Kommunalwahl in Dachau:Die Umgehungsstraße ist abgehakt

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Hebertshausens CSU hat viele neue Pläne - und verabschiedet sich von alten

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Mit einem "Marathon durch die Ortsteile" startet in diesen Tagen die CSU in Hebertshausen offiziell in den Wahlkampf zur Kommunalwahl. Die Christsozialen präsentieren sich mit ihrem CSU-Bürgermeister als "Richard Reischl und Team", touren mit Versammlungen durch die Ortsteile, veranstalten Dorfrundgänge. Die CSU-Liste nennt Ortsvorstand und Listenführer Clemens von Trebra als "ambitioniert" und mit einigen jungen Kandidaten um die 20 auch als zukunftsorientiert. Klares Ziel ist es, die absolute Mehrheit im Gemeinderat zu sichern und erneut zehn Sitze zu erringen. Schön wäre diese Bestätigung der Wähler für die CSU natürlich, notwendig für eine gute Politik im Hebertshausener Gemeinderat wäre sie aber nicht unbedingt. Denn tatsächlich, das betonte von Trebra explizit, habe die CSU ihre Übermacht "nicht ein einziges Mal ausgenutzt". Vielmehr habe der Gemeinderat über die Fraktionsgrenzen hinweg ruhig und sachlich gearbeitet, vielfach einstimmig entschieden. "Vielleicht haben wir deswegen so viel geschafft."

Wie viel, das erläuterte bei der Wahlversammlung in Prittlbach nun Richard Reischl, der als amtierender Bürgermeister erneut antritt und zwar - "ein Ausdruck großen Vertrauens" - als einziger Bewerber. Gegenkandidaten gibt es keinen. Tatsächlich könne sich die Bilanz sehen lassen, so Reischl: 74 Projekte standen 2014 auf der CSU-Agenda, 80 Prozent davon seien realisiert. Auch das aktuelle Wahlprogramm umfasst enorm viele, teilweise kleinteilige Einzelpunkte, schaut nach einem bunten "Wünsch-dir-was" aus. Das kommt auch daher, dass das Programm gemeinsam mit den Hebertshausern entwickelt wurde. Seit einigen Wochen schon sind dafür die CSU-Kandidaten in Zweier-Teams durch alle Ortsteile unterwegs, klingeln bei den 2300 Haushalten, sprechen mit den Bürgern nach dem Motto "Wir kommen zu Euch." Die Anregungen aus diesen Kontakten sind dann ins Wahlprogramm eingeflossen, das sich in acht Themenkomplexe gliedert, von Nachhaltigkeit und Umweltschutz über Jugend, Familie, Senioren, Bildung, Vereine, Wohnen und Arbeiten bis zu Mobilität und Verkehr.

Aufgelistet finden sich langfristige Ziele wie ein Betreutes Wohnen in kommunaler Hand, Chancengleichheit beim Einheimischenmodell auch für Singles und Paare ohne Kinder, der Bau von gemeindeeigenen Mietwohnungen und die Errichtung von Mehrfamilienhäusern auf dem Areal der alten Holzschleiferei. Ganz klar müsse der Weg weggehen vom klassischen Einfamilienhaus hin zu flächensparenden Geschosswohnungen, "drei oder vier Etagen sind in Hebertshausen denkbar", so Reischl.

Verabschiedet hat sich die CSU dagegen offenbar vom Ziel, mit einer Umgehungsstraße die Verkehrsbelastung im Ort zu minimieren. Im Wahlprogramm findet sich noch die vorsichtige Formulierung, an den Planungen solle nur festgehalten werden "unter größtmöglicher Berücksichtigung ökologischer Aspekte". Doch Reischl ist überzeugt, dass der richtige Zeitpunkt längst verpasst ist. "Die Umgehung bekommen wir nicht mehr realisiert." Investieren will die CSU dagegen weiter in eine bedarfsgerechte Kinderbetreuung, den Ausbau der Jugendsozialarbeit und "Inklusion praktisch umsetzen." Da Hebertshausen bisher keine Erwachsenenbildung anbietet, soll eine Volkshochschule installiert werden.

In Sachen Klimaschutz will die CSU die Energiebilanz der Gemeinde bis 2026 ausgleichen durch den Ausbau der regenerativen Energieerzeugung, per Wasserkraft, Freiflächen-Photovoltaik oder ein Windrad. "Aber ausschließlich als genossenschaftliches Modell, von dem alle Bürger profitieren." Im weiteren Sinne dem Umweltschutz diene es auch, wenn mehr Bürger auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen. Nachdem der Pendler-Parkplatz am S-Bahnhof längst nicht mehr ausreicht, soll das Stellplatzangebot erhöht werden - nicht mit einer Erweiterung der Parkfläche, sondern mit einer flächenschonenden Hochgarage.

Auch kleine Vorhaben, die der Gemeinschaft im Dorf dienen, will die CSU umsetzen. Dazu zählt ein Brotbackofen genauso wie die Einrichtung eines Verkaufsraums, in dem die örtlichen Erzeuger ihre Produkte anbieten können. Und zwar nicht wie üblich mit Verkaufspersonal im Ladenlokal. Vielmehr denkt der innovationsfreudige Bürgermeister eher an einen rund um die Uhr zugänglichen Bereich mit modernen Lebensmittelautomaten. Dies auch mit dem Ziel, Verbraucher und regionale Landwirtschaft einander wieder näher zu bringen.

© SZ vom 14.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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