Nach dem Orkan:Wo die wilde "Sabine" wütete

Nach dem Orkan: Der Herrschinger Badesteg hielt den Böen nicht stand.

Der Herrschinger Badesteg hielt den Böen nicht stand.

(Foto: Gemeinde Herrsching)

Die Aufräumarbeiten nach dem Orkan dauern an. In Herrsching sind der gerade erst sanierte Badesteg und der Schwimmsteg des Wassersportvereins zerstört worden. In Starnberg hat der Wind eine hundert Meter breite Schneise im Wald hinterlassen.

Von Christoph Koopmann und Jessica Schober

Es sieht aus wie ein abenteuerliches Hindernis aus einem Computerspiel: Der Badesteg im Herrschinger Strandbad Seewinkel ist vom Orkan Sabine hart getroffen worden. Ganze Planken und Holzstücke hat die Wucht der Wellen und des Windes am Montag ins Wasser gerissen, wie nun sichtbar wurde. Dabei war der Steg erst im Juli 2018 zusammen mit dem Sprungturm für etwa 18 000 Euro instand gesetzt worden. Nun bleibt er bis auf Weiteres gesperrt - einer von etlichen Sturmschäden im Fünfseenland.

"Da kommt auch bei schönem Wetter keiner mehr drauf", sagt Gemeindesprecherin Katrin Engelhardt. Noch ist unklar, ob auch die Verankerung der Pfähle beschädigt ist. Der entstandene Schaden belaufe sich schätzungsweise auf mindestens 10 000 Euro. Bei der Sanierung vor zwei Jahren waren die alten Pfähle im Wasser belassen worden, nur die begehbaren Planken wurden erneuert. Der Weg zum - ohnhein aus Haftungsgründen gesperrten - Sprungturm ist nun unpassierbar.

Nach dem Orkan: Vom Dach der Bücherei in Breitbrunn hob das Sturmtief mehrere Ziegel, die Feuerwehr musste sie wieder zurücksetzen.

Vom Dach der Bücherei in Breitbrunn hob das Sturmtief mehrere Ziegel, die Feuerwehr musste sie wieder zurücksetzen.

(Foto: Gemeinde Herrsching)

Auch der Schwimmsteg der Wassersportabteilung des TSV Herrsching konnte dem Orkan nicht trotzen. Hier riss Sabine ganze Holzpfähle aus der Verankerung, ein Schaden von schätzungsweise 2 000 Euro entstand. Die Ruderboote der Sportler können nun nicht mehr zu Wasser gelassen werden. Bereits im Vorjahr war der Schwimmsteg aus der Verankerung gerutscht und ans Ufer getrieben, nun seien die Beschädigungen jedoch gravierender. "Wahrscheinlich müssen wir langfristig umdenken und andere Befestigungen finden - oder aber den Schwimmsteg rechtzeitig vor einem solchen Sturm abbauen", sagte Kathrin Engelhardt.

Ebenfalls am Seeufer war am Dienstag ein Teil einer fünfstämmigen Silberweide entlang der Seepromenade umgestürzt. Ein Stamm des massiven Baumes war herausgebrochen und versperrte Fußgängern zeitweise den Weg am Ufer entlang. Da das Herz des Fünfstämmers morsch ist, wurden gleich einige Äste gekürzt.

Im Ortsteil Breitbrunn traf es das Haus der Gemeindebücherei und des Hortes. Vom Dach des Gebäudes an der Schulstraße wurden Dachschindeln durch die starken Böen angehoben und verschoben. Die Freiwillige Feuerwehr Breitbrunn konnte den Schaden reparieren.

Der Baum, der an dem Kinderspielplatz am Starnberger Schloßhölzl umgestürzt war und einen Zaun beschädigte, ist mittlerweile beseitigt. Der Spielplatz war nach mehrtägiger Sperrung am Donnerstag wieder freigegeben. Auch an vielen anderen Stellen in Starnberg mussten der städtische Betriebshof und beauftragte Firmen umgeknickte Bäume beseitigen.

Am stärksten betroffen waren die Straßen zwischen Wangen und Leutstetten sowie Söcking nach Hadorf. Beide waren gesperrt, weil Bäume auf die Fahrbahn gestürzt waren. Nach Angaben der Stadt gerieten zudem viele Bäume derart in Schieflage, dass sie gefällt werden mussten. An der Hadorfer Straße hat der Sturm eine 100 Meter breite Schneise hinterlassen. Die Straße konnte erst am Mittwochmorgen wieder freigegeben werden.

Nach dem Orkan: Die Bäume zwischen Söcking und Hadorf wurden ebenfalls hart getroffen.

Die Bäume zwischen Söcking und Hadorf wurden ebenfalls hart getroffen.

(Foto: Stadt Starnberg)

Dabei hat Sabine die Waldbauern längst nicht so hart getroffen wie etwa Orkan Niklas 2015. "Wir sind diesmal glimpflich davongekommen", sagt Martin Fink, Vorstand der Waldbesitzervereinigung Starnberg. Es seien nach seiner Schätzung im Durchschnitt nur zwei bis drei Bäume pro Hektar durch den Sturm umgestürzt.

An Straßen habe es laut Fink mehr Bäume als im dichten Wald getroffen, weil sie dem Wind direkt ausgesetzt sind. "Gerade wenn neue Straßen gebaut werden, sind die Bäume am Rand noch nicht besonders widerstandsfähig", erklärt er. Umgestürzte Stämme, die noch nicht weggeräumt wurden, müssten nun schnellstmöglich von den Waldbesitzern entfernt werden, sagt Fink. Denn sonst drohe nach Sabine bald die nächste Gefahr für den Wald: In frisch abgestorbenem Holz fühlt sich der Borkenkäfer besonders wohl.

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