Altstadt:Pegida sagt Demo bei der Synagoge ab

Synagoge in München, 2015

Pegida wollte am Freitagnachmittag auf dem Jakobsplatz demonstrieren, die Stadt erlaubte aber nur eine Kundgebung ein Stück weit entfernt.

(Foto: Florian Peljak)
  • Die rechtsextremistische Pegida hat in der Nacht zu Freitag ihre für den Nachmittag geplante Kundgebung in der Nähe der Synagoge abgesagt.
  • Die Initiatoren einer Gegendemo aus dem Bündnis "München ist bunt" werten dies als Erfolg ihres Aufrufs, eine Menschenkette um das jüdische Gemeindezentrum zu bilden.
  • Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, zeigt sich erleichtert, sieht den Ärger um die Genehmigung der Pegida-Demo aber als Zeichen dafür, "dass mit unseren Gesetzen und ihrer Auslegung etwas im Argen liegt".

Von Kassian Stroh

Die rechtsextremistische Pegida-Bewegung hat ihre für heute Nachmittag geplante Kundgebung nahe der Münchner Synagoge abgesagt. Das teilte der SPD-Stadtrat Christian Vorländer der Süddeutschen Zeitung am Morgen mit. Das Kreisverwaltungsreferat (KVR) bestätigte, dass Pegida München in der Nacht per E-Mail seine "Versammlungsanzeige" zurückgezogen hat. "Dass die klein beigeben, ist ein toller Erfolg" und ein Zeichen "für das bunte München und gegen Antisemitismus", sagte Vorländer. Das Bündnis "München ist bunt" hatte zu einer großen Gegendemonstration aufgerufen.

Ursprünglich wollte Pegida heute, am Beginn des Schabbats, direkt vor der Synagoge gegen den jüdischen Glauben agitieren. Ihr Chef, Heinz Meyer, der für die NPD-Tarnliste BIA als Oberbürgermeisterkandidat bei der Kommunalwahl antreten will, möchte "Beschneidung von Säuglingen und Kindern verbieten". Das KVR untersagte die Kundgebung auf dem Jakobsplatz, weil die öffentliche Sicherheit und Ordnung gefährdet seien, ließ sie aber etwa 100 Meter weiter an der Ecke Sendlinger Straße und Dultstraße zu.

Das hatte Protest hervorgerufen: Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, nannte es sehr enttäuschend, "dass die Verwaltung eine Demonstration mit so deutlich antisemitischer Themensetzung in Hörweite des Jüdischen Zentrums gestattet". Um gegen Pegida zu demonstrieren, rief "München ist bunt" dazu auf, eine Menschenkette um das jüdische Gemeindezentrum zu bilden.

Diese werde es nun nicht geben, sagte Micky Wenngatz, die Vorsitzende von "München ist bunt", am Freitagvormittag. Man werde sich aber trotzdem um 16 Uhr am Jakobsplatz zu einer Demo treffen - auch wenn nach der Pegida-Absage weniger Menschen kommen dürften. "Wir werden da sein", sagte Wenngatz, denn das "Anliegen, sich gegen Antisemitismus zu stellen", sei weiter aktuell. Meyer habe Ort und Zeit seiner Kundgebung ja ganz bewusst gewählt: an der Synagoge, zu Beginn des Schabbats und drei Tage vor dem 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz.

Den Schabbat, den siebten Tag der Woche, als Ruhetag einzuhalten, ist eine wichtige Regel für alle Juden. Er beginnt am Freitag mit dem Sonnenuntergang, heute ist das um 17 Uhr. Dass Münchens Juden nun ungestört in die Synagoge gehen könnten, freue ihn, sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter. Auch er sprach von einem "Erfolg für das gesellschaftliche Engagement unserer Stadtgesellschaft". Marian Offman, der einzige jüdische Stadtrat in München, zeigte sich am Freitag "unglaublich erleichtert"; er habe befürchtet, dass es zu Auseinandersetzungen kommen könnte. "Der Protest hat Früchte getragen, das ist für München wichtig", sagte Offman. Er hoffe nun, dass dies das Ende von Pegida in München sei.

Knobloch sagte, sie sei zwar erleichtert; zugleich dürfe es aber nicht sein, "dass eine solche Kundgebung nur dank der Absage des Veranstalters nicht stattfindet". Die Tatsache, dass die Pegida-Demonstration genehmigt worden sei, sei für sie ein Zeichen dafür, "dass mit unseren Gesetzen und ihrer Auslegung etwas im Argen liegt".

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