Covid-19:Albtraum der Seuchenschützer

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Am Freitag verließen die ersten Passagiere die MS Westerdam in Sihanoukville, Kambodscha – zu früh, wie sich jetzt zeigt. (Foto: Getty Images)
  • In Malaysia wurde eine amerikanische Touristin positiv auf das neue Coronavirus getestet. Sie kam von einem Kreuzfahrtschiff, das als virusfrei galt.
  • Zuvor hatte die amerikanische Regierung 350 US-Bürger ausgeflogen, die auf einem anderen Schiff vor Japan unter Quarantäne standen.
  • In China gibt es mittlerweile landesweit mehr als 70 000 bestätigte Infizierte, mehr als 1700 Menschen sind gestorben.

Als nach mehrtägiger Odyssee das Kreuzfahrtschiff Westerdam in der vergangenen Woche endlich einen Hafen Kambodscha anlaufen durfte, gab es viel Lob für die Regierung. Fünf andere Länder der Region hatten dem Schiff mit etwa 2000 Menschen an Bord das Ankern verwehrt, aus Angst vor dem neuen Coronavirus. Dabei war zu dem Zeitpunkt keine Infektion auf dem Schiff bekannt. Nachdem am Wochenende eine heimreisende Amerikanerin bei einem Zwischenstopp in Malaysia positiv auf den Erreger getestet wurde, ist jedoch klar, dass der Albtraum der Seuchenbekämpfer eingetreten ist.

Die meisten der Urlauber sind von Bord gegangen, einige bereits in Flugzeuge in ihre Heimatländer gestiegen. Sie alle müssen nun aufgespürt und auf den Erreger getestet werden. Nach Angaben der Reederei Holland America Line sind bislang unter den Passagieren und der Besatzung keine weiteren Fälle von Corona-Symptomen aufgetreten. Die Gäste, die bereits nach Hause gereist seien, würden von ihren örtlichen Gesundheitsbehörden kontaktiert, hieß es am Sonntag.

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Von Hanno Charisius und Berit Uhlmann

Unter den Reisenden waren laut Reederei auch 57 Deutsche. Einige von Ihnen waren am Montag noch an Bord des Luxusliners im Hafen von Sihanoukville, während andere bereits die Heimreise angetreten haben. Einige Reisende sind noch in einem Hotel in der Hauptstadt Phnom Penh und werden dort getestet. Damit scheint das Ziel, den Ausbruch des neuen Coronavirus einzudämmen, in weite Ferne gerückt zu sein, fürchtet der Experte für Infektionskrankheiten William Schaffner von der Vanderbilt University. "Dies könnte ein Wendepunkt sein", sagte er der New York Times.

Am Wochenende wurden auch hunderte US-amerikanische Passagiere des in Japan unter Quarantäne gestellten Kreuzfahrtschiffes Diamond Princess in ihre Heimat ausgeflogen. Zwei von der US-Regierung gestellte Charterflugzeuge landeten in der Nacht zum Montag (Ortszeit) auf Militärstützpunkten in Kalifornien und Texas. Die Rückkehrer sollen nun für 14 Tage in Quarantäne kommen. Unter den zurückgebrachten Passagieren waren 14 Menschen, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Sie sollen während der Reise isoliert von den anderen Passagieren gesessen haben und wurden in geeignete Einrichtungen zur weiteren Behandlung gebracht werden, hieß es in einer Mitteilung des US-Außenministeriums.

© SZ vom 18.02.2020 / hach - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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