SpVgg Unterhaching:Lauter Geschenke

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Die spielentscheidende Szene: Sören Reddemann (li.) trifft fünf Minuten nach dem Anpfiff zum 1:0-Endstand. Die Hachinger schauen zu. (Foto: Härtelpress/imago)

Die Schromm-Elf kassiert in Chemnitz die zweite Niederlage in Folge und rutscht auf Rang drei ab.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Glücklich blickte Patrick Glöckner drein, während er das Gesehene noch einmal Revue passieren ließ. Man habe ein anderes Gesicht an den Tag gelegt als beim 2:3 gegen Sechzig vor einer Woche, sagte der Trainer des Fußball-Drittligisten Chemnitzer FC in der Pressekonferenz, seine Elf habe Mentalität und Willen gezeigt, um die Standards des Gegners "hervorragend" zu verteidigen. Und offensiv sei man bereit gewesen, weite Wege zu gehen. "Wenn man das ganze Spiel sieht, geht der Sieg in Ordnung", schloss also der CFC-Coach und wendete sich dann dem Trainer der unterlegenen SpVgg Unterhaching, Claus Schromm, zu: "Dass wir uns nächstes Jahr wiedersehen in der dritten Liga, hoffe ich für euch nicht. Vielleicht schafft ihr es ja noch, aufzusteigen, das wäre natürlich gut", sagte Glöckner und merkte selbst, dass dieses Kompliment fast in die Hose gegangen wäre. "Die Kurve habe ich gerade noch gekriegt."

Da musste dann auch Schromm lächeln, obwohl dessen Samstag durch die uninspirierte Vorstellung seiner Mannschaft bei der 0:1 (0:1)-Niederlage in Sachsen natürlich völlig verkorkst war. "Wir haben von der ersten Minute an viel zu viele Geschenke verteilt", sagte er und spielte damit auch auf das einzige Tor des Nachmittags an, das die Hachinger kurz nach dem Anpfiff kassierten: Durch einen "völlig unnötigen Ballverlust" habe man jene Ecke produziert, die dann von den Chemnitzern zum Siegtreffer genutzt wurde. Dabei sahen die Hachinger auch in der Mitte nicht gut aus, die Flanke verlängerte Sören Reddemann per Kopf zu Philipp Hosiner, der wiederum zu Reddemann zurück köpfelte. Jener fackelte nicht lange und drückte die Kugel aus fünf Metern über die Linie (5.).

Ausgerechnet Hosiner, der 30 Jahre alte Burgenländer, war also maßgeblich an diesem Treffer beteiligt. Noch vor der Partie hatte Schromm eindringlich vor den Qualitäten des 16-maligen Saisontorschützen gewarnt, schließlich kennt der Coach den früheren österreichischen Nationalspieler sehr genau: Als der aktuelle Hachinger Trainer 2007 die U 19 des TSV 1860 München zum DFB-Pokalsieg führte, erzielte Hosiner im Endspiel gegen den VfL Wolfsburg den 2:1-Siegtreffer.

Alleine Hosiner hätte das Ergebnis vor allem im zweiten Durchgang klarer gestalten können, etwa gleich nach Wiederbeginn, als er von einem Fehler Christoph Gregers profitierte, sein Heber über den herausstürzenden SpVgg-Torwart Nico Mantl jedoch nicht wirklich glückte (48.). Oder kurz vor dem Ende, als sich Rafael Garcia auf dem Flügel durchsetzte, in der Mitte jedoch zunächst Tarsis Bonga und dann Hosiner an den Abwehrbeinen von Dominik Stahl, der übrigens wie Hosiner 2007 zur siegreichen DFB-Pokalmannschaft der Löwen-U 19 gehörte, hängen blieben (86.).

Dass der Sieg für die abstiegsbedrohten Gastgeber in Ordnung geht, zeigt schon deren klares Plus an Chancen: Einen Konter über Garcia entschärfte Mantl in bester Manuel-Neuer-Manier mit einem Ausflug aus seinem Strafraum (50.), einen Direktschuss von Matti Langer nach einer Ecke parierte ebenfalls Mantl (67.).

Und was kam von Haching offensiv? Leidlich wenig, vor der Pause wurden sie allenfalls nach Standardsituationen sporadisch gefährlich. Später gab es noch eine Hereingabe von Josef Welzmüller, die Florian Dietz verpasste (75.), sowie eine Freistoßflanke von Jim-Patrick Müller, die Dominik Stroh-Engel - zuletzt mit fünf Toren in den letzten vier Partien - über den Kasten köpfte (83.).

"Wir haben uns oft über außen durchgesetzt und auch mit Standards die Box gefüttert, aber dann halt keinen unserer Leute getroffen", sagte Schromm später. "Damit haben wir uns das Leben schwer und es Chemnitz leichter gemacht." Angesichts der zweiten Pleite in Folge klang der SpVgg-Trainer leicht resigniert: "So wird es schwer in der dritten Liga, egal gegen wen, irgendwo zu punkten." Der direkte Aufstiegsplatz ist jedenfalls erst mal weg, überhaupt schiebt sich die Tabelle auf skurrile Art und Weise immer enger zusammen: Von Rang zwei bis zum ersten Abstiegsplatz beträgt der Abstand nur elf Punkte.

Einzig positiv aus Hachinger Sicht war in Chemnitz das Comeback von Kapitän Welzmüller, der anderthalb Jahre nach seinem Kreuzbandriss erstmals wieder zum Einsatz kam, und zwar als Ersatz für den gesperrten Markus Schwabl auf der rechten Abwehrseite. "Ich bin froh, nach der langen Leidenszeit wieder auf dem Platz zu sein, aber das Comeback habe ich mir doch anders vorgestellt", sagte der 30-Jährige. "Das frühe Gegentor hat uns sehr wehgetan, wir hatten eine brutale körperliche Größe auf dem Platz, konnten diese aber nicht nutzen", so Welzmüller. Er richtete den Blick sogleich nach vorne: "Das müssen wir abhaken, in Großaspach muss ein Dreier her. Ich hoffe, jeder ist so angefressen, dass er das mit in die nächste Woche nimmt und noch mal zehn bis zwanzig Prozent draufpackt."

© SZ vom 09.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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