch Axel Heise, Sprecher der KVB, warnt auf Nachfrage vor verfrühtem Jubel. Diese Veränderung bedeute nicht automatisch, dass sofort Kinderärzte zur Verfügung stünden. Vielmehr liege die tatsächliche Entscheidung bei den Zulassungsausschüssen der einzelnen Regierungsbezirke, die unabhängig von der KVB agieren.

Momentan gibt es in Dachau und Karlsfeld insgesamt acht Kinderärzte, in den übrigen Gemeinden keinen einzigen. Eine bessere Verteilung wäre aber wünschenswert, waren sich die Anwesenden bei der von der Gesundheitsregion Plus veranstalteten Expertenrunde zum Thema der gesundheitlichen Versorgung in Dachau am Dienstagabend einig, wo die Nachricht publik wurde. Doch weder die einzelnen Gemeinden noch der Landkreis können direkt beeinflussen, in welcher Landkreisgemeinde sich ein Kinderarzt schlussendlich niederlässt. Nur durch attraktive Rahmenbedingungen, wie etwa bereitgestellte Räumlichkeiten, könnte man Ärzte möglicherweise locken, erklärte Sebastian Eckert als Vertreter der KVB bei der Veranstaltung. Er sei sich trotzdem sicher, "dass die neuen Stellen nicht allzu lange offenstehen werden."

Inwiefern zukünftige zusätzliche Kinderärzte im Landkreis Auswirkungen auf den kinderärztlichen Notdienst haben werden, sei derzeit noch nicht abschätzbar, erklärte Heise von Seiten der KVB. Prinzipiell sei es möglich, bei entsprechendem Sicherstellungsbedarf einen Bereitschaftsdienst einzurichten. Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) zeigte sich jedenfalls sehr erfreut darüber, dass es bald wieder mehr Kinderärzte geben dürfte und hoffte gleichzeitig, dass es künftig wieder einen kinderärztlichen Notdienst in Dachau gibt: "Eine Wiedereinführung stünde unserem wachsenden Landkreis gut zu Gesicht", schrieb er auf Facebook. Er werde sich mit einem Brief an die KVB nochmals für dieses Anliegen stark machen und alle Möglichkeiten prüfen lassen, so Hartmann.

© SZ vom 09.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: