Kommunalwahl in Au-Haidhausen:Wahres Lebensgefühl

Maxwerk in den Maximiliansanlagen

Die Fassade des Maxwerks soll vom Frühjahr an von Graffiti befreit sein. Ohne, dass ein Lokal einzieht.

(Foto: Florian Peljak)

Die Debatte um das Maxwerk zeigt, wofür die Parteien stehen

Von Johannes Korsche, Haidhausen

Die Diskussion über das Maxwerk räumte während der nun zu Ende gehenden Amtsperiode mit zwei Vorurteilen auf, mit denen sich politische Parteien im Allgemeinen und der Bezirksausschuss im Besonderen oft konfrontiert sehen. Erstens, die Parteien seien austauschbar geworden. Wer in politischen Gremien sitze, sei doch letztlich egal, heißt es schnell. Und, zweitens, könne ein Bezirksausschuss (BA) ja ohnehin nicht viel bewirken. Wer aufs Maxwerk blickt, wird da widersprechen. Ein Grund, sich die Debatte noch einmal genauer anzusehen.

Die Kontroverse, wie es mit einem der ältesten noch laufenden Wasserkraftwerke Bayerns weitergehen soll, nahm Anfang 2017 Fahrt auf. Damals legte die Augustiner-Brauerei ihre Pläne für ein Lokal mit etwa 430 Plätzen vor, knapp 200 davon auf dem Dach. Später war die Brauerei bereit, die Anzahl der Plätze zu reduzieren, so es sich denn rechnen würde. Doch da hatte sich schon heftiger Widerstand gegen eine "Großgastronomie im Maxwerk" gebildet. Zwar bildeten SPD und CSU eine breite Front gegen diese Pläne. Allerdings war der Fokus ein anderer. Auch die Rolle der Grünen gibt interessante Einblicke, wie sie sich ihr Viertel vorstellen konnten.

Die SPD stellte vor allem das umliegende Landschaftsschutzgebiet und den Freizeitwert der Maximiliansanlagen in den Vordergrund. Die dürften nicht zu einer Art erweitertem Biergarten werden. Adelheid Dietz-Will (SPD) empfahl, doch mal dort spazieren zu gehen, um die Bedeutung der Anlagen für das Viertel und seine Bewohner zu verstehen. Dem schloss sich die CSU an, doch dem Denkmalschutzbeauftragten Nikolaus Haeusgen (CSU) war etwas anderes wichtiger: Im Vordergrund stand der Umgang mit dem Gebäude selbst und dessen Zustand. So erklärt sich auch, dass die CSU ein "Pflichtenheft" für einen künftigen Betreiber anregte, als ein Lokal im Maxwerk noch wahrscheinlich war. Zum Beispiel sollten Heizpilze auf dem Dach die Außenwirkung des Gebäudes nicht beeinträchtigen.

Die Grünen fanden beim Maxwerk keine einheitliche und durchgängige Position. Waren manche dagegen, betonte Lydia Dietrich, die für die Grünen im Stadtrat und im Bezirksausschuss saß und für beides nicht erneut kandidiert, die Vorteile eines Lokals. Die Sanierung des Maxwerks könne auf diese Weise finanziert werden, führte sie an. Es bestehe die Chance, dass auf diese Weise am Isarufer ein "wundervoller Ort" entsteht. Ganz im Sinne eines in ihren Augen urban-hippen Lebensgefühls. Dem stand für die SPD vor allem der Charakter der Maximiliansanlagen entgegen, für die CSU vor allem der Umgang mit dem Baudenkmal selbst.

Die Gastro-Gegner im BA bauten dann einen solchen Druck auf, dass sich die Brauerei zurückzog - auch weil ein kleineres Lokal kaum wirtschaftlich zu betreiben gewesen wäre. Augustiner wolle nichts gegen den Bürgerwillen durchdrücken, hieß es damals von der Brauerei. Seither betonen die Stadtwerke, denen das Wasserkraftwerk gehört, "aktuell keine Pläne, die über die Nutzung des Maxwerks zur Energieerzeugung hinausgehen", zu verfolgen. Derzeit liefen laut Stadtwerke "konkrete Planungen und Vorbereitungen" für eine "denkmalschutzkonforme Sanierung der Fassade". Ein spezieller Anstrich sowie eine Umzäunung des Maxwerks als Schutz vor Graffiti und Vandalismus "kann es aus Denkmalschutzgründen nicht geben". Im Frühjahr 2020 soll die Sanierung beginnen. So könnte die Kontroverse ums Maxwerk zu einem Ende kommen, bevor die neuen BA-Mitglieder ihre Arbeit aufnehmen.

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