Starkbierfest in Haar:Wo der Spaß ein Ende hat

Starkbierfest in Haar: Krügelredner Bruder Jürgen

Krügelredner Bruder Jürgen

(Foto: Claus Schunk)

Krügelredner Jürgen Kirner nutzt das Starkbierfest des Bezirks und der Gemeinde im Kleinen Theater für ernste Worte.

Von Bernhard Lohr, Haar

Der Bayer sagt gerne geradeheraus, was er meint. Und wenn sich einer gefälligst etwas hinter die Ohren schreiben soll, dann hängt er ein "Woaßt scho" hintendran, oder so etwas Ähnliches. Krügelredner Jürgen Kirner alias Bruder Jürgen machte es am Mittwochabend beim vierten Starkbierfest des Bezirks Oberbayern und der Gemeinde Haar geradeso.

"Das sag ich jetzt ganz bewusst", betonte er mehrmals. Und dann tischte er den fröhlich beim Bier sitzenden Gästen eine ernste Botschaft auf: Schützt die Demokratie. Vorsicht vor der AfD. "Diese völkische Bewegung gehört endlich vor die Türen unserer Parlamente gesetzt." Egal ob in Berlin, Bayern - oder im Landkreis. Statt Lacher gab es ein vielstimmiges "Bravo".

Im Landkreis freilich stellt die AfD keinen Kreisrat, Stadt- oder Gemeinderat. Doch die Bürger haben es bei der Kommunalwahl am 15. März in der Hand, ob es im Kreis und in Unterschleißheim, wo die AfD antritt, so bleibt und wer, - was in Haar natürlich von besonderem Interesse ist - künftig im Rathaus den Ton angibt. Entweder weiter Gabriele Müller von der SPD, der "funkelnde Lichtblick im fast ausgetrockneten, trüben SPD-Weiher", wie Bruder Jürgen feixte. Oder einer der Doktores von CSU, Grünen und FDP, die sie herausfordern. Wie die "Zeugen Jehovas" zögen sie alle von Tür zu Tür, um Nichtsahnende in Gespräche über "Gott und die Welt und über Haar" zu verwickeln. Wahlkampfzeiten seien anstrengend, manchmal absurd lustig, so Bruder Jürgen. Solang es nicht um die völkische AfD geht: "Dann hat der Spaß ein Ende."

Starkbierfest in Haar: Hoppla: Feuchtfröhlicher Anstich mit Bezirkstagspräsident Josef Mederer, Bürgermeisterin Gabriele Müller, Markus Schleu von der Brauerei Aying und Bezirksrätin Friederike Steinberger.

Hoppla: Feuchtfröhlicher Anstich mit Bezirkstagspräsident Josef Mederer, Bürgermeisterin Gabriele Müller, Markus Schleu von der Brauerei Aying und Bezirksrätin Friederike Steinberger.

(Foto: Claus Schunk)

Der Theaterchef sehnt die Wahl herbei

Dennoch war das Starkbierfest vor allem ein großer Spaß. Und das von Anfang an, als Theaterchef Matthias Riedel-Rüppel in kabarettistischer Manier alle begrüßte und erklärte, warum er die Kommunalwahl herbeisehnt. Damit er nicht mehr in irgendeine Ecke gesteckt wird, als "rote Socke", "schwarzer Sack" oder Grüner, weil er mit der S-Bahn fährt. Nur mit der FDP bringe ihn keiner in Verbindung.

Bruder Jürgen bedachte dann die "politischen Kronjuwelen aus Haar und Umgebung" jeglicher Couleur. Auch Peter Siemsen von der FDP, der keinem wehtue und einfach nur mitspielen wolle im Politzirkus des "neuen Manhattan des Münchner Ostens", wie er sagte. Der Schaffner Uli Leiner von den Grünen, der sich die Tram bis Haar wünsche, habe Rückenwind. "Ihr profitiert jetzt natürlich gerade vom Weltuntergang", rief Bruder Jürgen den Grünen zu. Der trübe, fast ausgetrocknete SPD-Weiher sei in Haar eines der "letzten bayerischen Reservate" der Sozialdemokratie. "Unter Naturschutz steht ihr aber noch nicht", sagte er, trotz eines Altersschnitts von 53 Jahren auf der Gemeinderatsliste.

Starkbierfest in Haar: Bürgermeisterin Gabriele Müller mit ihrem Mann Peter Schießl

Bürgermeisterin Gabriele Müller mit ihrem Mann Peter Schießl

(Foto: Claus Schunk)

Die in Wahlkampfzeiten stets alerte CSU bekam ihr Fett weg. Getrieben vom Cheforganisator, "Blumenschenker und Sammelalbenverteiler", dem "Hofnarren" Alois Rath probe sie den Sturm aufs Rathaus. Diesmal lägen alle Hoffnungen auf dem adretten Kandidaten Andreas Bukowski. Der Bukowski - "Ha, des is oana", rief Bruder Jürgen in Richtung Bürgermeisterin. Der sei lästig, oder, "a richtige Gwandlaus".

Den Haarern riet der Prediger in Sachen Demokratie, mit "Klugheit und Gelassenheit" eine Wahl zu treffen. Es folgten Ovationen im Stehen. Der Musikkabarettist Alex Döring und Die Cubaboarischen rundeten den Abend ab, bei dem am Ende sogar die Bedienungen zwischen den Tischen tanzten.

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