Medienkolumne "Abspann":Retourtasche für Lars Eidinger

Ein Obdachlosenmagazin antwortet auf Eidingers Accessoire in Aldi-Optik mit einer eigenen Tasche: für obdachlose Menschen ist sie umsonst, für den Schauspieler nicht.

Von Sophie Aschenbrenner

Lars Eidinger wohnt nicht auf der Straße, sondern in einer sicherlich recht großen Wohnung im schönen Berlin-Charlottenburg. Trotzdem wollte der Schauspieler vor ein paar Monaten gern den Charme einer Obdachlosen-Schlafstätte borgen. Um dort im Januar mit einer Tasche in Aldi-Optik zu posieren, die er gemeinsam mit dem Designer Philipp Bree entworfen hatte und in limitierter Stückzahl zum Preis von 550 Euro unter die Leute bringen wollte. Die Empörung kam sofort. Und jetzt kommt auch die Retourtasche.

"Lars wohnt nicht auf der Straße" steht auf dem Modell, das das Düsseldorfer Obdachlosenmagazin Fiftyfifty entworfen hat. Jute, blau und gelb, Lidl-Optik. Zum Preis von null Euro für obdachlose Menschen, fünf Euro für alle anderen, und für Lars Eidinger: 551,55 Euro, sagt der Redaktionsleiter des Magazins, Werner Ostendorf am Telefon, der Eidingers Aktion "perfide" fand.

Als nächstes würde er dann gern mal mit Lars Eidinger über Obdachlosigkeit reden. "Daraus würden wir eine Titelgeschichte machen."

Der Erlös seiner Tasche gehe an ein Projekt für Obdachlose, nach drei Tagen wurden 700 Stück verkauft, sagt Ostendorf - ein kleiner Sturm der Liebe.

© SZ vom 03.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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