Ökostrom:Erneuerbarer Dilettantismus

Es ist Zeit für einen Neuanfang.

Von Michael Bauchmüller

Halbherzigkeit und Dilettantismus waren in den vergangenen Jahren stete Wegbegleiter der deutschen Energiewende. Mal wurde eine üppige Förderung so abrupt zusammengestrichen, dass die Solarindustrie die Koffer packte, mal riefen Sonderregeln für Bürgerwindparks alle möglichen Geschäftemacher auf den Plan, bloß keine Bürger. Und mal wollte eine Regierung die Akzeptanz für Windparks dadurch retten, dass sie viele Windparks durch Mindestabstände verhinderte. Wie viele Jobs und Werte durch derlei Manöver im Laufe der Jahre vernichtet wurden, lässt sich kaum beziffern.

Nun deutet sich beim jüngsten Streitpunkt Entspannung an: den Mindestabständen zwischen Windrädern und Siedlungen. Nicht mehr bundeseinheitlich sollen die festgelegt werden, sondern zunächst von den Ländern. Und das verknüpft mit einer Planung, wie genau die Länder Öko-Energien ausbauen wollen.

Nichts hat die Energiewende zuletzt so verlangsamt wie Unsicherheiten über ihren Fortgang; die logische Folge politischer Halbherzigkeit. Ein Kompromiss über die Abstände beendet einen Teil dieser Unsicherheit. Für die Akzeptanz braucht es andere Mittel, etwa mehr finanzielle Beteiligung derer, bei denen Windparks entstehen. Und eine Politik, die mit Herz für das streitet, was sie sich vorgenommen hat.

© SZ vom 27.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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