Wegen des Naturschutzes:Keller will zurück zur Schäftlarner Gretchenfrage

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GU-Bürgermeisterkandidatin Christine Keller ist gegen die Umgehungsstraße auf der Flur, für die sich bereits eine Mehrheit in einem Bürgerentscheid ausgesprochen hat. Stattdessen setzt sie auf Synergieeffekte bei der Gewerbegebietserweiterung Schorn Nord.

Von Marie Hesslinger

Ein Urteil zur Ortsumfahrung von Schäftlarn ist 2019 längst mit dem Bürgerentscheid gefallen - eigentlich. Denn Christine Keller sagt nun: "Die Flurtrasse muss auf jeden Fall noch mal auf den Prüfstand gestellt werden." Die 45-Jährige ist seit der Aufstellungsversammlung im Dezember vergangenen Jahres Kandidatin für das Schäftlarner Bürgermeisteramt für die Gemeindeunion, kurz GU genannt. Derzeit ist Keller in der Kommune auf Tour, um für ihr Programm zu werben. Und dabei spricht sie sich klar gegen eine Umgehungsstraße auf der Flur aus, dem Ergebnis des Bürgerentscheids zum Trotz.

Der Ausgang der laufenden Umweltverträglichkeitsprüfung sei ungewiss, sagt Keller. Zur Erinnerung: Im Mai 2019 hatten mehr als 56 Prozent der Schäftlarner Einwohner die Flurtrasse einer Ortsumfahrung durch den Bannwald vorgezogen. Keller sagt: "Ich bevorzuge die Flurtrasse nicht, weil es wunderschön ist da draußen." Das Areal sei ein Naherholungsgebiet, das es zu schützen gelte.

Keller sucht Synergieeffekte mit den Nachbarkommunen

Die Bürgermeisterkandidatin plädiert für eine Kooperation mit den Nachbarkommunen. Das Gewerbegebiet Schorn Nord, welches zu Starnberg gehört, lasse sich aus ihrer Sicht nicht mehr verhindern. Dadurch komme jedoch eine erhebliche Verkehrsbelastung auf den Schäftlarner Ortsteil Neufahrn zu. "Dies möchte ich auf jeden Fall verhindern", sagt Keller.

Umgehungsstraße
:Der nächste Schritt von vielen

Nach dem Ergebnis des Bürgerentscheids in Schäftlarn ist eine Ortsumfahrung zur Verkehrsentlastung greifbarer geworden. Die Erstellung und die Umsetzung der Baupläne werden sich jedoch noch über Jahre hinziehen

Von Nora Schumann

Im Zuge einer interkommunalen Zusammenarbeit wolle sie darauf hinwirken, dass gemeinsam mit der Stadt Starnberg eine Verkehrsanbindung für das neue Gewerbegebiet Schorn erarbeitet wird, "die für unsere beiden Ortsteile Neufahrn und Hohenschäftlarn möglichst keine Nachteile bringt." Bäume müssten für das Gewerbegebiet ohnehin abgeholzt werden, sagt Keller. Die Alternative zur Flurtrasse würde sich dadurch ergeben: "Zwangsläufig würden alle Varianten durch den Wald führen".

Konkrete Routenvorschläge für eine alternative Ortsumfahrung hat die Bauingenieurin jedoch nicht. "Wir müssen erst einmal schauen, wie Schorn Nord geplant ist, und mit Starnberg und Baierbrunn sprechen." Keller stellt sich eine Straße vor, "durch die nicht nur das neue Gewerbegebiet Schorn erschlossen wird, sondern auch die Starnberger Straße in Hohenschäftlarn zeitnah entlastet und unser Ortsteil Neufahrn nicht zusätzlich belastet wird."

So könnte es einmal aussehen, wenn die Trasse B der Ortsumgehung von Hohenschäftlarn umgesetzt würde. Vonseiten der Grünen kommen nun Zweifel, ob in 15 Jahren noch Bedarf nach einer Umgehungsstraße da ist. (Foto: Bürgerinitiative/OH)

Keller sagt, der Bürgerentscheid sei zwar bindend, doch: "Sofern der neue Vorschlag in Schäftlarn auf breite Zustimmung stößt, wäre der Bürgerentscheid überholt." In diesem Falle "kann und sollte der Gemeinderat vom Ergebnis des Bürgerbegehrens abweichen, die Planungen zur Flurtrasse einstellen und die Umsetzung der neuen Lösung vorantreiben." Sollte Starnberg überdies einen neuen Bürgermeister bekommen, "besteht die Chance, dass die interkommunale Kommunikation eine neue Dynamik aufnimmt", so Keller.

Nach jahrelangen Diskussionen über zwei Möglichkeiten der Ortsumfahrung hatte im Mai 2019 eine knappe Mehrheit die Variante B bevorzugt: Die Straße sollte demnach von der Bundesstraße B 11 zur Autobahn A 95 nördlich der Gemeinde über die Felder gebaut werden. Eine Bürgerinitiative, an der auch GU-Gemeinderat Michael Waldherr beteiligt war, hatte stattdessen eine Straße gefordert, die über die Milchstraße in Richtung Schorn und dann an der Gemeindegrenze entlang nach Osten durch den Wald zur B 11 verläuft. Diese Variante lehnten die Schäftlarner jedoch mehrheitlich ab. 2500 Stimmen wurden dazu abgegeben, die Wahlbeteiligung lag bei 62 Prozent.

Bei ihren Wahlveranstaltungen thematisiert Keller nicht nur die Ortsumfahrung. Auf dem Wahlprogramm der GU sind auch konkrete Forderungen für den Umweltschutz. Keller wirbt für eine kostenlose Energieberatung für alle Bürgerinnen und Bürger. Diese ließe sich aus der Gemeindekasse finanzieren. "Dafür müssen wir dann halt weniger Gutachten erstellen lassen", sagt Keller. Auch solle es wieder einen Umweltausschuss in der Gemeinde geben, und einen Klimaschutzplan.

Eine Forderung, die Keller nicht müde wird zu nennen, ist die der Kommunikation "innerhalb unserer Gemeinde und über die Gemeindegrenzen hinaus." Auf der Homepage des Schäftlarner Rathauses und in einer Broschüre will Keller künftig über die Vorhaben der Gemeinde informieren. Dazu zählen der Bau einer Mehrzweckhalle, der barrierefreie Ausbau des S-Bahnhofs in Ebenhausen und die Unterkellerung von Gebäuden, um Flächen zu sparen.

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