Altstadt:Frechheit, Freibier und Franz Josef

Maximilian Schröck, der für die CSU als BA-Kandidat im Stadtbezirk Altstadt-Lehel kandidiert, beim Aufstellen von Wahlplakaten seiner Person an der Theresienwiese (Verkehrsinsel Bavariaring 16)

Kommt einem irgendwie bekannt vor: Max Schröck hat seinen eigenen Kopf - und zeigt ihn auch.

(Foto: Florian Peljak)

Max Schröck scheut im Wahlkampf keinen Konflikt - nicht einmal mit seiner eigenen Partei, der CSU

Von Julian Raff, Altstadt

"Vielleicht ist meine politische Karriere am Freitag zu Ende", sagt Max Josef Schröck - und hofft natürlich, dass sie an diesem Tag erst beginnt. Denn bis zum Vortag kannte kaum einer den 49-jährigen selbständigen Bauingenieur, der auf Platz zehn der CSU-Liste für einen von insgesamt nur 15 Sitzen im Bezirksausschuss (BA) Altstadt-Lehel kandidiert. Ohne Häufelstimmen ein aussichtsloses Unterfangen, weshalb Schröck nun Wahlkampf und Fasching in einer Aktion kombiniert, die vielleicht nicht gerade das Maximum an Lustigkeit auslotet, aber die Schmerzgrenze seiner Parteifreunde: Seit diesem Freitag blickt der Kandidat leicht glasig von 120 Plakaten, die einen Faschingsnachmittag am 22. Februar ankündigen, unter dem Motto "Freibier statt Sozialismus".

Ein Witz mit historischem Wiedererkennungswert, geboren höchstens Stunden, nachdem die Union Mitte der Siebzigerjahre erstmals mit "Freiheit statt Sozialismus" für sich und Franz Josef Strauß geworben hatte. Das pastellig-fesche Plakat-Porträt des späteren Landes- und Übervaters drückte Schröck einem befreundeten Grafiker in die Hand, als Inspiration für das eigene Konterfei - und da könnte der Ärger beginnen: Denn die München-CSU hat ihren Bewerbern verordnet, allenfalls ohne Bild für sich zu werben, mit Ausnahme der OB-Kandidatin. Nun muss Kristina Frank nicht fürchten, dass fremder Glanz hinterrücks den ihren überstrahlt, dafür ist Münchens Kommunalreferentin dann doch medienmäßig zu klar überlegen. Wobei man den gezeichneten Schröck und die von ihm versprochenen 100 Liter Freibier nicht unterschätzen sollte. Zumal es der echte Schröck, nüchtern kalkulierend, durchaus darauf anlegt, "die eine oder andere Schwachstelle in der Partei aufzuzeigen". Wie alle BA-Kandidaten der Union hat er seinen Bilderverzicht zugesagt - zähneknirschend, aber, anders als die Stadtratsbewerber, nicht per Unterschrift bestätigt.

"Humoristisch polarisieren" möchte Schröck, weil die Stadtpartei ihren Wahlkampf seiner Meinung nach zu wattig anlegt. Mehr gehe vor allem beim Thema Wohnen, wo die Konkurrenz private Vermieter gängeln wolle, anstatt die Sache über Ankauf und Vergabe an Genossenschaften selbst in die Hand zu nehmen. Selbst beim Verkehr und der Kritik an überzogenen Radl-Projekten könnte er sich mehr Schärfe vorstellen, im Stil der ideologisch aufgeladenen Strauß-Ära. Auch parteiintern schmeckt ihm der Zuckerguss nicht, unter dem man sich Saures gibt. Während sich die meisten BA-Kandidaten bescheiden geben, hadert Schröck offen mit seinem Listenplatz zehn. Andererseits können offensiver Auftritt und persönliche Ansprache gerade im kleinen Zentrumsbezirk den Unterschied machen, so der Plan, inspiriert vom stiernackigen Kampfgeist des Vorbilds. Dass die Plakataktion und der angekündigte Strauß-Look-alike-Contest irgendetwas anderes bedeuten sollen als eine Hommage, glaubt jedenfalls keiner, auch Strauß-Sohn Max nicht, der sein Erscheinen angekündigt hat. Wer am Samstag, 22. Februar, von 16 Uhr an im "Stiftl", Tal 15, mitmachen will, kann an Outfit und Duktus ebenso arbeiten wie am lateinischen Zitatenschatz.

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