Russland:Sieger auf ganzer Front

Er hat einen Platz am Verhandlungstisch, Assad steht in seiner Schuld und Europa ist zunehmend bereit, sich mit ihm auszusöhnen - für Putin läuft es in Syrien viel zu gut. Weil er weiterhin zu viele Vorteile aus einem Bürgerkrieg zieht, in dem russische Bomben Zivilisten töten.

Von Silke Bigalke

Wladimir Putin steckt in Syrien in einer Zwickmühle, könnte man sagen. Einerseits möchte er mit den Kämpfen in Idlib das Land unter Kontrolle von Machthaber Assad bringen. Andererseits will er sich den türkischen Präsidenten Erdoğan nicht zum Feind machen. Oder aber man dreht es um und sagt, dass für Putin in Syrien bisher alles viel zu gut läuft. Weil er weiterhin zu viele Vorteile aus einem Bürgerkrieg zieht.

Natürlich muss man sich wünschen, dass der Konflikt zwischen Putin und Erdoğan nicht eskaliert. Es ist tragisch genug, dass ein Frieden ausgerechnet von diesen beiden abhängt, die den Krieg dazu nutzen, noch ganz andere Interessen zwischen sich auszubalancieren. Für Putin sind das Waffenlieferungen, die Ölpipeline, der türkische Energiemarkt, der Stachel gegen die Nato, den Erdoğan ihm liefert. Für die Menschen in Idlib ist zu hoffen, dass Putin sich schnell mit Ankara einigt. Der russische Präsident schafft es, Krieg zu führen, ohne sich Gegner zu machen. Die Opfer sind ihm egal.

Putin aber gewinnt weiter: Einen Platz am Verhandlungstisch; ein Lob für ein Waffenstillstandsabkommen; ein Syrien unter Assad, der in seiner Schuld steht; eine wachsende Bereitschaft in Europa, sich mit ihm auszusöhnen. Man darf ihm diese Siege nicht lassen - russische Bomben töten syrische Zivilisten.

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