Lord's Resistance Army:Die unheilige Armee des Joseph Kony

Die aus Uganda stammende Lord's Resistance Army des religiösen Fanatikers Joseph Kony verbreitet nun im Kongo Angst und Schrecken.

von Marc Hofer

Seit mehr als 20 Jahren führt die Lord's Resistance Army (Widerstandsarmee des Herrn) des mysteriösen Anführers Joseph Kony im Norden Ugandas einen Untergrundkrieg. Auslöser waren nach der Machtübernahme des damaligen Guerillaführers und jetzigen Präsidenten Yoweri Museveni Stammeskonflikte: Kony gehört dem Stamm der Acholi an, die befürchteten, von Museveni ausgelöscht zu werden. Im Laufe der Jahre entwickelte sich Kony zu einer bizarren Führungsfigur: Er sieht sich als von Gott gesandter Prophet und behauptet, seine Befehle im Traum direkt von Gott zu erhalten. Er strebt eine Herrschaft nach den Zehn Geboten an.

Schon bald baute Kony die Lord's Resistance Army (LRA) auf, eine marodierende paramilitärische Truppe, die für Massenvergewaltigungen und das Rekrutieren von Kindersoldaten berüchtigt ist.

Ende 2008 flüchteten die LRA-Kämpfer in die Demokratische Republik Kongo, nachdem Friedensgespräche mit der ugandischen Regierung ins Stocken geraten waren, weil die Rebellen Straffreiheit gefordert hatten.

Kurz danach starteten die ugandischen Truppen gemeinsam mit Soldaten aus dem Kongo und dem autonomen Südsudan eine Militäraktion gegen die Rebellen, wobei nach Angaben des ugandischen Militärs mehr als 149 LRA-Mitglieder getötet wurden. Etwa 300 Menschen, die von der Widerstandsarmee des Herrn verschleppt wurden, seien befreit worden. Nach Angaben von Menschenrechtsgruppen haben die Rebellen in dieser Zeit mehr als 600 Zivilpersonen getötet.

Konys LRA nutzte im Kongo das anhaltende Chaos, um sich im Nationalpark von Garamba eine neue Operationsbasis zu errichten und neue Kräfte zu mobilisieren. Ihrer traditionellen Taktik der Entführung und Rekrutierung von Kindersoldaten blieb die Rebellentruppe treu.

Anfangs sah sie von Massakern an der Zivilbevölkerung ab, wie man sie aus dem Norden Ugandas kennt. Erst als die ugandische Armee Ende letzten Jahres das Basislager von Joseph Kony bombardierte, trat seine LRA zu einer Strafaktion gegen die lokale, kongolesische Bevölkerung an. Mit Macheten, Stöcken und Speeren machen Mitglieder der LRA seit einigen Monaten Jagd auf Dorfbewohner und Reisende. Vor allem die regionale Hauptstadt Dungu wurde zum Ziel vieler Attacken der eingewanderten Mordtruppe.

Nun ist eine ganze Provinz auf der Flucht und es vergeht kein Tag, an dem geflohene Menschen nicht von Übergriffen auf entlegene Dörfer berichten. In den vergangenen Monaten sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR mehr als 15.000 Kongolesen vor der paramilitärischen LRA in den Sudan geflüchtet.

Die ugandische Armee will zusammen mit den kongolesischen und südsudanesischen Sicherheitskräften das Problem Joseph Kony endgültig lösen. Dabei will man sich nicht durch zivile Opfer unter Druck setzen lassen, sondern setzt auf markige Worte: "Der Terror der LRA wird sich im Kongo nicht wiederholen. Die LRA ist am Ende. Es ist das letzte Zucken eines sterbenden Hundes" verspricht ein Sprecher der ugandischen Armee.

Ob man den auch vom Internationalen Strafgerichtshof gesuchten Joseph Kony wirklich fangen wird, ist für viele unabhängige Beobachter allerdings fraglich. Obwohl die kongolesische Armee über 4000 Soldaten in der Distriktshauptstadt Dungu stationiert hat, ist es den Soldaten in dem unübersichtlichen Dschungel kaum möglich, die kleinen und schnellen Truppen der LRA zu stellen. Es wäre nicht das erste Mal, dass die LRA ihren Jägern entkommt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: