RB Leipzig:Diego geht zu Maradona

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Wechselt von RB Leipzig zum SSC Neapel: Diego Demme. (Foto: Christian Schroedter/imago)
  • RB Leipzig verliert Vereinsveteran Diego Demme: Der erfüllt sich einen Lebenstraum und wechselt nach Italien zum Tabellenachten SSC Neapel.
  • Demme wird klar geworden sein, dass sein sportlicher Anteil an einer möglichen Leipziger Meisterschaft schrumpfen könnte.

Von Saskia Aleythe, Leipzig/München

Der rechte Schneidezahn wird Diego Demme für immer mit RB Leipzig verbinden. Er hat seinen im April 2017 auf dem Rasen in der Leipziger Arena verloren, es war der hohe Preis für sein erstes Tor in der Bundesliga. Es war ein Kopfball gegen den SC Freiburg, bei dem der Ball zwar im Netz, aber ein Fuß des Gegners im Gesicht von Demme landete. Und vielleicht war es nicht nur purer Zufall, dass dieses dentale Schicksal jemanden traf, der für seine Erfolge immer ein bisschen mehr hat investieren müssen.

Für Demme hat sich das Ackern gelohnt, in Leipzig stieg der 28-Jährige zum Publikumsliebling auf. Nun wählt er den Weg der Veränderung, was nur auf den ersten Blick überraschend kommt. Am Donnerstag absolvierte der Mittelfeldspieler den Medizincheck beim SSC Neapel. Vom Bundesliga-Tabellenführer zum Tabellenachten der Serie A - warum?

Es ist die Entscheidung für einen Lebenstraum, Demmes Vater ist Italiener, der SSC Neapel spielte in den Köpfen der Familie bereits die Hauptrolle, als der heutige RB Leipzig noch als SSV Markranstädt in den unteren Ligen unterwegs war. Seinen Vornamen hat Demme von Neapels Klublegende Diego Maradona geerbt - nun fügt sich alles so wunderbar, was sich Demme kaum vorstellen konnte, als er 2014 vom SC Paderborn zum damaligen Drittligisten Leipzig kam.

Aus Paderborn kam Demme einst für rund 350 000 Euro

Demme ist einer, den man bei RB zu den Vereinsveteranen zählen muss; nur der Däne Yussuf Poulsen spielt länger bei den Sachsen. Mit jeder Liga, die die Leipziger hinter sich ließen, wurde auch Demme immer besser. 214 Pflichtspiele hat er absolviert (zwei Tore), auch in der kompletten Hinrunde der aktuellen Bundesligasaison stand er auf dem Rasen - doch mit etwas Weitblick wird auch Demme, der immerhin Co-Kapitän der Mannschaft ist, klar geworden sein, dass sein sportlicher Anteil an einer möglichen Meisterschaft fortan schrumpfen könnte.

In den zuletzt angeschlagenen Spielern Tyler Adams und Kevin Kampl kehren zwei Konkurrenten zurück, die bei Trainer Julian Nagelsmann in hoher Gunst stehen und torgefährlicher sind als der Arbeiter Demme. Für die Leipziger ist der Deal finanziell ohnehin ein feiner Zugewinn: Die Ablösesumme soll bei rund zwölf Millionen Euro liegen - aus Paderborn kam Demme einst für rund 350 000 Euro.

Und so ist der Zeitpunkt zum Wechsel dann wohl doch genau der richtige, denn Anfang Dezember hat Italiens langjähriger Nationalspieler Gennaro Gattuso in Neapel das Traineramt von Carlo Ancelotti übernommen. Demme wechselt zu seinem Vorbild, beide ähneln sich in Physis und Stil, beide sind nur knapp über 1,70 m groß, beide wissen, wie man einen Rasen umpflügt. Der Trainer, 42, hat seinem neuen Zögling, 28, aber neben Alter und Erfahrung noch etwas voraus: Er war schon Weltmeister, 2006 in Deutschland.

© SZ vom 10.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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