Soko München:"Ich hielt die Serie für unsterblich"

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Mersiha Husagic ist für ihre erste große Fernsehrolle nach München gezogen und hat sogar gelernt, wie man Weißwürste einigermaßen korrekt isst. (Foto: Imago Images)

Schauspielerin Mersiha Husagic hatte in der "Soko München" ihre erste große Rolle. Als das Ende der ZDF-Serie verkündet wurde, hielt sie das zuerst für einen Witz.

Interview von Gerhard Fischer, München

Mersiha Husagic, Jahrgang 1989, kam als Dreijährige mit ihren Eltern aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Deutschland. Die Rolle der Kommissarin Theresa Schwaiger war ihre erste große Fernsehrolle, für die sie auch von Hamburg nach München zog.

SZ: Frau Husagic, Sie sind vor gut einem Jahr bei der "Soko München" eingestiegen und jetzt ist schon wieder Schluss. Wie fühlt sich das an?

Gerade hatte ich gelernt, Weißwürste auf eine relativ korrekte Art zu essen, und dann sollte ich schon wieder gehen. Das ist ärgerlich, schade und ja, ich war traurig. Ich denke, mir und Theresa Schwaiger (ihrer Soko-Figur, Anm. d. Red.) hätte noch ein wenig mehr Zeit in München ganz gut getan. Aber ich bin unglaublich dankbar. Ich habe die Soko-Familie lieben gelernt, sogar die Stadt München, mit ihren Bergen, der wunderschönen Natur und ihren kulturellen Eigenheiten, eine Stadt, die so anders ist als Hamburg. Letztendlich bin ich vor allem dankbar, ein Teil dieser Kult-Serie gewesen zu sein, gerade noch rechtzeitig. Eigentlich war ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

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Was empfanden Sie in dem Moment, als die Ufa-Herren dem Soko-Team das Ende verkündet haben?

Ich dachte zuerst, so wie der Rest des Teams, dass ein Architekt kommt, um das Bürogebäude zu begutachten, und fragte mich, warum zur Hölle muss ich dabei sein. Also öffnete ich in meiner Umkleide bereits das Feierabend-Augustiner und schlenderte umgezogen wieder in das Großraum-Büro. Die Nachricht wurde ziemlich direkt, ohne große Umwege verkündet. Ich musste mir ein Lachen verkneifen, weil ich dachte, das sei ein Scherz. Doch als ich in die ernsten Gesichter blickte, merkte ich, dass das alles kein Witz war.

Ich empfand die Stimmung wie auf einer Beerdigung, eigentlich ganz passend, schließlich war gerade die "Soko München" gestorben. Dabei ist es in dieser Branche nichts Ungewöhnliches, dass von heute auf morgen eine Sendung beendet wird. Nur hielt ich die "Soko München" mit ihrer langen Tradition und seinen treuen Fans für unsterblich.

Was war das Besondere an Ihrer Rolle als Theresa Schwaiger?

Für mich war von Anfang an das Besondere, dass Theresa Schwaiger beide Seiten, die helle und die dunkle, stark verkörpert und diese lebt. Auf der einen Seite mitfühlend, unschuldig und leichtfüßig, aber auf der anderen Seite stark, mutig und zupackend. Wie eine Raubkatze, die sich anpirscht und im richtigen Moment zuschnappt. Ich hätte gerne diese beiden Seiten etwas länger in der Rollenarbeit erforscht.

Was war das Besondere an diesem Soko-Team?

Vom ersten Tag an war ich ein Teil der Familie. Sogar schon im Casting habe ich mich mehr als willkommen gefühlt. Ich wurde mit offenen Armen empfangen, von allen. Es gibt Tage, an denen möchte man nicht aufstehen, geschweige denn ans Set fahren und zehn Stunden drehen. Aber sobald ich bei meinem Fahrer Peter eingestiegen bin, er mir eine Banane gab und wir beispielsweise Hörspiele hörten, oder uns unterhielten, kehrte so langsam Leben in meinen Körper ein. Wir standen und stehen uns alle nahe und waren viel mehr als nur Arbeitskollegen.

Was machen Sie jetzt? Welche Projekte stehen an? Müssen Sie wieder umziehen?

Nach dem Soko-Aus bin ich übergangsweise nach Hamburg gegangen, um dort mein Studium auf der Hochschule für Bildende Künste Hamburg mit Schwerpunkt Film wieder aufzunehmen. Ich habe die vergangenen vier Monate Seminare besucht, ein Drehbuch für einen Langfilm geschrieben, der in Sarajevo und Hamburg spielt, und diesen im Dezember und Januar verfilmt. Nun befinde ich mich im Schnitt-Prozess und schreibe meine Bachelor-Arbeit. Es gab hin und wieder Anfragen für Schauspielengagements, einige sind noch offen. Aber ich bin sehr glücklich darüber, diesen Weg gewählt zu haben. Mein Abschlussfilm und auch das Debüt für den Langfilm, der in meiner Heimat spielt, bedeutet mir sehr viel. Letztendlich hatte für mich die schlechte Nachricht doch etwas Gutes: Ich konnte etwas Neues erschaffen.

© SZ vom 19.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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