Ausbildungsgehälter:Was Azubis verdienen

Lesezeit: 2 min

Zwar sind die Azubi-Gehälter der Schornsteinfeger im vergangenen Jahr um 16 Prozent gestiegen, im Westen verdienen sie aber immer noch am wenigsten. (Foto: dpa)
  • In Westdeutschland wurden angehende Zimmerinnen und Zimmer im vergangenen Jahr am besten bezahlt. Im Osten waren es künftige Bankkauffrauen und -männer.
  • Durchschnittlich verdienten Auszubildende 939 Euro im Monat - 3,8 Prozent mehr als noch 2018.
  • Diese Zahlen gehen auf Daten des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zurück.

Von Henrike Roßbach, Berlin

Wer viel verdienen will während seiner Ausbildung, sollte schwindelfrei sein. 2019 waren es nämlich die angehenden Zimmerer und Zimmerinnen, die mit 1263 Euro im Monat die höchste Ausbildungsvergütung bekamen - und die sind ja öfter mal auf Dächern unterwegs. Allerdings gilt diese Vergütung nur für Westdeutschland. Im Osten lohnt sich dagegen eher eine Banklehre: Mit 1089 Euro führten dort die zukünftigen Bankkauffrauen und -männer die Rangliste an. Das geht aus der aktuellen Auswertung der tariflichen Ausbildungsvergütungen des vergangenen Jahres hervor, die das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) an diesem Mittwoch veröffentlichen will.

Seit 1976 analysiert das BIBB für seine Statistik die tariflichen Ausbildungsvergütungen in den verschiedenen Branchen und Regionen und errechnet dann Durchschnittswerte für die einzelnen Berufe und Lehrjahre - dieses Mal 168 Berufe in West- und 110 Berufe in Ostdeutschland. Die aktuellen Ergebnisse, die der Süddeutschen Zeitung vorab vorlagen, zeigen große Unterschiede zwischen den Vergütungen. Den niedrigsten Azubilohn bekamen im Westen mit 607 Euro angehende Schornsteinfeger, gefolgt von Friseurinnen mit 625 Euro.

Berufsbachelor
:"Eine Lehre wertet das ab, nicht auf"

Sollen Konditoren und Klempnerinnen ihre eigenen Bachelor bekommen? Peter-André Alt, Chef der Hochschulrektoren, protestiert gegen den Plan: Der Berufsbildung würde der Titel sogar schaden.

Interview von Bernd Kramer

Im Osten sind letztere Schlusslicht: Die tarifliche Ausbildungsvergütung lag bei nur 413 Euro im Monat. Platz zwei von unten im Osten: Floristinnen mit 572 Euro. Die Schlechtverdiener unter den tarifgebundenen Azubis sind allerdings in der Minderheit. Auf weniger als 800 Euro im Monat kamen im Westen nur ein knappes Viertel der Lehrlinge, im Osten waren es ein Drittel. Mehr als 1000 Euro dagegen verdienten im Westen 40 Prozent, im Osten 35 Prozent.

Besonders gut wird im öffentlichen Dienst gezahlt

Besonders niedrige Verdienste sind auch vor dem Hintergrund der neuen Mindestausbildungsvergütung ein Thema. Seit diesem Jahr müssen Betriebe ihren Azubis im ersten Lehrjahr mindestens 515 Euro im Monat zahlen. Sie gilt aber nur für nicht tarifgebundene Unternehmen. Tarifverträge haben Vorrang - sowohl solche, die höhere Vergütungen vorsehen, als auch solche, in denen niedrigere Azubilöhne vereinbart sind. Den BIBB-Daten nach aber fielen in Ostdeutschland nur fünf Prozent und im Westen sogar nur zwei Prozent der Azubis unter tarifvertragliche Regelungen, die zu Vergütungen von höchstens 600 Euro im Monat führen. Durchschnittlich verdienten Auszubildende laut BIBB 939 Euro im Monat, 3,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Besonders hoch sind die durchschnittlichen Vergütungen für die Nachwuchskräfte im öffentlichen Dienst, gefolgt von Industrie und Handel. Am unteren Ende der Skala lag abermals das Handwerk; hier finden sich besonders viele Ausbildungsberufe mit Vergütungen von höchstens 800 Euro. Weil sich aber auch im Handwerk der Lehrlingsmangel schon seit geraumer Zeit bemerkbar macht, gibt es auch in diesem Wirtschaftszweig außerordentlich gut bezahlte Ausbildungsberufe - ein Beispiel sind besagte Zimmerer.

Das BIBB weist zudem darauf hin, dass die Ausbildungsvergütung in den Berufen am unteren Ende der Lohnskala zuletzt besonders stark gestiegen seien: Bei den Schornsteinfegern etwa stiegen die Azubilöhne um 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr, bei den Friseurinnen um sieben Prozent.

© SZ vom 29.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusNach dem EuGH-Urteil
:Wie die Arbeitszeiterfassung gelingen kann

In Deutschland müssen bald alle Arbeitszeiten dokumentiert werden, zur Not auf Papier. Ein Gutachten zeigt, wie sich dafür das deutsche Arbeitsrecht ändern müsste. Streit ist programmiert.

Von Henrike Roßbach

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: