Bundesliga nach der Winterpause:Der Haaland-Schock

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Kandidaten für die Ersten der Schützenliste: Werner, Haaland und Lewandowski.

(Foto: Getty, dpa, AFP)

Werner, Haaland, Lewandowski - die Bundesliga hat zum Rückrundenstart allerlei Filmreifes zu bieten. Die drei Stürmer verhelfen ihren Klubs zu einem guten Start - nur ein Favorit kommt noch nicht in Fahrt.

Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

Das Ganze erinnert an einen Le-Mans-Start. Diese Form, ein Motorsportrennen in die Spur zu schicken, war einst höchst attraktiv, ist aber aus Sicherheitsgründen aus der Mode gekommen. Alle könnten sich dabei in die Quere kommen, und das wäre im heutigen Temporausch noch viel gefährlicher als bei der Erstaufführung im Jahr 1925.

Bei einem Le-Mans-Start parken die Fahrzeuge üblicherweise quer zur Strecke, Reifen an Reifen, eng an eng, so wie Leipzig, Gladbach, Bayern, Dortmund und Schalke kurz vor Weihnachten in der Bundesligatabelle geparkt worden waren. Zentrales Charakteristikum des Le-Mans-Starts ist es, dass die Fahrer zunächst nicht im Fahrzeug sitzen, sie sind in Linie auf der gegenüberliegenden Straßenseite aufgereiht und spurten rüber, sobald das Startsignal gegeben wird.

Es ist diese Ungewissheit, die den Reiz ausmacht: Springt das Fahrzeug sofort an, sobald die Zündmechanik aktiviert wird? Wie beim FC Bayern, der mit seinem Kickstart beim 4:0 in Berlin die Botschaft an die Konkurrenz verbunden hat: Hurra, wir leben noch! Wir setzen den Blinker und scheren aus zum Überholen.

Oder bockt die Karre? Bleibt sie beim Rückrunden-Auftakt einfach stehen wie die Borussia aus Mönchengladbach Freitagabend auf Schalke? Die Borussen wären in der Schalker Arena wohl heute noch - schockgefrostet - vermutet worden, hätte es nicht schnell Entwarnung gegeben: Dem 0:2 gegen, wie es in solchen Fällen heißt, in allen Belangen überlegene Schalke folgte am Samstag ein kaum weniger deprimierendes 1:3 der B-Elf in einem Frustbewältigungsspiel beim Drittligisten MSV Duisburg. Klassischer Fehlstart! Zurück in die Garage!

Nur nicht stehen bleiben, irgendwie Fahrt aufnehmen, das ist wichtig, wenn es im Fußball nach der Le-Mans-Formel losgeht. Niemand weiß, wie er aus der Winterpause kommt. Hat das Trainingslager in Marbella oder Katar angeschlagen? Zieht der Neue? Wird der Alte schon vermisst? Greifen die Korrekturen?

Besser ein Klapperstart als gar keiner: 0:1 lag Tabellenführer RB Leipzig gegen Union Berlin zurück, 0:2 Borussia Dortmund in Augsburg. Dann aber zeigte sich, wie wichtig die individuelle Qualität der Piloten ist, die das Steuer an sich reißen. Für Leipzig drehte Timo Werner das Spiel. Für Dortmund war es das seit Wochen angedrohte Auftauchen einer skandinavischen Urgewalt: Dritter Ballkontakt, erstes Tor; drei Treffer in 23 Minuten. Der Trainer des Gegners, Augsburgs Martin Schmidt, diagnostizierte seiner Elf später einen paralysierenden "Haaland-Schock", nachdem Erling Braut Haaland, 19, ein Hüne mit enger Ballführung, in der 56 Minute von den Dortmundern ins Spiel befohlen worden war.

Bayern muss damit klarkommen, dass Timo Werner ihnen in die Quere kommen könnte

Fairerweise sollte nach Auftauchen des von RB Salzburg importierten Norwegers eine neue, eine dritte Wertung neben Tabelle und Torjägerliste ins Rampenlicht gerückt werden. In der Tabelle ist das Feld dicht gestaffelt wie selten, die Schützenliste ist ebenso spannend zu lesen: Erster sind nun Timo Werner und Robert Lewandowski gleichauf mit 20 Toren. Für eine dritte Wertung, eine spezielle Rückrunden-Torjägerliste, aber sollten Werner/Lewandowski auf Null gestellt werden, damit Haaland zumindest im Quervergleich noch seine Chance hat.

Mit zwei sehenswerten Toren gegen Union dokumentierte Timo Werner erneut, warum es ein Fehler des FC Bayern gewesen sein könnte, den Nationalstürmer nicht ins eigene Personaltableau zu integrieren. Zu Uli-Hoeneß-Zeiten holten die Münchner einst Spieler schon einmal, nur damit der Rivale sie nicht hat. Auf eine solche Chance haben die Bayern im Sommer aus taktischen Erwägungen verzichtet. Nun müssen sie damit klarkommen, dass ausgerechnet Leipzigs Werner ihnen in die Quere kommen kann.

1970 hat Hollywood Le Mans gedreht, einen Rennfilm mit Steve McQueen in der Hauptrolle. Falls es sich beim Start um keine optische Täuschung handelt, so hat auch die Bundesliga in ihrem neuen Programm sehr viel Filmreifes zu bieten.

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