Banken:Gute Stimmung zum Geburtstag

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Zentrale der Commerzbank in Frankfurt: Der Aktienkurs steigt. (Foto: Arne Dedert/dpa)

Im Jubiläums-Jahr legen die Aktien von Commerzbank und Deutsche Bank zu. Das liegt auch an lockerer Regulierung.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Banken, die auf eine Geschichte von mehr als 100 Jahren zurückblicken, nutzen dies gerne für ihr Marketing. Wer Kriege und Wirtschaftskrisen überlebt hat, wird mit der Konkurrenz von Start-ups, der Regulierung und Niedrigzinsen auch noch fertig, so die Botschaft, welche allen voran Commerzbank und Deutsche Bank derzeit eifrig senden. Beide Institute werden in diesem Jahr 150 Jahre alt - da darf gefeiert werden. Auch Commerzbank-Chef Martin Zielke präsentierte sich auf der Bilanzpressekonferenz in bester Laune. "Gerade weil uns immer nachgesagt wurde, dass wir unser 150-jähriges Jubiläum nicht erleben werden, freuen wir uns umso mehr auf die nächsten 150 Jahre", hieß es in einem Film über die Geschichte der Bank, welcher dort gezeigt wurde. Das könne man so stehen lassen, sagte Zielke und ergänzte fröhlich: "Mit der Commerzbank ist weiter zu rechnen".

Tatsächlich läuft es für das Institut gerade unerwartet gut, nicht minder für die Deutsche Bank. Zumindest die Aktienkurse der beiden dauerschwächelnden Banken kennen seit Jahresanfang nur einen Weg: nach oben. Noch vor einem Jahr hatten PR-Strategen und Finanzpolitiker geraunt, dass beide Häuser dringend fusionieren müssten, weil andernfalls mindestens eines von beiden umkippt. Davon ist nun nichts mehr zu spüren: Mit einem Kursplus von 44 Prozent (Deutsche Bank) und 12,8 Prozent (Commerzbank) verbuchten sie sogar die größten Kursgewinne unter Europas Banken. Erstmals seit mehr als einem Jahr kosten die Aktien der Deutschen Bank wieder mehr als zehn Euro. Ist nun die Wende geschafft? Aus den Geschäftszahlen geht dies noch nicht hervor: Unter dem Strich brach der Gewinn der Commerzbank wegen der Kosten für den im Sommer beschlossenen erneuten Konzernumbau um ein Viertel auf 644 Millionen Euro ein - aber an der Börse wird schließlich Zukunft gehandelt und nicht Gegenwart. "Das Vertrauen der Investoren kommt zurück", sagte Analyst Andreas Pläsier vom Brokerhaus Warburg Research.

Ein weiterer Grund: Allenfalls bemerkt von der Fachwelt, haben die Bankenaufseher der EZB im Dezember die Eigenkapitalanforderungen für die Kreditinstitute gelockert - für Experten ein Zeichen, dass die Bankenregulierung nun erstmals seit der Finanzkrise gelockert wird. "Das verbessert unsere Position deutlich", sagte Bettina Orlopp, seit Jahresanfang im Vorstand für Finanzen zuständig. So sei die Commerzbank nun nicht mehr auf den Verkauf ihrer polnischen Tochter Mbank angewiesen, welches ein wichtiger Baustein war, um den Umbau bezahlen zu können. "Wir können vom Tisch aufstehen, wenn der Preis nicht stimmt", sagte Orlopp.

Ihren Sparkurs muss die Bank aber dennoch verschärfen. Aktionäre und Aufseher hatten kritisiert, die Bank habe sich mit einer Eigenkapital-Rendite von vier Prozent im Jahr 2023 zu niedrige Ziele gesetzt, um dauerhaft stabil zu sein. Nach den bisherigen Plänen will die Bank bis 2023 konzernweit 4300 Jobs streichen und die Kosten um 600 Millionen Euro drücken. Möglicherweise folgt nun ein weiterer Stellenabbau. Auch auf die Kunden der Commerzbank könnten höhere Kosten zukommen. Nachdem mit der ING ein großer Konkurrent sein kostenloses Girokonto abgeschafft hat, schaut sich auch die Commerzbank die Preise für Konten an. Kunden mit Einlagen von mehr als 250 000 Euro müssen bereits Gebühren zahlen.

Auch auf ihrer Geburtstagsfeier am Aschermittwoch muss die Commerzbank auf Pomp verzichten: Geplant ist eine Matinée mit geladenen Gästen im Frankfurter Palmengarten. Vermutlich wird auch Bundesfinanzminister Olaf Scholz dort sprechen, der über den Bund noch 15 Prozent an der Commerzbank hält. Die Mitarbeiter wiederum bekommen 2020 einen freien Tag. Zumindest jene, die ihren Arbeitsplatz behalten.

© SZ vom 14.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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