Natur- und Umweltschutz in der Stadt:Bad Tölz blüht

Grün öffentlicher Raum

Eine der 90 naturnah gestalteten Flächen ist dieser Blühstreifen am Alpen-Biomarkt an der Sachsenkamer Straße, den Landschaftsgärtnerin Franziska Bauer schon vor drei Jahren angepflanzt hat.

(Foto: Manfred Neubauer)

Die Stadt hat bisher 90 von 200 Flächen mit Blumen und Kräutern umgestalten lassen

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Der Kurpark, die Klostergärten, das Taubenloch, der Bürgergarten, der Klammerweiher, der Kalvarienberg, die Ufer der Isar: Bad Tölz hat jede Menge Grün im Stadtbild. Schon seit vier Jahren läuft das Projekt, die öffentlichen Flächen naturnah zu gestalten. "Besonders auffällig ist das in der Kohlstatt, dort gibt es seit zwei, drei Jahren viele Blumen, das ist sehr bunt", sagte Bauamtsleiter Christian Fürstberger am Donnerstag im Bauausschuss des Stadtrats. 90 der etwa 200 Grünflächen, die sich im Besitz der Kommune befinden, wurden bislang umgestaltet. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 32 000 Euro.

Mit der naturnahen Pflege hat die Stadt die Landschaftsgärtnerin Franziska Bauer aus Lenggries betraut. Diese Aufgabe war anfangs alles andere als einfach, denn der Betriebshof der Stadt und der Bund Naturschutz (BN) stritten über die geeigneten Maßnahmen, in Sonderheit über die Mahd. Die Arbeiten des Betriebshofs seien von den Naturschützern regelmäßig kritisiert worden, aber auch die Arbeiten des BN seien "nicht immer so vorbildlich" gewesen, sagte Florian Schallhammer, Leiter des Betriebshofs, im Ausschuss. Den Konflikt hatte dann Stadtrat Franz Mayer-Schwendner (Grüne) entschärft, auch die Fachkompetenz von Landschaftsgärtnerin Bauer trug dazu bei.

Bauer sah sich die stadteigenen Flächen an, schätzte sie ein, bestimmte den Anteil von Kräutern und Gräsern, entschied über die jeweilige Vorgehensweise. Dabei wandte sie zum Teil die Burri-Methode an, die nach dem Schweizer Naturgärtner Johannes Burri benannt ist: Auf einem Areal werden Streifen gefräst, in die Kräuter wie Salbei und Wiesenknopf oder auch Wildblumen eingepflanzt werden. "Das ist ein langsamer Prozess, der ein paar Jahre dauert", sagte Bauer. Auf anderen Flächen, die schon einen hohen Anteil an Kräutern hatten, wurden Pflegearbeiten und Mähzeitpunkte umgestellt.

Außerdem legte die Landschaftsgärtnerin neue Grüninseln an. 32 kleine Oasen entstanden zum Beispiel an der Kohlstattstraße, die allesamt unterschiedlich bepflanzt sind. Die Voraussetzung dafür sei ein unkrautfreier Boden, der mit Materialien wie Kies, Sand oder Kompost fürs naturnahes Grün vorbereitet werde, sagte Bauer. Das Projekt stieß nach ihren Angaben auf Zustimmung in der Bevölkerung, "wir haben großen Zuspruch erhalten für unsere Neugestaltungen". 2020 sollen weitere Areale folgen. Bad Tölz, so die Landschaftsgärtnerin, habe einige wertvolle und artenreichen Flächen. "Bei guter Vorbereitung kann man gute Ergebnisse erzielen."

Die Stadträte waren voll des Lobes. Camilla Plöckl (SPD) fand die neuen Blumen, zum Teil auch Orchideen, "so schön", dass sie sich auch eine Bepflanzung für den Pfarrer-Westermeier-Weg wünscht, wo sie selbst lebt. Karsten Bauer (CSU) wohnt in der Kohlstatt und hat die Anpflanzungen mit Freude miterlebt. Seine Frage, wo weitere Naturgrünflächen entstehen sollen, beantwortete Bauhofleiter Schallhammer jedoch vorsichtig. Nicht alle Areale eigneten sich für solche Blumen- und Kräuterwiesen, weil durch den Wuchs die Sicht im Straßenverkehr behindert werde, der Abtransport des Mähguts unmöglich sei oder die Fläche dem Hochwasserschutz, respektive der Entwässerung diene. Fürstberger teilte mit, dass im Frühjahr jedenfalls der Hang unter der Sitzbank am Rathaus zum Schlossplatz hin umgestaltet werde.

Michael Lindmair (FWG) sprach von einem "guten Projekt": Das sei ein Mehraufwand, der sich rentiere. Er forderte die privaten Gartenbesitzer auf, einen Teil ihres Grüns ebenfalls umzugestalten, schon wegen des Insektenschutzes. Außerdem monierte er, dass die Grünstreifen an der ehemaligen Flintkaserne und am Eisstadion oftmals zugeparkt seien. Für Franz Mayer-Schwendner muss die Stadt als Vorbild bei der Grünpflege dienen - "das tut sie auch". Das Gemeinschaftsprojekt sei schon lange vor dem Volksbegehren "Rettet die Bienen" entstanden. Kurdirektorin Brita Hohenreiter kann sich vorstellen, auch den Kurpark mit kleinen Blühwiesen aufzulockern.

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