Folgen des Coronavirus:Nur fast wie in den Ferien

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Auf den Spielplätzen der Kitas und den Pausenhöfen der Schulen herrscht Leere. (Foto: Stephan Rumpf)
  • Seit Montag sind Bayerns Schulen wegen der Corona-Krise für fünf Wochen geschlossen.
  • Kinder bis zur sechsten Klasse, deren Eltern im Bereich der kritischen Infrastruktur arbeiten, können dennoch in den Schulen betreut werden.
  • Die Notfallbetreuung soll jedoch nur in Anspruch genommen werden, wenn es gar nicht anders geht.

Von Philipp von Nathusius, München

Das große Tohuwabohu an der Schulpforte ist ausgeblieben. Es hat an den meisten Schulen in München offenbar nicht mal ein kleines gegeben. Am Freitag war bekannt geworden, dass die Staatsregierung wegen der Coronavirus-Pandemie per Allgemeinverfügung alle Kindertageseinrichtungen und Schulen im Freistaat für fünf Wochen schließt. Bis zur sechsten Klasse sollen Kinder von Eltern, die im sogenannten Bereich der kritischen Infrastruktur arbeiten dennoch in den Einrichtungen betreut werden. Welche Berufe das genau umfasst, war zunächst nicht ganz klar und hat unter Eltern für Unsicherheit gesorgt. Am Samstag präzisierte der Freistaat schließlich:

Die Ausnahmeregel gilt für Ärztekinder wie für die von Supermarktmitarbeitern oder Trambahnfahrerinnen - und für viele weitere Berufe mehr. Der öffentliche Nahverkehr gehört ebenso zu den Ausnahmebereichen wie der Gesundheitssektor, die Energie- und Wasserversorgung, die Müllabfuhr und zentrale "Stellen von Staat, Justiz und Verwaltung".

Coronavirus
:Bayern schließt alle Schulen und Kitas für fünf Wochen

Die Regierung appelliert an Nachbarn und Freunde, sich gegenseitig zu helfen. Eine Notbetreuung wird es nämlich nur für wenige Kinder geben.

Von Kassian Stroh

Einen Anspruch auf Betreuung haben Familien nur, wenn alle erziehenden Elternteile in ihrer Arbeitsstelle unabdingbar sind und beide einen der betroffenen Berufe ausüben. Auf der Internetseite des Sozialministeriums kann seit dem Wochenende ein Formular zur Selbstauskunft heruntergeladen werden. Diese Angaben zu prüfen darüber zu entscheiden, ob ein Kind nun in der Schule betreut werden darf oder nicht, ist nun Sache der Schul- und Einrichtungsleitungen.

Auf den Pausenhöfen der Schulen und in den Gärten von Kitas herrschte am Montagvormittag stadtweit indes fast überall gähnende Ruhe. Auf den Fluren das gleiche Bild - fast wie zu Ferienbeginn. Nur dass eben keine Ferien sind, die Gebäudetüren offen stehen, in Sekretariaten gearbeitet wird und einige Lehrkräfte in ihren Räumen in Ruhe Ordnung schaffen - zwangsweise.

Offenbar sind die allermeisten Eltern von jüngeren Schulkindern dem Appell aus der Staatskanzlei gefolgt, die Notfallbetreuung wirklich nur in Anspruch zu nehmen, wenn es gar nicht anders geht. Von 540 Kindern der Grundschule Berg am Laim sind am Montag sieben in die Schule gekommen. Bereits am Freitag habe die Schule alle Kinder mit Büchern, Übungsheften und Arbeitsblättern für die kommenden Wochen versorgt, berichtet Rektor Michael Hoderlein.

Am Wochenende nun habe man E-Mail-Verteiler eingerichtet, damit die Lehrer den Kontakt zu Eltern und Schülern aufrecht erhalten und zumindest einen Teil des Unterrichtsstoffs durchnehmen können. "Wir haben keine verlängerten Ferien", betont Hoderlein. Und das merkten auch die Kinsder. "Unsere Kinder sind bedrückt und zum Teil weinend hier rausgegangen. Die spüren, dass es eine Krisensituation ist." Deswegen habe er seine Lehrkräfte gebeten, die Kinder per E-Mail auch mal "nach dem Wohlbefinden zu fragen".

Die Notfallbetreuungsquote, von der Hoderlein berichtet, deckt sich mit den ersten Erfahrungen von Grund- und weiterführenden Schulen in anderen Stadtteilen und auch mit den bayernweiten Beobachtungen des Kultusministeriums. Am staatlichen Maria-Theresia-Gymnasium in der Au waren von 220 Fünft- und Sechstklässlern am ersten Tag der Schulschließung zwei anwesend.

Für die Lehrerinnen und Lehrer dort hat die Schulleitung um Direktorin Birgit Reiter einen vorläufigen Notdienstplan ausgegeben. Lehrkräfte, die nicht im Schulgebäude an der Regerstraße Kinder betreuen, müssen trotzdem arbeiten. Sie sollen "zu Stundenplanzeiten digital ansprechbar sein". Da dafür gar nicht ausreichend Computerarbeitsplätze im Gebäude zur Verfügung stünden, arbeite ein Großteil des Kollegiums von zu Hause aus.

Die Notfallbetreuung ist also fast geräuschlos angelaufen. In der Grundschule Berg am Laim sind es vergleichsweise eher kleinere Probleme, vor denen Schulleiter Michael Hoderlein nun steht. Etwa, wie er die Mittagsverpflegung für die wenigen Kinder in den kommenden Tagen regelt. Am Montag wurden sie und die anwesenden Lehrerinnen und Lehrer noch wie üblich vom Kantinenpersonal bekocht.

© SZ vom 17.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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