Segeln:Rückmeldung in Australien

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Im vergangenen Jahr fand Philipp Buhl, 30, nur schleppend in die Saison – unter anderem wegen anhaltender Knieprobleme. Nun hat er zu alter Stärke zurückgefunden. (Foto: Carsten Rehder/dpa)

"Totale innere Zufriedenheit" nach schweren Zeiten: Der Sonthofener Segler Philipp Buhl gewinnt die WM in der Laserklasse und beendet eine 20 Jahre lange deutsche Durststrecke.

Von Ralf Tögel

Nomen est Omen: Wie hätte es auch anders enden können, in der Phillip-Bucht vor Melbourne? Der Sonthofener Segler Philipp Buhl hat den Weltmeistertitel in der Laserklasse gewonnen, als erster deutscher Athlet in der 46-jährigen WM-Historie in dieser olympischen Einhand-Jollenklasse überhaupt. Der 30-jährige Sportsoldat ist seit Jahren das Aushängeschild des German Sailing Team, nun hat er sich nach einem für seine Verhältnisse eher bescheidenen Jahr 2019 eindrucksvoll zurückgemeldet und sich gleichzeitig zu einem der ganz großen Medaillenanwärter für die kommenden Olympischen Spiele im Sommer in Tokio gekürt. Vor allem sein souveränes Auftreten bei den sechstägigen Titelkämpfe mit 124 Booten aus 44 Nationen in der Bucht von Melbourne dürfte die Konkurrenz beeindruckt haben, der Allgäuer dominierte die Wettfahrten vom ersten Tag an und stand schon vor dem letzten Rennen als neuer Weltmeister fest. Silber gewann der Australier Matt Wearn, Dritter wurde der Kroaten Tonci Stipanovic, womit auch die wohl größten Konkurrenten des Allgäuers für Olympia in Tokio genannt sind.

Mit dem Triumph von Australien hat Buhl seinen WM-Medaillensatz komplettiert, nach Bronze 2013 und Silber 2015 hatte er vor zwei Jahren zuletzt mit Bronze einen Medaillenrang erreicht. Im vergangenen Jahr hatte er allerdings nur schleppend in die Saison gefunden, der Grund dafür lag unter anderem in anhaltenden Knieproblemen, wie Buhl erklärte. Er ließ Weltcups aus, feilte an seiner Form, quälte sich gar mit dem Gedanken, dass "es von heute auf morgen vorbei sein kann", der jahrelange Leistungssport hinterlasse Spuren im Körper eines Athleten.

Dass er "das Segeln nicht verlernt" habe, war ihm jedoch stets präsent, fehlende Ergebnisse nagen aber sogar am Selbstverständnis eines Klasseathleten wie Buhl. Spätestens bei der Europameisterschaft in Portugal Ende Mai, die er mit dem der Bronzemedaille abschloss, hatte er jene Leichtigkeit, die den Athleten vom Segelclub Alpsee-Immenstadt bis an die Weltspitze gebracht hatte, wieder gespürt. Es folgte die WM in Japan, die zwar mit dem für Buhl nicht zufriedenstellenden neunten Platz endete, aber eine wichtige Erkenntnis gebracht hatte: "Das Knie hält, ich hatte keine Probleme." Außerdem kam das Endergebnis etwas fragwürdig zustande, denn Buhl gewann das letzte Rennen, beendete die WM auf dem dritten Platz, wurde aber wegen eines Frühstarts in jenem finalen Lauf disqualifiziert.

Die Olympia-Generalprobe Ende August in Japan schloss Buhl, der mittlerweile für den Norddeutschen Regatta Verein aus Hamburg startet, als Siebter ab. Den Jahresabschluss an selber Stelle, als er 14. im ersten Rennen der Sailing-Worldcup-Serie 2019/20 wurde, wertete er als Enttäuschung. Um nun nach einer ausführlichen Analyse stark wie zu besten Zeiten zurückzukehren: Der Titel ist Befreiungsschlag sowie Bestätigung, nach dem wenig zufriedenstellenden Jahr auf dem richtigen Weg zu sein. Nebenbei beendete Buhl eine Durststrecke der deutschen Segler, die seit 20 Jahren keinen WM-Sieg mehr in einer Olympia-Klasse gewinnen konnten. Nach seiner imposanten Serie in Melbourne, mit vier ersten und drei zweiten Plätzen, verspürte Buhl dementsprechend eine "totale innere Zufriedenheit".

© SZ vom 17.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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