Wiedereröffnetes Wirtshaus:Bayerische Kroatin

Wiedereröffnetes Wirtshaus: Mirjana Eidenschink wurde in Benediktbeuern geboren, dem Nachbarort. Nun übernimmt sie als Wirtin gemeinsam mit ihrem Mann und Freunden den zuletzt leer stehenden Bayerischen Löwen in Bichl.

Mirjana Eidenschink wurde in Benediktbeuern geboren, dem Nachbarort. Nun übernimmt sie als Wirtin gemeinsam mit ihrem Mann und Freunden den zuletzt leer stehenden Bayerischen Löwen in Bichl.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Mirjana Eidenschink übernimmt den Bayerischen Löwen in Bichl. Sie ist bereits die siebte Wirtin, die dort ihr Glück versucht. Trotzdem sagt die 44-Jährige: "Wenn wir abergläubisch wären, würden wir es nicht probieren"

Von Marie Heßlinger

Eine einsame Straße führt auf das Dorf zu. Auf dem Bürgersteig liegt matschiger Schnee. Ein Löwe wacht über dem Eingang zum Alpengasthof. Und über allem gigantische, blaue Berge. "Es gibt viele Gerüchte hier, der Bayerische Löwe stehe unter einem schlechten Stern", sagt Mirjana Eidenschink. Die Farben ihres Dirndls passen zu den hellblauen Fensterläden des Wirtshauses. "Wir sind jetzt die siebten Wirte", sagt sie. Und schlicht fügt sie hinzu: "Irgendwie geht da alles den Bach runter - und wir gehen jetzt das Risiko ein."

Am 7. Januar hat der Gemeinderat von Bichl entschieden, dass Mirjana Eidenschink neue Wirtin des Bayerischen Löwen wird. Am 15. März will sie, wenn es dabei bleibt, eröffnen. "Es soll ein bayerisches Lokal werden, weil die ganzen Traditionen am Aussterben sind", sagt die 44-Jährige. Sie spricht Bairisch mit forscher Stimme und nennt sich lachend eine "bayerische Kroatin". Ihre Eltern stammen aus Kroatien. Aber sie wurde in Benediktbeuern geboren. "Bei der Eröffnungsfeier soll bayerische Musik gespielt werden", sagt sie.

Als der Gemeinderat sie Anfang Januar zur neuen Pächterin auserkoren hat, betrat Eidenschink den Alpengasthof zum dritten Mal. Als 15-Jährige hat sie für eine Hochzeit in der Spülküche ausgeholfen. Einmal hat sie als Siebtklässlerin nach einem Spaziergang dort etwas getrunken. Heute wohnt sie im fünf Minuten entfernten Sindelsdorf. "Ich hätte nie geglaubt, dass ich je eine Gaststätte haben würde", sagt sie.

Auch Vegetarier sind willkommen

Bis zur Eröffnungsfeier gibt es viel zu tun und vor allem zu putzen. Aber Eidenschink hat Freunde, die helfen. Tim McFadden und seine Frau zum Beispiel. Der 63-Jährige kennt Eidenschink, seitdem sie 19 ist. Damals schlug der US-Soldat das Fenster ein, um ihr vergessenes Sauerkraut vom Herd zu retten. Aus Nachbarn wurden Freunde. Das Gasthaus wollen sie jetzt zu viert betreiben - die McFaddens, sie und ihr Mann. Der sei auch die treibende Kraft hinter dem Projekt gewesen sagt Eidenschink, "Mein Mann wollte immer eine Wirtschaft haben." Er sei es auch, der so gut bayerisch kochen könne.

"Schweinebraten, Knödel mit Blaukraut oder Rinderbraten", listet Eidenschink den künftigen Speiseplan auf. "Wir sind richtig am Rumprobieren, wir wollen nämlich auch die Vegetarier berücksichtigen." Als Kind musste Eidenschink zuschauen, wie Tiere geschlachtet wurden. Sie erinnert sich an das Schreien der Schweine und die Blutspritzer an ihren Schuhen. Seitdem sei sie tierlieb, sagt sie. Sie lege Wert darauf, dass das Fleisch von regionalen Metzgern komme. Die Mutter zweier kleiner Kinder sagt außerdem: "Es ist mir wichtig, dass es hier sehr familienfreundlich wird." Einen Wickeltisch soll es geben und eine abgesicherte Krabbelecke auf der Terrasse. "Ich weiß, wie anstrengend das ist, wenn ein Zweijähriges alles entdecken will."

Platz hat die Wirtin für Kinder genug: Im Sommer wird sie auf der Terrasse und im Biergarten decken. Drinnen gibt es die Gaststube, das Stefanistüberl mit 35 weiteren Sitzplätzen und einen Dartraum. Ganz hinten wartet ein Saal mit Holzvertäfelung und alten Leuchtern auf mehr als 100 Menschen. Hier will Eidenschink Disconächte veranstalten. "Balkanabende oder Foxtrottabende" stellt sie sich vor. Auch amerikanische Abende soll es geben, "mit Burgern und Potatoes".

Einen Koch hat Eidenschink nach beschwerlicher Suche nun gefunden: Ihr Großcousin aus Kroatien wird kommen. Der 53-Jährige ist Schiffskoch. "Ich weiß nicht, ob er wirklich bayerisch kochen kann", sagt sie, "aber mein Mann kann sehr gut kochen. Der sagt: Das macht nichts, das kann man lernen." Zufrieden fügt sie hinzu: "Und Fisch können die Kroaten sehr gut."

In Bichl selbst gebe es ein griechisches Lokal und ein italienisches Restaurant, "die halten sich ganz gut über Wasser", sagt Eidenschink. "Die Frage ist jetzt, warum das hier nicht so gut lief - das werden wir noch herausfinden." Ob Eidenschink auch glaubt, dass der Alpengasthof unter einem schlechten Stern stehe? "Direkt abergläubisch sind wir nicht, sonst hätten wir das Lokal ja nicht übernommen", sagt sie.

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