CDU:Was Merkel über ihre Nachfolge denkt

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Angela Merkel bei ihrem Besuch in Finnland. (Foto: Getty Images)

Beim Besuch der finnischen Regierungschefin erklärt die Kanzlerin, sich aus dem Generationswechsel an der Parteispitze heraushalten zu wollen. Ganz tatenlos bleibe sie jedoch nicht.

Von Boris Herrmann, Berlin

Wenn nicht alles täuscht, gehen der CDU Deutschlands bald die weiblichen Führungskräfte aus. Gesucht werden eine oder mehrere Nachfolgelösungen für die Noch-Parteivorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer sowie die Noch-Kanzlerin Angela Merkel, und bislang scheinen sich ausschließlich Männer aus Nordrhein-Westfalen für diese Jobs zu interessieren. Nämlich der Kandidat Norbert Röttgen sowie die Vielleicht- oder Höchstwahrscheinlich-Kandidaten Friedrich Merz, Armin Laschet und Jens Spahn.

Auch die verpasste Chance der CDU in Thüringen, mithilfe der Linkspartei zumindest für kurze Zeit eine einzige Ministerpräsidentin in der Republik zu stellen, wirft ein Schlaglicht auf den strukturellen Männerüberschuss in der Noch-Volkspartei.

Es ist deshalb eine hübsche Volte, dass Angela Merkel ihre handgestoppt erste Pressefragerunde seit der Zuspitzung der Personaldebatte ausgerechnet an der Seite von Sanna Marin absolvierte. Die 34 Jahre alte finnische Regierungschefin leitet das mutmaßlich weiblichste Kabinett der Welt, alle fünf Regierungsparteien werden von Frauen angeführt, vier davon sind erst Mitte Dreißig. Und die CDU hat echt nur Männer aus NRW im Zukunftsangebot? Muss Deutschland mehr Finnland wagen?

Wenn man die Kanzlerin so neben der 31 Jahre jüngeren Marin stehen sieht, denkt man unweigerlich an den ebenfalls in die Jahre gekommen Spitznamen "Mutti". Zum, nun ja, Generationswechsel an der Parteispitze sagt Merkel aber nur, dass die dazu nichts sagt. Auch bei der Kanzlerkandidatur werde sie sich nicht einmischen: "Meine Erfahrung historischer Art ist, dass die Vorgänger sich aus so etwas heraushalten sollten. Und das befolge ich." Das bedeute aber nicht, dass sie sich mit möglichen Kandidaten nicht unterhalte.

Auf die Frage, wen sie vor Augen habe, wenn sie an ein mächtiges Amt denke, hat Sanna Marin übrigens mal gesagt: Angela Merkel.

© SZ vom 20.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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