Thyssenkrupp:Interesse aus der Nachbarschaft

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Blick in einen Aufzugsschacht (Symbolbild). (Foto: dpa)

Die RAG-Stiftung will bei der Aufzugsparte des Konzerns einsteigen.

Von Caspar Busse, München

In das Bieterverfahren um die Aufzugsparte des angeschlagenen Stahlkonzern Thyssenkrupp hat sich ein neuer aussichtsreicher Interessent eingeschaltet: Aus Industriekreisen hieß es, die RAG-Stiftung habe Interesse an einem Einstieg und werde sich womöglich an einem Bieterkonsortium beteiligen. Die Stiftung strebe nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters keine führende Rolle in dem Konsortium um die beiden angelsächsischen Finanzinvestoren Cinven und Advent an und peile ein Investment von unter einer Milliarde Euro an. Thyssenkrupp prüft derzeit eine ganze oder teilweise Trennung von der profitablen Aufzugsparte, etwa durch Veräußerung an einen Investor oder durch einen Börsengang. Endgültige Entscheidungen gibt es noch nicht. Am Donnerstag legte die Thyssenkrupp-Aktie leicht zu.

Die RAG-Stiftung sitzt wie Thyssenkrupp in Essen und ist wichtig für das Ruhrgebiet. Sie ist für die Abwicklung des subventionierten deutschen Steinkohlebergbaus zuständig und soll mit ihrem Vermögen für die Folgekosten einstehen. Die Stiftung ist dominiert von der Gewerkschaft IG Bergbau-Chemie-Energie (BCE) und von der Politik in Nordrhein-Westfalen. Beide sind besonders an einem Erhalt von Thyssenkrupp als einem der wichtigsten Konzerne im Land interessiert. Zudem könnte eine Beteiligung der RAG-Stiftung an einem Konsortium bei den Arbeitnehmervertretern von Thyssenkrupp Sorgen vor Finanzinvestoren dämpfen.

Bislang ist die RAG-Stiftung vor allem Hauptaktionär des Spezialchemieunternehmens Evonik, das seinen Sitz ebenfalls in Essen hat und Anteilseigner und Sponsor von Borussia Dortmund ist. Erst Anfang der Woche hatte die Stiftung überraschend Evonik-Aktien an institutionelle Investoren verkauft und damit gut 630 Millionen Euro erlöst. Nach dieser Transaktion hat die RAG-Stiftung aber immer noch knapp 59 Prozent an Evonik. Warum der Verkauf erfolgte, war bislang unklar. Nun wird spekuliert, dass das Kapital für ein Engagement bei der Aufzugsparte von Thyssenkrupp eingesetzt wird. Die Stiftung ist ohnehin bestrebt, ihre Investitionen breiter zu streuen. Im Kuratorium sind unter anderem IG BCE-Chef Michael Vassiliadis, der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) vertreten. Bei Thyssenkrupp ist die Krupp-Stiftung ein großer Aktionär.

Es gibt bereits Interesse an der Thyssenkrupp-Sparte von direkten Konkurrenten im Aufzuggeschäft, von Hitachi aus Japan und dem finnischen Kone-Konzern. Daneben könnten verschiedene internationale Finanzinvestoren mitbieten. Experten schätzen den Wert von Thyssenkrupp Elevator auf bis zu 15 Milliarden Euro.

© SZ vom 17.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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