Bayern siegt 3:0:Gala an der Stamford Bridge

Bayern siegt 3:0: Robert Lewandowski feiert mit David Alaba und Alphonso Davies.

Robert Lewandowski feiert mit David Alaba und Alphonso Davies.

(Foto: AP)
  • Der FC Bayern gewinnt das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League beim FC Chelsea mit 3:0.
  • Serge Gnabry trifft doppelt, Robert Lewandowski erzielt das 3:0 und bereitet die beiden anderen Tore vor.
  • Trainer Hansi Flick, dessen Vertrag nur bis Sommer läuft, sammelt durch den glanzvollen Auftritt weitere Argumente für sich.

Von Benedikt Warmbrunn, London

Er habe schon viele Spiele an der Stamford Bridge oben auf der Tribüne gesehen, hat Hansi Flick am Montag erzählt, er freue sich daher darauf, auch einmal unten dabei sein zu dürfen. Was er bei dieser Freude wohl nicht bedacht hatte: dass da unten eine kleine Hürde auf ihn wartete. Im Stadion des FC Chelsea sind die Trainerbänke tiefergelegt, und wann immer Flick ans Spielfeld herantreten wollte, musste er erst einmal drei Schritte nach oben, und später natürlich auch wieder drei Schritte nach unten. Flick hat daher am Dienstagabend unzählige Treppenschritte hinter sich gebracht, in der ersten Halbzeit ging es für ihn hoch, wieder runter, wieder hoch, wieder runter; manchmal stieg Flick sogar mit einem einzigen Schritt über die kleine Bande vor seiner Bank nach oben. Hansi Flick war sehr unzufrieden.

In der zweiten Halbzeit blieb Flick dann weitgehend oben stehen, aber das war nicht allein eine Lehre der ersten Halbzeit. Es war auch einfach so, dass er nun mehr mit der Partie zufrieden sein konnte, zumindest mit dem Ergebnis.

3:0 (0:0) hat der FC Bayern am Dienstag gegen Chelsea gewonnen, es war ein wichtiger Schritt auf dem Weg ins Viertelfinale für den Favoriten in diesem Duell. In der ersten Halbzeit hatte Chelsea die Partie noch mit einer dichten Abwehr offen gehalten, dann aber entschied Serge Gnabry den Abend kurz nach der Pause mit einem Doppelpack, den Endstand erzielte Robert Lewandowski. "Es tut immer gut, nach London zurückzukommen", sagte Gnabry, der in seiner Ausbildungszeit Profi beim FC Arsenal war und sich im Inselklima offenbar zu Hause fühlt. In eine dicke Jacke gehüllt, hielt der Nationalspieler die Trophäe für den "Man of The Match" in der Hand.

Für seinen Trainer Hansi Flick sind diese Spiele bereits die wichtigsten in seiner seit November währenden Cheftrainertätigkeit beim FC Bayern. Kommt er gegen Chelsea im Achtelfinale der Champions League eine Runde weiter, kommt er auch einer dauerhaften Festanstellung in München näher; so lange Flick mit der Mannschaft international spielt, werden sich seine Chefs zumindest nicht gegen ihn entscheiden. Erreicht er das Viertelfinale, ist es bereits April, viel Zeit für eine Trainersuche bleibt dann nicht mehr.

"Wir werden versuchen, dass die Reise weitergeht", hatte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge am Montag gesagt, es war ein Auftrag an den Trainer. Und jetzt, nach dem Hinspiel, können sie die Viertelfinal-Termine zumindest schon einmal blocken. Das steht im Kontrast zum Vorjahr, als Niko Kovac im Achtelfinale am FC Liverpool scheiterte - es war für ihn der Anfang vom Ende. Darum ging es also für Flick schon am Dienstagabend in London: Er musste eine Parallele zu seinem Vorgänger vermeiden.

Es ging um seine Zukunft. Der Trainer stellte anfangs nach dem missglückten Experiment mit einer Dreierkette zuletzt gegen Paderborn wie erwartet wieder auf eine Viererkette um, er spielte mit den Flügelstürmern Coman und Gnabry, im Zentrum mit Joshua Kimmich, Thiago und Thomas Müller. Es spielte Flicks beste Elf. Doch diese Elf hatte beim FC Chelsea zunächst einen anstrengenden Abend. Und so lief Flick hoch und runter.

Die Partie begann intensiv, keine Mannschaft wartete ab, in der ersten Minute schoss Müller das erste Mal aufs Tor. Doch je länger die erste Halbzeit dauerte, umso mehr wurde es das Spiel des Gastgebers. Chelsea machte die Räume am eigenen Strafraum dicht, der Ballbesitz der Bayern war meistens nicht gefährlich. In den Spielaufbau der Gäste schlichen sich ungenaue Pässe, Momente der Lethargie, und so fanden die Bayern nicht in ihre gewohnte Vorwärtsverteidigung. Sie hatten zwar kleinere Chancen, Coman traf das Außennetz (11.), Lewandowski die Brust von Chelsea-Torwart Willy Caballero (15.), Müller die Latte (35.). Doch diese Gelegenheiten hatte die Mannschaft nicht, weil sie das Spiel kontrollierte, diese Gelegenheiten hatte sie, weil es hin und her ging.

Es war also nur konsequent, dass auch Chelsea irgendwann zu guten Chancen kam, erspielt durch eine kompromisslose Verteidigung und schnelle Konter. Olivier Giroud rutschte nach einem Querpass vor dem leeren Tor am Ball vorbei (34.), Marcos Antonio ließ Benjamin Pavard ins Leere grätschen - er scheiterte an Manuel Neuer (43.).

Davies beeindruckt mit Sololauf

Dass es für Flick dennoch ein einigermaßen ruhiger Abend wurde, dass er in der zweiten Halbzeit nicht mehr ständig Treppen steigen musste, das verdankte er einem Duo, das schon die vergangene London-Reise der Mannschaft geprägt hatte, das verdankte er Gnabry und Lewandowski, die beim 7:2 bei Tottenham Anfang Oktober in der Dauerschleife getroffen hatten. In der 51. Minute spielte Gnabry einen Doppelpass mit Lewandowski, dann traf er abgezockt. Drei Minuten später spielten die beiden einen doppelten Doppelpass, wieder traf Gnabry abgezockt. "Robert Lewandowski hat sensationell gut vorbereitet, das zeigt ein gutes Füreinander in der Mannschaft", sagte Flick später zu den Szenen.

Das Spiel beruhigte sich dennoch erst einmal nicht, nach wie vor leisteten sich die Bayern einige Fehler. Dass die Mannschaft trotzdem mit einem komfortablen Vorsprung in das Rückspiel in drei Wochen gehen kann, liegt auch an einem Sololauf von Alphonso Davies. In der 75. Minute nahm der Linksverteidiger Fahrt auf, er lupfte zwischendurch den Ball, hatte ihn sofort wieder unter Kontrolle, spielte den Ball quer, und dann stand da Lewandowski ganz frei, er traf abgezockt und beendete damit die Zählerei seiner K.o.-Spiele, in denen er nicht getroffen hatte.

In der 82. Minute sah Chelseas Marcos Alonso nach einer Tätlichkeit die rote Karte, auch das verbessert die Perspektiven der Bayern fürs Rückspiel. Flick machte sich daher zum Ende auch noch einen gemütlichen Abend. Er blieb einfach oben auf dem Rasen stehen.

Nur einen Betriebsunfall hatte er von seiner Warte aus zu beklagen: Kingsley Coman musste in der zweiten Halbzeit verletzt für Philippe Coutinho ausgewechselt werden - nach ersten Statements der Verantwortlichen soll die Verletzung aber halb so wild sein. Und so stand Flicks kurzes, aber treffendes Fazit: "Die Mannschaft hat ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht. Wir sind sehr, sehr zufrieden."

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