Schule reagiert:Coronavirus: Gymnasium Kirchseeon sagt Sprachreise nach China ab

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Symbolfoto. (Foto: AFP)

Der geplante Auslandsaufenthalt fällt wegen des Coronavirus flach.

Von Simon Groß, Kirchseeon

Eigentlich wollten die Schüler aus der elften Klasse des Kirchseeoner Gymnasiums mit zwei Betreuern über die Osterferien nach Guangzhou fliegen, einer Millionenstadt im Süden Chinas unweit von Hongkong. Doch die Sprachreise ist nun abgesagt, wie Schulleiterin Simone Voit auf Nachfrage mitteilt. Grund dafür ist das Coronavirus, das in China derzeit um sich greift und mittlerweile auch andere Länder wie Deutschland erreicht hat. Ursprünglich wollte sich der "Verein Bayerisch-Chinesische Schülerkontakte", der die Schülerreise organisiert, bis Anfang März mit einer Entscheidung Zeit lassen.

Kraemer, die in Kirchseeon chinesisch unterrichtet und die Schüler nach Guangzhou begleitet hätte, zweifelte schon früh dran, dass die Reise noch zustande kommt. "Ich habe nicht das Gefühl, dass die Sache in einem Monat durch ist", sagte die 50-Jährige. Sie findet es sehr schade, dass die insgesamt elf Schüler - darunter auch drei aus Ingolstadt und München - auf die Auslandserfahrung verzichten müssen. Kraemer hat bereits dreimal Schüler nach China begleitet, 2013 war die Premiere. "Ich bekomme Jahre später noch Rückmeldungen von Schülern, wie prägend die Reise für sie war", sagt die Lehrerin. Seit Monaten hätten sich die Kirchseeoner Schüler darauf gefreut.

Das Angebot der Sprachreise richtet sich an Jugendliche, die von der zehnten bis zur zwölften Klasse chinesisch als dritte Fremdsprache lernen. Möglich ist das für die Schüler vom Gymnasium Kirchseeon seit fünf Jahren, vor vier Jahren flogen die ersten Elftklässler nach China. Der Verein organisiert die Auslandsaufenthalte schulübergreifend in kleinen lokalen Gruppen. Während der zweiwöchigen Reise nehmen die Schüler an Chinesischkursen einer Universität teil, lernen Chinesen und Studenten aus anderen Ländern kennen und erkunden zusammen mit ihnen die Millionenstadt. Früher hätten sie auch einen Ausflug nach Hongkong unternommen, aber wegen der Proteste wäre man dieses Jahr in die ländliche Region ausgewichen, sagt Kraemer.

Für die meisten Schüler aus der Region sei das eine einzigartige Erfahrung. "Sie bekommen einen Eindruck von China, der über den in der Presse hinausgeht", sagt die Lehrerin aus München. Viele von ihnen hätten die Reise daher trotzdem gerne angetreten und spielten die Risiken herunter. Dabei hätte es dort relativ früh die ersten Krankheitsfälle gegeben, auch wenn die Region nicht zum Kerngebiet der Epidemie gehöre.

"Angesichts der dramatischen Entwicklungen in China ist das nicht zu verantworten"

"Angesichts der dramatischen Entwicklungen in China ist das natürlich unter keinen Umständen zu verantworten", stellt Schulleiterin Voit klar. Selbstverständlich könnte man nur fliegen, wenn die Sicherheit der Schüler gewährleistet wäre. Und da dies nicht der Fall sei, hätte die Schulleitung in Absprache mit dem Kultusministerium, der bayerischen Staatskanzlei und dem Verein Bayerisch-Chinesische Schülerkontakte nun entschieden, die Reise abzusagen.

Was die Erstattung von Reisekosten anbelangt, habe Kraemer von den Reisebüros erfahren, dass die Airlines bisher kulant mit Stornierungen und Umbuchungen bei Flügen nach China umgingen. Eine Möglichkeit würde darin bestehen, die Reise in den Sommer zu verschieben, sagt die Lehrerin. Dann wäre es zwar teilweise 40 Grad heiß bei subtropischem Klima, "das erhöht dann eben den Abenteuercharakter", scherzt die 50-Jährige. Am Ende müssten natürlich die Eltern entscheiden, ob sie dem zustimmen. Für Voit sei jetzt nicht der Zeitpunkt darüber zu spekulieren. Sicher sei nur, dass die bisher geplante Reise nicht stattfindet.

Falls die Reise ganz abgesagt würde, blieben die Eltern nicht auf den Kosten sitzen, sagt Kraemer, notfalls würde der Verein dafür einspringen.

© SZ vom 11.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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