Forsa-Umfrage:Übernehmen bald die Roboter?

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Zugegeben, es fällt nicht ganz leicht, sich vor einem Pflegeroboter wie diesem zu fürchten. (Foto: dpa)

Schon jetzt werden Beschäftigte durch Maschinen ersetzt. Wer muss künftig alles um seinen Job fürchten? Bei dieser Frage geben sich die Deutschen erstaunlich selbstbewusst. Oder ist das naiv?

Von Angelika Slavik

Zum Nützlichsten, das ein Mensch besitzen kann, zählt ja ein gerüttelt Maß an Selbstbewusstsein. Damit lassen sich all die Widrigkeiten des Lebens gleich viel besser überstehen. Denn - und das gilt im Job wie in der Liebe - warum sich lange Sorgen machen, wenn man in seinem tiefsten Inneren doch ohnehin weiß: Man ist einfach unersetzlich. Nicht wahr?

Zumindest wenn es um den Job geht, muss man sich ums deutsche Selbstbewusstsein jedenfalls keine Sorgen machen. Denn auch wenn alle Welt über die Digitalisierung spricht - und darüber, wie sie das Wirtschaftsleben verändern wird: Die deutschen Arbeitnehmer gehen in großer Mehrheit davon aus, dass damit verbundene Unannehmlichkeiten sie nicht betreffen werden.

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Laut einer Umfrage, die Forsa im Auftrag des Internetunternehmens New Work durchgeführt hat, glauben 65 Prozent der Befragten, dass sich ihre Tätigkeit im aktuellen Job in den nächsten 15 Jahren nicht wesentlich verändern wird. Sogar 89 Prozent sind überzeugt davon, dass sie bei der Arbeit keinesfalls durch eine Maschine oder einen Roboter ersetzt werden könnten. Auf höchster Führungsebene ist das Selbstbewusstsein besonders ausgeprägt, bei den Geschäftsführenden halten sich beachtliche 97 Prozent für unersetzlich. Aber auch für die anderen Hierarchiestufen gilt: Jobverlust durch Digitalisierung? Damit müssen die anderen gemeint sein.

"Menschen mögen Routine", sagt die Professorin

Die Das-betrifft-mich-nicht-Haltung sei eine natürliche Abwehrreaktion auf große Veränderungen, sagt Nale Lehmann-Willenbrock, Professorin für Arbeitspsychologie an der Universität Hamburg. Das sei bei großen Umbrüchen oder Industrialisierungsprozessen immer zu beobachten gewesen. Bei der Digitalisierung allerdings kämen bestimmte Faktoren verstärkend hinzu: Zum Beispiel, dass sich viele Menschen unter dem Begriff gar nichts vorstellen könnten. "Digitalisierung ist für viele Arbeitnehmer ein Schlagwort ohne konkrete Bedeutung", sagt Lehmann-Willenbrock. "Manche merken gar nicht, dass die vielen kleinen Veränderungen, die sie jeden Tag erleben und umsetzen, genau das sind: die Digitalisierung."

Wieder andere, sagt die Professorin, würden die Veränderungen im Arbeitsalltag sehr wohl bemerken - und hätten sie auch schon wieder satt. Denn der digitale Wandel geschehe in einer Geschwindigkeit, die mit früheren Revolutionen im Arbeitsleben nicht vergleichbar sei. "Menschen mögen Routine, weil das die Arbeit einfacher macht und sie schneller von der Hand geht." Derzeit gebe es bei vielen Unternehmen aber ständig Veränderungen. "Eine veränderte Richtlinie hier, ein neuer Arbeitsschritt dort, es gibt Mitarbeiter, die das bereits müde gemacht hat."

Wie kann man sich also auf die Digitalisierung vorbereiten, ohne sie zu ignorieren oder entmutigt in den Bürosessel zu sinken? Unternehmen müssten darauf achten, ihren Angestellten gut zu erklären, was sich verändert und warum, sagt Lehmann-Willenbrock. Digitalisierung dürfe "kein Geheimprojekt der Führungsebene" sein, das verstärke nur die Abwehrhaltung der Mitarbeiter. Und was machen jene, die in einem unkommunikativen Laden arbeiten? Vielleicht einfach daran denken: In Wahrheit ist man doch absolut unersetzlich.

© SZ vom 27.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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