Britisches Königshaus:Queen akzeptiert Harrys Entscheidung

Die britische Königin äußert sich erstmals zum Plan ihres Enkels. Der war zuvor mit seinem Bruder William mit einer gemeinsamen Erklärung an die Öffentlichkeit gegangen.

Von Alexander Mühlauer, London

Der königliche Familienrat hatte noch gar nicht zu tagen begonnen, da wandten sich Prinz Harry und sein Bruder William schon an die Öffentlichkeit. Den beiden war es offenbar ein Anliegen, eines vor dem Krisentreffen mit der Queen noch einmal grundsätzlich klarzustellen: Wir halten zusammen. Und so wiesen die zwei Prinzen einen Zeitungsbericht vom Montagmorgen mit ziemlich scharfen Worten zurück. "Für Brüder, die sich so sehr um die Fragen der psychischen Gesundheit sorgen, ist der Gebrauch von aufrührerischer Sprache auf diese Weise beleidigend und potenziell schädlich", hieß es in der gemeinsamen Stellungnahme, die der Palast um die Mittagszeit verbreiten ließ. Am späten Nachmittag folgte dann noch ein Statement der Queen.

Nun, es ist jedenfalls nicht überliefert, wie sehr sich die Royals bei der morgendlichen Lektüre der Times über deren Titelstory echauffierten, aber es muss wohl ein kleines Palastbeben gegeben haben. Die Zeitung zitierte eine Quelle, die Prinz Harry und Herzogin Meghan nahestehen soll. Und die Folgendes festgestellt hat: Das Paar habe sich angesichts von Williams Schikanen ("bullying attitude") aus dem Königshaus gedrängt gefühlt. Meghan sei fest entschlossen, dem Palast den Rücken zu kehren. Harry wiederum stehe unter einem gewaltigen Druck. "Er liebt die Queen. Er liebt sein Land. Er liebt das Militär. Ich denke, es wird ihm wirklich das Herz brechen, wenn er geht", sagte die Quelle der Times. Und fügte hinzu: "Ich glaube nicht, dass er das wirklich will."

Was Harry wirklich will, darum ging es am Montagnachmittag auf dem Landsitz der Queen in Sandringham. Königin Elizabeth II. traf sich dort mit ihrem Sohn Charles und den beiden Enkeln zum Krisengespräch. Harrys Frau Meghan wurde von Kanada aus zugeschaltet, wo sie sich derzeit mit dem gemeinsamen Sohn Archie aufhält. Der Duke und die Duchess of Sussex hatten das Königshaus mit ihrer Ankündigung, sich weitgehend von ihren royalen Pflichten zurückzuziehen, in der vergangenen Woche erschüttert.

Nach dem Treffen veröffentlichte der Palast eine Stellungnahme der Queen. "Meine Familie und ich unterstützen Harry und Meghans Wunsch voll und ganz, sich als junge Familie ein neues Leben aufzubauen", erklärte die Königin. Obwohl sie es vorgezogen hätte, dass die beiden weiter Vollzeit-Mitglieder der Familie bleiben, respektiere und verstehe sie den Wunsch, ein unabhängigeres Leben zu führen - und gleichzeitig ein geschätzter Teil der Familie zu bleiben. Harry und Meghan hätten deutlich gemacht, dass sie künftig nicht mehr von öffentlichen Geldern abhängig sein wollten, hieß es weiter. "Es wurde deshalb eine Übergangszeit vereinbart, in der die Sussexes Zeit in Kanada und Großbritannien verbringen werden", erklärte die Queen. Es seien "komplexe Angelegenheiten, die meine Familie zu lösen hat", ließ sich die Königin zitieren. "Es gibt noch einiges zu tun, aber ich habe darum gebeten, dass in den nächsten Tagen endgültige Entscheidungen getroffen werden."

Wer ist künftig für den persönlichen Schutz von Harry und Meghan verantwortlich?

Es geht bei den laufenden Verhandlungen vor allem um die Frage, in welcher Form und zu welchen Bedingungen Harry und Meghan die Krone in Zukunft repräsentieren dürfen. Dazu zählen Titel und Protokoll, aber auch Finanzfragen und Polizeischutz. Bislang sorgen Beamte von Scotland Yard für die Sicherheit der Familie Sussex. Da sich Meghan und Harry mit ihrem Sohn aber künftig auch in Nordamerika aufhalten wollen, ist offen, wer dort für ihren persönlichen Schutz verantwortlich sein soll. Und wer die Kosten dafür übernimmt. Offen ist auch, ob die beiden für ihr Cottage in Windsor Miete bezahlen müssen und unter welchen Auflagen sie mit ihrer Marke "Sussex Royal" Geld verdienen dürfen. Nach dem Krisengipfel in Sandringham dürfte im Palast nun zumindest etwas Erleichterung herrschen. Die Gefahr, dass Harry und Meghan die Queen mit einem Fernsehinterview brüskieren könnten, scheint nun fürs Erste gebannt.

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