Verkehrsplanung:Kompromiss für den Altstadtring

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Die Gestaltung der Verkehrsführung auf dem Thomas-Wimmer-Ring war noch kurz vor der Entscheidung sehr emotional debattiert worden. (Foto: Florian Peljak)

Autofahrer müssen künftig mit zwei Spuren weniger auskommen, die Situation für Radler wird noch einmal geprüft

Von Andreas Schubert

Für den Geschmack von Stadträtin Brigitte Wolf (Linke) hat sich ihr CSU-Stadtratskollege Hans Podiuk am Mittwoch ein wenig im Ton vergriffen. Er bezeichnete die vom Planungsreferat zunächst vorgeschlagene Neugestaltung des Thomas-Wimmer-Rings mit nur einer Autospur Richtung Norden als "Anschlag auf die Autofahrer und die Sicherheit der Bürger", der nun "Gott sei Dank" und "krachend" gescheitert sei. Eine derartige Wortwahl möge er bitte "selbst im Wahlkampf" unterlassen, so Wolf.

Podiuks Beitrag zeigt, wie emotional derzeit in München selbst über einzelne Fahrspuren und Tiefgaragen-Ausfahrten debattiert wird. Denn die Frage, ob nun der Autoverkehr zwischen Isartor und Maximilianstraße zweispurig rollen darf, ist auch ein Teil der ganz grundsätzlichen Debatte, wie künftig der öffentliche Raum umzuverteilen sei. Zur Erinnerung: Die Immobilienfirma Wöhr und Bauer errichtet derzeit am Thomas-Wimmer-Ring eine Tiefgarage mit 520 Stellplätzen. Auf der Ostseite des Rings ist eine Ausfahrt geplant. Damit die ausfahrenden Autos dem Radverkehr auf dem künftigen Altstadt-Radlring nicht in die Quere kommen, soll der Radweg hinter der Auffahrtsrampe der Garage verlaufen. Um nicht zu viel Grünflächen opfern zu müssen, hatte die Verwaltung vorgeschlagen, den Radweg einerseits teilweise auf der früheren Fahrspur verlaufen zu lassen und kurz vor der Ausfahrt eine neue Grünfläche als Ersatz zu schaffen, wodurch eben nur noch eine Fahrspur übrig geblieben wäre.

Verkehrsplanung
:Neue Pläne für den Thomas-Wimmer-Ring

Nach Ende der Bauarbeiten müssen Autofahrer womöglich mit drei statt der geplanten fünf Fahrstreifen auskommen - dafür soll der Radverkehr ungehindert fließen können. CSU und SPD reagieren skeptisch.

Von Andreas Schubert

Diesem Vorschlag wollte der Planungsausschuss vergangene Woche nicht zustimmen. Am Freitag dann stellte Wöhr und Bauer einen Plan vor, bei dem jeweils zwei von vormals drei Fahrspuren erhalten bleiben und gleichzeitig auf der zur Altstadt hingewandten Westseite des Rings eine neue Grünfläche mit neuen Bäume angelegt werden kann. Der Verlust an Grünflächen mit neuen Bäumen, die eigentlich auf der Ostseite vorgesehen waren, wird so also gleich ganz in der Nähe wieder ausgeglichen. Dafür fällt allerdings die Haltespur für Touristenbusse auf der Westseite des Rings weg.

Das sah nun auch die neue Vorlage des Planungsreferats vor, auf die sich die Vollversammlung des Stadtrats nun geeinigt hat. Ausschlaggebend war unter anderem das Argument, dass bei nur einer Spur in nördlicher Richtung sonst Einsatzfahrzeuge von Feuerwehr, Sanitätern und Polizei möglicherweise im Stau stecken bleiben könnten. Über den geplanten Radweg könnten die Einsatzfahrzeuge aus statischen Gründen nicht ausweichen.

Die zweite Spur gen Norden hat auch den Vorteil, dass hier die Möglichkeit erhalten bleibt, später auch Linienbusse fahren und halten zu lassen. Reisebusse sollen auf Antrag der SPD künftig in der Gegenrichtung auf Höhe der Frauenstraße halten, zumindest vorübergehend, bis es ein Reisebus-Konzept für die gesamte Innenstadt gibt. Auf Antrag der Grünen wird nun noch einmal geprüft, wie sich potenzielle Engstellen für Radler vermeiden lassen. Durch die Neuplanung und kleine bauliche Änderungen an den Tiefgaragenausgängen könnten laut unverbindlicher Schätzung von Baureferentin Rosemarie Hingerl auf die Stadt Mehrkosten von etwa 250 000 Euro zukommen.

© SZ vom 23.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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