Coronavirus:Zehn Infizierte auf Kreuzfahrtschiff in Japan

Lesezeit: 3 min

Blick auf das Quarantäne-Schiff: Eine Filmcrew macht Aufnahmen von der "Diamond Princess", die vor Yokohama ankert. (Foto: REUTERS)
  • Zehn Passagiere eines Kreuzfahrtschiffs vor Japan sind mit dem neuartigen Coronavirus infiziert.
  • An Bord befinden sich nach Angaben der Reederei auch acht Deutsche. Bei ihnen wurde bislang keine Infektion festgestellt.
  • Von Dienstag auf Mittwoch stieg die Zahl der bestätigten Fälle in China um 3887 auf 24 324 und die Zahl der Toten um 65 auf 490.

Zehn Passagiere des Kreuzfahrtschiffs Diamond Cruise vor Japan sind mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. Das gab das japanische Gesundheitsministerium am Mittwoch bekannt.

Wie die Reederei am Mittwoch bestätigte, handelt es sich bei den Betroffenen um drei Passagiere aus Japan, zwei aus Australien, drei aus Hongkong und einen Gast aus den USA sowie um ein Crewmitglied aus den Philippinen. Sie wurden in der Tokioter Nachbarprovinz Kanagawa, wo das Schiff in der Provinzhauptstadt Yokohama vor Anker liegt, ins Krankenhaus gebracht. An Bord befinden sich nach Angaben der Reederei acht Deutsche. Bei ihnen wurde bislang keine Infizierung festgestellt.

Coronavirus
:Was Forscher wissen - und was nicht

Ausbreitung, Ansteckungsgefahr, Verlauf der Erkrankung und Schutz: Was bislang über das neue Coronavirus aus China bekannt ist.

Von Hanno Charisius und Kathrin Zinkant

Das Schiff wurde von den japanischen Behörden unter Quarantäne gestellt, nachdem ein früherer Passagier in Hongkong positiv getestet worden war. Der 80-Jährige war zuvor fünf Tage von Yokohama bis Hongkong an Bord gewesen. Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen und der Toten durch das Virus ist in China erneut schneller gestiegen als in den Tagen zuvor. Bis Mittwoch kletterte die Zahl der Patienten innerhalb eines Tages um 3887 auf 24 324, berichtete die Gesundheitskommission in Peking. Die Zahl der Toten stieg um 65 auf 490.

Auch die Passagiere und Besatzungsmitglieder eines anderen Kreuzfahrtschiffs werden untersucht. Hongkong testet mehr als 1800 Passagiere und Besatzungsmitglieder der World Dream auf eine Infektion mit dem Coronavirus. 30 Angehörige der Crew hätten über Fieber und andere Symptome geklagt, teilen die Hongkonger Behörden mit. Niemand dürfe ohne eine besondere Erlaubnis an Bord. 90 Prozent der Passagiere der World Dream seien Bürger der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong. Vom chinesischen Festland stamme keiner der Reisenden. Allerdings hielten sich vom 19. bis 24. Januar drei Festland-Chinesen auf dem Schiff auf, bei denen das Virus festgestellt wurde. Mit ihnen habe keiner der jetzigen Passagiere Kontakt gehabt.

Reisebeschränkungen wegen Coronavirus
:Viele Staaten wollen auf Nummer sicher gehen

Immer mehr Länder schotten sich wegen des Virus gegen China ab. In Peking liegen mittlerweile offenbar die Nerven blank. Der chinesische Botschafter in Israel bemüht einen drastischen Vergleich.

Von Alexandra Föderl-Schmid, Tel Aviv, und Viktoria Großmann

Wegen des Virus schließt das Glücksspiel-Eldorado Macao seine Casinos für einen halben Monat. Der Regierungschef der chinesischen Sonderverwaltungsregion, Ho lat Seng, ordnete die Maßnahme an, nachdem neun der zehn Virus-Fälle in Macao in der Glücksspielindustrie festgestellt worden waren. Damit verliert Macao seine wichtigste Einnahmequelle. Die Umsätze in der ehemaligen portugiesischen Enklave sind größer als in Las Vegas.

Im Kampf gegen die Lungenkrankheit forderte Chinas Präsident Xi Jinping beim Treffen des Politbüros "rasche und entschlossene Maßnahmen", wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Er rief zu einer "strikten Durchsetzung" von Anordnungen und Verboten auf. Im Kampf gegen die Epidemie gehe es nicht nur um Leben und Gesundheit der Menschen, sondern auch um wirtschaftliche und soziale Stabilität.

Außerhalb von Festland-China gibt es in mehr als zwei Dutzend Ländern etwa 220 Coronavirus-Fälle, davon zwölf in Deutschland. In Hongkong und den Philippinen sind zwei Patienten gestorben.

Deutsche Patienten wohlauf

Die Sterblichkeitsrate der Lungenkrankheit liegt in China im Schnitt bei 2,1 Prozent. Das würde bedeuten, dass etwa jeder 50. nachweislich Erkrankte an dem Virus stirbt. In Wuhan erreiche die Mortalität aber 4,9 Prozent, sagte Jiao Yahui von der Gesundheitskommission in China. Experten führen diese hohen Werte dort darauf zurück, dass vor allem schwer Erkrankte identifiziert werden.

Das Coronavirus kann nach Erkenntnissen deutscher Forschungsinstitute auch von Patienten mit nur sehr milden Krankheitssymptomen übertragen werden. Die Charité in Berlin, die München Klinik Schwabing und das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr teilten vergangene Woche in einer gemeinsamen Erklärung mit, dass einige der derzeit in der Klinik Schwabing in München behandelten Patienten auch bei nur schwachen Symptomen ansteckende Viren in ihrem Nasen-Rachen-Raum zeigten.

Zudem sei festgestellt worden, dass sich das Virus unabhängig von der Lunge auch im Nasen-Rachen-Raum und im Verdauungstrakt vermehrt. Diese Beobachtungen seien deutliche Hinweise für eine Übertragbarkeit bereits bei milder oder beginnender Erkältungssymptomatik wie zum Beispiel Halsschmerzen, einer Nasennebenhöhlen-Infektion oder nur einem leichten Krankheitsgefühl ohne Fieber.

Deutschland und Frankreich wollen ein EU-weit einheitliches Vorgehen bei der Epidemie erreichen. Ein entsprechendes Ministertreffen solle in den kommenden acht Tagen stattfinden, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn nach einem Treffen mit seiner französischen Kollegin Agnès Buzyn in Paris. Mehrere Länder wie Taiwan, die USA, Australien oder Neuseeland haben inzwischen Einreisebeschränkungen für Chinesen oder Ausländer erlassen, die aus China kommen. Auch haben mehrere Staaten ihre Bürger mit Sonderflugzeugen aus der weitgehend abgeschotteten Stadt Wuhan zurückgeholt.

© SZ.de/dpa/mxm/saul - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusCoronavirus
:Gefangen in Wuhan

Die chinesische Regierung sagt, sie habe alles im Griff. Doch Krankenwagen holen keine Menschen mit Fieber, Tote müssen umgehend verbrannt werden und niemand darf raus. Szenen aus einem dystopischen Land.

Von Lea Deuber

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: