S-Bahn-Linie S 1 zwischen Freising und München:Pendler müssen sich weiter gedulden

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Eine engere Taktung der S1 wünschen sich viele Pendler für ihren Weg zur Arbeit und nach Hause. (Foto: Marco Einfeldt)

Ein möglicher Ausbau der S-Bahn-Linie 1 sowie kürzere Taktungen stehen laut Bahn und Politik derzeit nicht auf der Agenda.

Von Thilo Schröder, Freising

Wer aus oder nach Freising mit den Öffentlichen pendelt, befasst sich besonders genau mit dem Fahrplan der S-Bahn-Linie 1. Denn montags bis freitags zwischen 8 und 23 Uhr verkehrt die S 1 zwischen Neufahrn und Freising mehrmals nur im 40- statt wie sonst im 20-Minuten-Takt. Welche Pläne bestehen für einen durchgehenden 20-Minuten-Takt? Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) strebt nach eigener Aussage eine teilweise dichtere Taktung an. Im Landtag ist die Debatte um einen Aus- oder Umbau des Streckenabschnitts in der laufenden Legislaturperiode indes auf Eis gelegt, wie Landtagsabgeordnete berichten.

In den vergangenen Jahren sei der Takt zwischen Freising und Neufahrn bereits "mehrfach verdichtet" worden, schreibt ein BEG-Sprecher. Die S-Bahn München sei mit der BEG im Austausch, inwieweit weitere S-Bahn-Fahrten möglich sind, ohne dass es zu sogenannten Trassenkonflikten kommt. Sprich, ohne dass S-Bahnen beispielsweise ungewöhnlich lang in Neufahrn oder Oberschleißheim warten müssen, weil sie von Güter- oder Regionalzügen überholt werden. Schon jetzt kommt es auf der Strecke immer wieder zu Wartezeiten, weil die Bahn Vorrang hat.

Ab Dezember gibt es zwei zusätzliche Fahrten

Von Dezember 2020 an werde es montags bis freitags frühmorgens zwei zusätzliche Verbindungen geben, so der Sprecher. Die Fahrt, die bisher um 5.35 Uhr in Oberschleißheim beginnt, startet künftig bereits in Freising (Abfahrt dort: 5.14 Uhr). Außerdem erhalte die bisher ausschließlich zum Flughafen fahrende S 1 mit Ankunft am Terminal um 5.46 Uhr einen Zugteil nach Freising.

Mit diesen Zusatzfahrten besteht aus Sicht der BEG "für Freising ab Betriebsbeginn bis zum Ende des morgendlichen Berufsverkehrs ein 20-Minuten-Takt bei der S 1". Auf Nachfrage erklärt eine Sprecherin: Der Zeitraum morgens bis etwa 9 Uhr gelte als "Hauptverkehrszeit", etwa für Schüler und hauptberuflich Tätige, zwischen 15.30 und 18.30 Uhr gebe es noch einmal einen verstärkten Nachmittagsverkehr. In der davon abweichenden "Nebenverkehrszeit" sei der Pendlerandrang, etwa von Teilzeitbeschäftigten, geringer.

Der modernen Arbeitswelt entspricht der Fahrplan nicht

Dass zunehmend flexible Arbeitszeiten, Schichtdienst- und Gleitzeitregelungen am modernen Arbeitsmarkt der Vorstellung eines festen Zeitfensters für den Berufsverkehr entgegenstehen, dazu äußert sich die BEG nicht. Fahrgastzahlen möchte sie ebenfalls nicht preisgeben, sie räumt aber ein: Die S 1 nach Freising und zum Flughafen gehöre "zu den nachfragestärksten Außenästen". Man trage dem Rechnung durch den Einsatz von Langzügen von und nach Neufahrn. Zwischen 2007 und 2017 ist die Zahl der Pendler im Landkreis Freising um ein Viertel gestiegen, das zeigen Daten des Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum München.

Eine veränderte Taktung auf der S-1-Strecke hängt maßgeblich an der Gleisinfrastruktur. Die zweite Stammstrecke in München, die 2028 fertiggestellt sein soll, sieht statt dem 20- einen 30-Minuten-Takt im Kreis Freising vor, zeitweise auf 15 Minuten verdichtet. Der Takt werde also nicht verbessert, im Gegenteil, sagt der Moosburger Landtagsabgeordnete Johannes Becher (Grüne). Über andere Pläne, etwa den viergleisigen Ausbau, sei "in dieser Legislaturperiode im Verkehrsausschuss noch nicht gesprochen worden". Es liege am Verkehrsministerium, konkretere Planungen vorzulegen. Das bestätigt auch Freie-Wähler-Abgeordneter Benno Zierer.

Zierer sieht bei der Bahn "Technikfeindlichkeit"

Das kurzfristige Hauptaugenmerk müsse darauf liegen, die Zuverlässigkeit der Bahn zu erhöhen und die Takte zu verkürzen, sagt Zierer. In Treffen mit Bahn-Vertretern, kritisiert Zierer, erlebe er eine "Technikfeindlichkeit", für die Vernetzung notwendige Digitalisierungsmaßnahmen würden unzureichend vorangetrieben.

Die BEG verweist wiederum beim Ausbau des Angebots auf die Abhängigkeit auch von ausreichend Fahrzeugressourcen und Personal bei der S-Bahn München sowie vom finanziellen Ausgleichsbeitrag des Freistaats. Noch liefen die Gespräche und Planungen, erst im Anschluss könne eine Zeitschiene für eine mögliche Ausweitung des Angebots genauer benannt werden.

© SZ vom 27.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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