Deutschland bei der Handball-EM:Der Kapitän jubelt von draußen mit

Handball EM: Uwe Gensheimer jubelt beim Spiel Deutschland gegen Niederlande

Feuert sein Team bei der Handball-EM an: Kapitän Uwe Gensheimer.

(Foto: dpa)
  • Die deutschen Handballer gewinnen ihr Auftaktspiel bei der Europameisterschaft 34:23 (15:13), haben mit Gegner Niederlande aber lange Probleme.
  • Kapitän Gensheimer sieht schon in der ersten Halbzeit Rot, weil er den gegnerischen Torwart beim Siebenmeter im Gesicht trifft.
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Von Joachim Mölter, Trondheim

Die deutschen Handballer haben ihr Auftaktspiel bei der Europameisterschaft gewonnen, aber schön war's nicht. Vor 4057 Zuschauern im Spectrum von Trondheim besiegte die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) den EM-Neuling Niederlande den Zahlen nach zwar standesgemäß, 34:23 (15:13), aber Bundestrainer Christian Prokop gab zu: "Das Ergebnis spiegelt sicher nicht den Spielverlauf wider." Seine Mannschaft hatte den Erfolg erst in der Schlussphase in die Höhe geschraubt; zu verdanken war das vor allem dem Torwart Andreas Wolff, der "ganz wichtige Paraden gesetzt hat zum richtigen Zeitpunkt", wie Prokop würdigte. Außerdem hob er die jeweils fünfmaligen Torschützen Kai Häfner und Jannik Kohlbacher hervor, "die hervorragend die holländische Abwehr auseinandergespielt haben". Das allerdings auch erst am Ende.

Jedenfalls fand selbst der lobend erwähnte Rückraumspieler Häfner, dass die Elf-Tore-Differenz eine eher durchwachsene Leistung der deutschen Mannschaft kaschiere. "Uns ist allen bewusst, dass das noch nicht reicht gegen Spanien", sagte Häfner angesichts des bevorstehenden Vergleichs mit dem Titelverteidiger am Samstag am selben Ort (18.15 Uhr/ARD). Die Spanier gewannen ihren Auftakt am Abend mit 33:22 gegen Lettland. Was auffällt? Beide Favoriten bewegten sich fast synchron, beide taten sich anfangs schwer, beide siegten mit elf Toren Vorsprung.

Dabei schien die deutsche Auswahl nach einer Viertelstunde bereits auf einem guten Weg zu sein, da führte sie 10:4. Doch dann verwarf Kapitän Uwe Gensheimer einen Siebenmeter, seinen bereits zweiten an diesem Abend, und weil er dabei den niederländischen Torwart Bart Ravensbergen so schwer im Gesicht getroffen hatte, dass dieser zu Boden ging, sah er dafür die rote Karte und musste auf die Tribüne. Eine Aktion, bei der man in einer unbedrängten Position den gegnerischen Torhüter am Kopf trifft, fällt unter die Rubrik Unsportlichkeit/gefährliches Spiel - die Entscheidung war unstrittig. "Es war eine klare rote Karte, der Torwart hat sich ja nicht bewegt", sagte selbst der Übeltäter Gensheimer.

Pekeler gibt zu: "Die kannte man nicht"

Weil kurz danach auch Häfner eine Zwei-Minuten-Strafe absitzen musste, geriet die deutsche Mannschaft in doppelte Unterzahl und ihr Spielfluss ins Stocken. "Da war ein Bruch im Spiel, da kam etwas Unruhe rein", analysierte Prokop: "Und als wir dann wieder in Gleichzahl waren, haben wir den Zug zum Tor vermissen lassen."

Was freilich auch daran lag, dass der Coach der Niederlande, der Isländer Erlingur Richardsson, seine Abwehr in dieser Phase umstellte von einer 6-0-Formation auf eine 5-1. Mit dem vorgezogenen Verteidiger störte seine Mannschaft die Kreise des deutschen Spielgestalters Paul Drux erheblich. "Da hattest du zwischendurch zehn Minuten lang das Gefühl, du bist bei einer B-WM", nörgelte Bob Hanning, der für den Leistungssport zuständige DHB- Vizepräsident, angesichts der Schwächephase seiner Mannschaft.

Der EM-Neuling Niederlande hielt die Partie jedenfalls erstaunlich offen gegen den WM-Vierten Deutschland, beim knappen Rückstand von 15:16 (34.) und neuerlicher Überzahl hatten die Niederländer sogar die Chance, sie zu kippen. "Wir hatten echt zu kämpfen mit den Zwei-Minuten-Strafen", gab Häfner zu, "aber wir haben das dann besser unter Kontrolle bekommen." Was freilich auch daran lag, dass den Niederländern mit zunehmender Spieldauer die Kraft ausging. "45 Minuten waren gut", fand Torwart Ravensbergen, "aber insgesamt war das Spiel etwas zu lang für uns." Nach einer Dreiviertelstunde zog die DHB-Auswahl jedenfalls mit sieben Toren in Serie entscheidend davon, auf 29:19.

Bis dahin war selbst die hochgelobte deutsche Abwehr nicht immer auf der Höhe gewesen, sie bekam die niederländischen Rückraumspieler Kay Smits (sieben Tore) und Luc Steins (sechs) nicht wirklich in den Griff. Was Abwehrchef Hendrik Pekeler zunächst damit begründete, dass Smits "eine gute Sprungkraft und einen guten Wurf" besitze und dessen Nebenmann Steins halt "sehr klein" sei mit 1,72 Meter. "Das ist sehr eklig zu verteidigen für uns große Leute", erklärte Pekeler (2,03 Meter), der wie mit Patrik Wiencek (2,01) im Abwehrzentrum steht: "Wir haben es nicht geschafft, alles zu verdichten."

Dem Duell mit Spanien sieht er positiver entgegen. "Da kennt man die Spieler", sagte er, "was man von den Holländern jetzt nicht unbedingt sagen konnte." Deren Coach Richardsson hatte zwar sechs Bundesliga-Profis in seinen Kader berufen, aber Smits und Steins gehören da nicht dazu. Der eine spielt in Dänemark, der andere in Frankreich. Pekeler räumte schließlich ein: "Die kannte man nicht."

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