Frauen in Vorständen:Null und nichtig

Wenn Firmen nicht mitziehen, muss die Politik eingreifen.

Von Henrike Roßbach

Es ist nicht schön, wenn sich ohne Druck nur wenig bewegt - und weder die Kraft der Vernunft noch gesundes Gerechtigkeitsempfinden ausreichen, um eine Gesellschaft in akzeptabler Geschwindigkeit voranzubringen. Ein Beispiel ist die Klimapolitik, ein anderes die Förderung von Frauen in der Wirtschaft.

Dass in den Aufsichtsräten hierzulande Frauenquoten von mehr als 30 Prozent nichts Exotisches mehr sind, liegt nämlich weniger daran, dass eine Art kollektive Erleuchtung über die Spitzenmanager des Landes gekommen wäre, sondern schlicht an der verbindlichen Quote, die für viele Firmen seit 2016 gilt. Und obwohl für die vielen gedruckten Studien über die Vorteile gemischter Führungsteams schon sehr viele Bäume sterben mussten: Auch in den Vorständen dürfte der Aufstieg der Frauen sich erst dann spürbar beschleunigen, wenn der Staat eingreift.

Bislang dürfen sich Firmen ungestraft das Ziel setzen, in den nächsten Jahren null Frauen im Vorstand zu haben. Gewiss, für Aufsichtsräte ist der Pool an geeigneten Kandidatinnen größer als für Vorstände. Aber wer sich nur beim Gewinn ehrgeizige Ziele setzt, bei der Beförderung von Frauen in den Vorstand jedoch nicht, darf sich nicht wundern, wenn der Staat ihn irgendwann zum Jagen trägt. Mit allen Schwierigkeiten, die das mit sich bringt.

© SZ vom 20.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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