Serie "Arctic Circle":Ewiges Eis

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Frauenhändler, mobile Bordelle und ein Virologe: Über eine hochspannende finnisch-deutsche Serienproduktion mit Anna Ackermann und Maximilian Brückner.

Von Kathrin Hollmer

Bei einem Routine-Einsatz findet die Polizistin Nina Kautsalo eine halb erfrorene Prostituierte in einem Keller und kurze Zeit später zwei weitere Frauen tot im Eis. Ein Serienmörder ist unterwegs in Ivalo in Finnisch-Lappland, unweit der russischen Grenze. Er ist allerdings nicht die größte Bedrohung in der finnisch-deutschen Thriller-Serie Arctic Circle.

Die Ermittlungen führen Nina Kautsalo, hervorragend gespielt von Iina Kuustonen, einer der bekanntesten Schauspielerinnen Finnlands, zu Frauenhändlern, mobilen Bordellen und zum deutschen Virologen Dr. Thomas Lorenz. Maximilian Brückner ( Hindafing) ist wie gewohnt stark, in dieser Rolle besonders in der Originalfassung, die das ZDF allerdings "aus lizenzrechtlichen Gründen" auch in der Mediathek nicht zeigen darf. Im Original wird Finnisch, Russisch, Englisch und Deutsch gesprochen. Hier entfaltet das grenzübergreifende Projekt seine volle Wucht, ähnlich wie es 2018 die rumänisch-deutsche Cybercrime-Serie Hackerville schaffte. Die Synchronisation ist an manchen Stellen holprig, obwohl sich Schauspieler wie Brückner oder Clemens Schick, der einen undurchsichtigen Pharma-Unternehmer spielt, selbst synchronisiert haben.

Dranbleiben sollte man trotzdem. Der finnisch-deutsche Regisseur Hannu Salonen hat unter anderem Episoden von Tatort und Polizeiruf 110 inszeniert. Arctic Circle (Buch: Joona Tena) entwickelt schnell einen starken Sog, auch wegen der beeindruckenden Landschaft Lapplands, die die Kamera von Mikael Gustafsson mit Drohnenfahrten und Motorschlitten-Verfolgungsjagden perfekt einfängt.

Die Serie lebt von ihren starken Figuren, allen voran Nina Kautsalo, die auf ihre Instinkte vertraut. Für ihren Job als Streifenpolizistin ist sie schon überqualifiziert, nun soll sie auch noch dem Virologen Thomas Lorenz assistieren. Der hat entdeckt, dass die Frauen mit dem "Jemen-Virus" infiziert sind, das bei Schwangeren zu Fehlgeburten oder Missbildungen des Kindes und zum Tod führt. In Jemen hat es ganze Dörfer ausgelöscht, konnte aber isoliert werden. Auf der Suche nach Patient null wird auch der Frauenmörder wichtig.

Arctic Circle driftet oft ab in die Privatleben der beiden Hauptfiguren, die etwas bemüht gegensätzlich konstruiert sind. Nina kümmert sich um ihre Tochter mit Downsyndrom (Venla Ronkainen), während ihr Ex-Mann nichts von ihr wissen will. Auch für ihre ältere Schwester Marita (Pihla Viitala), die früher drogenabhängig war, fühlt sie sich verantwortlich, besonders als sich herausstellt, dass sie auch mit dem Virus infiziert ist. Thomas' Frau will die Scheidung und ihm seine Tochter wegnehmen. Natürlich kommen sich Nina und Thomas näher.

Die Kulisse von Arctic Circle erinnert an die britische Krimiserie Fortitude, in der es auf Spitzbergen zu mysteriösen Todesfällen kommt. Arctic Circle wird auch ohne Mystery-Elemente befremdlich, vor allem wenn man der russischen Mafia beim Ringturnen zusieht, nachdem kurz zuvor ein Handlanger gefoltert wurde. Recht unappetitlich anzuschauen. Nur so viel: Teelöffel haben für immer ihre Unschuld verloren.

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© SZ vom 14.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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