Siemens:Das falsche Signal

Konzernchef Joe Kaeser inszeniert sich gern als Botschafter einer Wirtschaft, die nach moralischen Kriterien Geschäfte macht. Der Australien-Deal zeigt nun: Siemens handelt nicht danach. Die Affäre schadet dem Unternehmen schwer.

Von Thomas Fromm

In der Klimadebatte ist dies immer noch eines der Hauptargumente vieler Manager: dass die Wirtschaft eben verschiedene Interessen berücksichtigen müsse. Die der Aktionäre, der Kunden und dann eben noch der Gesellschaft - als würden Aktionäre und Kunden nicht zur Gesellschaft gehören und als würde sie die Brandkatastrophe in Australien nichts angehen. Tatsächlich gibt es in der Frage nur ein Interesse, das gemeinsame. Das hat Siemens nicht bedacht, deshalb steckt Konzernchef Joe Kaeser nun in der Falle.

Hätte er die Lieferung einer Zugsignalanlage für ein großes Kohlebergwerk in Australien storniert, stünde Siemens bei Auftraggebern im Ruf der Unzuverlässigkeit. Deshalb hält Kaeser, der gerne über die gesellschaftliche Verantwortung spricht, an dem Projekt fest. Das ist ein Fiasko für die Reputation von Siemens.

Das Sendungsbewusstsein des Siemens-Chefs ist groß, wenn es darum geht, seine Botschaften in die Welt hinauszutwittern. Aber diese Botschaften sind intern offenbar nicht angekommen. Warum sonst hätten Regionalmanager in Australien jenen kleinen Vertrag abgeschlossen, der so großen Schaden verursacht? Joe Kaeser sollte seinen Leuten klarmachen: Es gibt Verträge, die geschäftlich Sinn ergeben mögen - die man aus moralischer Sicht aber nicht mehr unterschreiben sollte.

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