Super-Bowl-Sieger Kansas City:"Wir haben immer an ihn geglaubt"

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Machte seine Fehler wieder gut und führte sein Team zum Super-Bowl-Sieg: Chiefs-Quarterback Patrick Mahomes. (Foto: AP)
  • Die Kansas City Chiefs besiegen im Super Bowl die San Francisco 49ers mit 31:20.
  • Das Team holt kurz vor Schluss einen zwischenzeitlichen Rückstand von 10:20 auf und gewinnt den ersten Super Bowl seit 50 Jahren.
  • Quarterback Patrick Mahomes wird als wertvollster Spieler ausgezeichnet.

Von Christoph Leischwitz, Miami

Es hat diesmal noch länger gedauert als sonst mit der Aufholjagd, aber das macht die Heldensaga nur noch gewaltiger. "Die Jungs um mich herum haben immer an mich geglaubt", sagte Patrick Mahomes also nach dem Spiel mit reichlich Pathos in der Stimme, und seine Mitspieler und sein Trainer Andy Reid bestätigten: "Wir haben immer an ihn geglaubt." Und weil Mahomes seine eigenen Fehler wieder wettmachte, wurde es diesmal wieder ein aufregender Super Bowl, mit unerwarteten Wendungen und vielen Punkten, nicht so wie im vergangenen Jahr, als der hohe Favorit New England Patriots mit biederer Football-Kost 13:3 gegen die Los Angeles Rams gewann.

Wieso hätten sie auch nicht an Mahomes glauben sollen? Man könnte ja fast meinen, die Kansas City Chiefs liegen einfach gerne zurück. Nur um es spannend zu machen. In den Playoffs waren es einmal sogar 27 Punkte Rückstand. Im Finale um den Super Bowl am Sonntagabend in Miami Gardens lag Mahomes mit seiner Mannschaft nach dem dritten Viertel 10:20 zurück, gegen die San Francisco 49ers, die mit zunehmender Spieldauer immer dominanter auftraten. Sie wirkten, als hätten sie in dieser verrückten Woche im schrillen Miami mit seinem karnevalesken Rummel besser den Fokus aufs Spiel behalten. Und vor allem, als hätten sie während der Halbzeit-Show mit Jennifer Lopez und Shakira die bessere Gegner-Analyse gehabt.

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Nachdem er den ersten Touchdown für die Chiefs erlaufen hatte, war hingegen Mahomes immer unsicherer geworden. Einmal ließ er sich den Ball aus der Hand schlagen, einen Spielzug später warf er den Ball in die Arme der Gegner. "Ich muss an meiner Ballsicherheit arbeiten. Vielleicht stehen ja am Dienstag im Training ein paar Drills an", scherzte er später. Natürlich wird Mahomes am Dienstag nicht ins Training gehen.

Mahomes findet doch noch seinen Lieblings-Receiver

Der 24-jährige Quarterback mit den spektakulären Würfen und Läufen schien diesmal tatsächlich schlagbar. Nach 45 Minuten hatte er gerade einmal maue 145 Yards geworfen, die ganz weiten Pässe für die Geschichtsbücher waren bis zu diesem Zeitpunkt auf beiden Seiten ausgeblieben. Doch sieben Minuten vor Schluss kam einer dieser besonderen Momente, ein 44-Yard-Pass, auf Mahomes' Lieblings-Receiver Tyreek Hill. Danach gingen die Chiefs in Führung, und sie gaben sie nicht nur nicht mehr her, sondern sie gewannen am Schluss sogar unerwartet deutlich 31:20.

Die Fans aus Kansas City, die akustisch schon von Beginn an vorne lagen, waren komplett aus dem Häuschen. Tight End Travis Kelce griff nach dem Spiel einen Gesang der Anhänger auf, die auf die Melodie von "You gotta fight for your right to party" gegrölt hatten: "You gotta fight for your right to Lombardi." Der Pokal, um den es beim Super Bowl geht, wird Lombardi Trophy genannt. Und diese reist nun zum 100. Geburtstag der NFL wieder in den US-Bundesstaat Missouri - genau 50 Jahre nachdem die Chiefs das letzte Mal im Finale standen. So lange soll es bis zum nächsten Mal übrigens nicht dauern: Die Chiefs gelten bei den Buchmachern schon jetzt als Top-Favorit für die kommende Saison.

Was war vor dem Spiel nicht alles über die Stars der beiden Mannschaften geredet worden, über die vielen Offensivspieler der Chiefs, die oft als "Waffen" bezeichnet werden, und darüber, wer von ihnen im Super Bowl am ehesten zünden würde. Doch dann schien es sehr lange, als würde es überhaupt nicht der Abend der erwartbaren Stars werden. Auf Seiten der Chiefs kamen Tyreek Hill und Travis Kelce überhaupt nicht zum Zug, bei den 49ers führte der Ballträger Raheem Mostert, der erfolgreichste Spieler der gesamten Playoffs, keinen einzigen Lauf aus. Erst als der Abend immer später wurde, kamen sie mehr ins Spiel. Doch was war mit Mahomes los?

Der junge Quarterback wirkte schon kurz nach dem Spiel recht aufgeräumt. Er wolle so viele Super Bowls wie möglich gewinnen, hatte er vor der Partie gesagt. Nach dem Abpfiff bestätigte er noch einmal, dass er diesen Erfolg tatsächlich nur als ersten Schritt sehe "zu dem, wo ich hinwill". Er gab zu, dass seine schwache Phase im dritten Viertel vor allem auf ein paar harte Hits zuvor zurückzuführen sei, die ihn mitgenommen hatten. Oft hatte er zu viel Zeit gebraucht, um den Ball zu werfen, manchmal fehlte ihm ungewöhnlicherweise die Genauigkeit. So ließ er sich gleich zu zwei Interceptions hinreißen, in der gesamten Saison waren es zuvor nur fünf gewesen.

Der 49ers-Trainer muss zum zweiten Mal getröstet werden

Dass Mahomes die Scharte selbst wieder ausgewetzt hatte, brachte ihm dann auch den Award für den wertvollsten Spieler (MVP), wenngleich das ein wenig unfair war. Chiefs-Runningback Damien Williams hatte über das gesamte Spiel hinweg eine solide Leistung gezeigt und zwei Touchdowns erzielt. Doch einem Quarterback den MVP wegzunehmen, das ist einem weniger renommierten Runningback schon Jahrzehnte nicht mehr gelungen.

"Okay, keine Verletzungen", sagte Andy Reid, als er lange nach dem Spiel vors Podium trat. Die Mannschaft habe ja wild gefeiert, vor allem ihn, Reid, denn für die Trainerlegende war es der erste Super-Bowl-Erfolg. Aus der Kabine ertönte noch der "Tomahawk Chop", ein Fangesang der Chiefs, was ja so viel bedeutet wie: Häuptlinge.

50 Meter entfernt in den Katakomben des Stadions trat zu dieser Zeit ein älterer Herr in die Kabine der 49ers, gestützt auf den Arm seiner Ehefrau, er wirkte sehr enttäuscht. Es war Mike Shanahan, der seinen Sohn trösten wollte. Dieser hatte gerade zum zweiten Mal einen Super Bowl verloren, einmal als Co-, diesmal als Cheftrainer. Kyle Shanahan gilt als einer der besten seines Fachs. Womöglich wird auch für ihn bald eine Ära beginnen. Nur noch nicht am Sonntagabend in Miami.

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