Wetter im Fünfseenland:Der wärmste Winter seit 239 Jahren

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Nur Anfang des Jahres haben sich zumindest auf dem Maisinger See ein paar Eisschollen gebildet. Die Sonne ließ sie schnell schmelzen. (Foto: Georgine Treybal)

Die Klimakrise schreitet im Alpenvorland besonders rasch voran. Der Februar war der stürmischste aller Zeiten.

Von Armin Greune, Starnberg

Im Grunde hätte es der Bestätigung durch Fachleute gar nicht bedurft: Dass der zurückliegende Winter im Fünfseenland ein Totalausfall war, haben ja alle am eigenen Leib verspürt. Und doch hat der Wetterrückblick der Meteorologen vom Hohen Peißenberg noch eine zusätzliche, höchst beunruhigende Dimension: Die Periode von Dezember 2019 bis Februar 2020 war mit einer Mitteltemperatur von 3,3 Grad plus mit spürbarem Abstand der wärmste Winter in der 239-jährigen Messgeschichte. Die bisherigen Spitzenreiter waren 1990 und 2016 mit 3,1 Grad, erst der sechstwärmste Winter liegt länger als 30 Jahre zurück: 1796 wurden 2,6 Grad erreicht. In der ältesten Bergwetterwarte der Welt hütet der Deutsche Wetterdienst einen einmaligen Datenschatz, der noch 100 Jahre weiter in die Vergangenheit zurückreicht als die flächendeckende Messreihe in Deutschland. Der zufolge war dieser Winter bundesweit "bloß" der zweitwärmste seit 1881.

Die aktuellen Werte belegen damit auch den Trend, dass die Klimaerwärmung im Alpenvorland noch rascher fortschreitet als im Rest der Republik. Aber während vielerorts die Niederschlagsmengen dramatisch zurückgehen, zeigen die Werte vom Hohen Peißenberg keine derartige Tendenz: Diesen Winter gingen dort 238 Liter pro Quadratmeter nieder, 27 Prozent mehr als im langjährigen Mittel. Dafür gab der Februar den Ausschlag, der das zweieinhalbfache an Schnee und Regen brachte, als die Statistik erwarten ließ. Januar und Dezember fielen hingegen zu trocken aus.

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Im Winter 2019/2020 gab es selbst am 1000 Meter hoch gelegenen Observatorium keine längere Periode mit geschlossener Schneedecke oder Dauerfrost. Nur an sechs Tagen blieb die Temperatur unter null Grad - dafür schien die Sonne den Winter über an 370 Stunden, um ein Drittel länger als im langjährigen Mittel. Am Hohen Peißenberg hat Wetterbeobachter Siegmar Lorenz festgestellt, dass Hasel, Huflattich und Kornelkirsche - phänologische Boten des Vorfrühlings - heuer fünf Wochen früher als sonst die Blüten geöffnet haben.

Sehr mild, genügend Regen, aber überdurchschnittlich sonnig und vorzeitig beendet: Wer auf Ski und Rodel verzichten kann, könnte an dieser Art von Winter womöglich Gefallen finden. Die Kehrseite der Medaille wird an einem anderen Rekordwert sichtbar. Der Februar war auf dem Hohen Peißenberg der stürmischste seit Beginn der Aufzeichnungen: An 21 Tagen herrschte mindestens Windstärke acht, an sieben Tagen wurden orkanartige Böen (Windstärken elf und mehr) gemessen, die Spitze lag bei 145 Stundenkilometern, was einem Taifun gleichkommt. Stürmische Zeiten könnten im Alpenvorland zur Regel werden, denn die Meteorologen erwarten, dass sich mit der Klimakrise Wetterlagen mit extremen Temperaturgegensätzen zwischen Äquator und Nordpol häufen, die diesen Winter prägten.

© SZ vom 06.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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