RB Leipzig:Und jetzt auch noch gegen Bayern

Eintracht Frankfurt - RB Leipzig

Julian Nagelsmann: Braucht neue Ideen gegen Bayern

(Foto: dpa)
  • Seit dem Ende der Winterpause, die sie als Tabellenführer verbrachten, läuft es nicht mehr ganz so rund für RB Leipzig.
  • Den DFB-Pokal müssen sie nach der Pleite gegen Frankfurt abschreiben.
  • Das anstehende Spiel gegen den FC Bayern könnte für das Team von Julian Nagelsmann kaum ungelegener kommen.

Von Johannes Aumüller, Frankfurt

Als Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann vor gut anderthalb Wochen den Arbeitstag in Frankfurt als Verlierer beendet hatte, gab er ein überraschendes Statement ab. Recht harsch ging er nach dem 0:2 im Ligaspiel sein Team an, bemängelte unter anderem Einstellung und Engagement im Training und hielt einen Vortrag, der fortan das Etikett "Gipfelkreuz-Rede" erhielt: "Wollen wir ans Gipfelkreuz oder drunter parken, was essen und trinken und dann wieder runtergehen?"

Am Dienstagabend saß Nagelsmann wieder als Verlierer in Frankfurt, raus aus dem DFB-Pokal nach einem 1:3 (0:1), aber nach dem neuerlichen Rückschlag war er von einer Spielerschelte weit entfernt. Stattdessen versuchte er es eher mit einem Mix aus Schnippigkeit und Ironie. "Auf jeden Fall fahren wir nicht nach München und singen: Wir fahren nach Berlin", sagte er zur Frage, welche Bedeutung das Pokal-Aus fürs Spiel beim FC Bayern am Sonntag habe. Und an anderer Stelle erklärte er, jetzt keine zu langen Ausführungen machen zu können: "Sonst sitzen wir morgen früh noch hier, und wir spielen am Sonntag ja schon das allerwichtigste Spiel des Jahres für die Medienlandschaft."

Fehlpässe, biedere Angriffe, harmlose Abschlüsse

Ja, es steht ein nicht ganz unbedeutendes Spiel an, und es könnte für die Leipziger ungelegener kaum kommen. Seit dem Ende der Winterpause, die sie als Tabellenführer verbrachten, lief es nicht mehr sonderlich gut für sie und lieferten sie kein überzeugendes Spiel mehr ab. In der Liga gab es erst ein eher mühsames 3:1 gegen Union, dann das 0:2 in Frankfurt und danach ein glückliches 2:2 gegen Gladbach. Der Pokal ist seit Dienstag keine Titel-Option mehr, in der Liga kann der Rückstand auf die Spitze am Sonntag vier Punkte betragen, und bald schon kommt Tottenham zum Achtelfinale der Champions League.

So ein Bruch nach einer unerwartet starken Hinrunde kann passieren. Und noch ist der angemessene Begriff für die Lage eher Delle als Krise. Aber es ist auch eine Kernfrage, ob die Leipziger und besonders ihr Trainer richtig damit umgehen - oder ob sie sich nicht auch tiefer hineinproblematisieren in die Gesamtsituation.

Wenn etwa Nagelsmann selbst mit seiner Gipfelkreuz-Rhetorik den kritischen Grundtenor von innen befeuert; wenn es einen Friseurbesuch kurz vor dem Spiel mitsamt begleitender Debatte gibt; oder wenn Angreifer Yussuf Poulsen den - zugegeben abgedroschenen - Begriff von den "Wochen der Wahrheit" so abblockt: "Für euch vielleicht, für uns nicht."

Aber woran liegt es, dass es nicht mehr so läuft? Am Dienstag führten die RBler vor allem die schlechte Chancenverwertung an. Eigentlich hätten sie gut gespielt, aber es fehle "die letzte Effektivität", sagte Poulsen. Ähnlich sah es Trainer Nagelsmann: "In der Hinrunde haben wir aus all den Situationen zumindest mal ein Tor gemacht, heute haben wir aus den vier sehr guten Chancen in der ersten Halbzeit kein Tor gemacht. Gegen Frankfurt sollten vier gute Abschlüsse reichen."

Schon die Aufstellung sendete ein Signal

In der Tat hatte RB gleich zu Beginn ein paar gute Gelegenheiten, ehe der Handelfmeter von André Silva Frankfurt in Führung brachte (17.). Aber danach offenbarten sich auch ein paar andere Auffälligkeiten, die teils strukturelle Probleme spiegelten. So zeigte sich einmal mehr, wie schwer sich Leipzig tut, wenn es in Rückstand liegend gegen Konter-Teams spielen muss - und in den vergangenen sechs Spielen geriet man stets in Rückstand. Der Spielaufbau von hinten heraus funktioniert nicht wie gewünscht, und weiter vorne geht es im kleinteiligen Passketten-Spiel dann oft zu uninspiriert und bieder zu.

Dazu kommen ein paar haarsträubende Abspiel-Fehler, am Dienstag praktiziert von Dayot Upamecano vor dem 0:2 durch Filip Kostic (51.). Der Franzose wirkt überspielt, aber draußen lassen kann ihn Nagelsmann auch nicht, weil es in der Defensive angesichts diverser Verletzungen und ausgebliebener Winter-Zugänge an der personellen Substanz fehlt. "Da muss er durch", beschied der RB-Trainer also.

Werner vergibt eine Top-Chance

Nagelsmann selbst hatte seinen Anteil, indem er Torwart Peter Gulacsi und Top-Angreifer Timo Werner auf der Bank ließ. Dafür gab es plausible Argumente, aber es entstand auch das Signal, dass das Pokal-Achtelfinale nicht das allerwichtigste Spiel des Jahres für die Leipziglandschaft sei. Werner immerhin kam später und erzeugte zusammen mit Zugang Dani Olmo mehr Schwung. Aber zu mehr als dem 1:2 durch den Spanier (69.) reichte es nicht mehr, und Werner selbst vergab eine der Top-Chancen der Schlussphase, ehe Kostic in der Nachspielzeit den Endstand erzielte.

Angreifer Poulsen fürchtete nach dem Spiel schon ein Revival der Gipfelkreuz-Rede. "Wir haben teilweise die gleichen Fehler gemacht", sagte er. Die gab es dann nicht, aber während des Spiels fiel auf, wie oft sich Nagelsmann nach vergebenen Chancen oder anderen Unzulänglichkeiten vom Spielfeld abwendete und schimpfend in Richtung Ersatzbank stiefelte.

Neben den vergebenen Chancen hätten ihn auch ein paar strukturelle Sachen gestört, sagte der RB-Trainer später. Aber für Sonntag sei das nicht von allzu großer Relevanz, "weil ich gehe schwer davon aus, dass Bayern ein bisschen anders spielt als Frankfurt. Sie werden wahrscheinlich ein bisschen weniger auf Konter spielen, außer der Hansi Flick hat jetzt noch einen Einfall bis Sonntag." Noch wichtiger wäre wohl für RB, dass der Julian Nagelsmann bis Sonntag noch einen Einfall hat.

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