Kommentar:Das Ende zweier SPD-Hochburgen

Markt Schwaben und Poing galten lange als die sozialdemokratischen Zentren des Ebersberger Landkreises. Nun, im Jahr 2020, bröckeln die SPD-Lager in beiden Gemeinden auseinander

Von Korbinian Eisenberger

Markt Schwaben und Poing waren über zwei Jahrzehnte die sozialdemokratischen Hochburgen des Ebersberger Landkreises. Nun, im Jahr 2020, bröckeln die SPD-Lager in beiden Gemeinden auseinander. In Poing haben die Sozialdemokraten zwei Sitze verloren, in Markt Schwaben gleich vier. So bleiben in Poing immerhin sechs Sitze übrig, im Nachbarort hingegen sinkt die Zahl auf drei. Markt Schwabens SPD liegt nun auf dem Niveau der Mini-Fraktion Zukunft Markt Schwaben (ZMS), eine Gruppierung, die es erst sechs Jahre gibt.

Die Analyse führt zur großen Politik: Der desolate Zustand der SPD auf Bundes- und Landesebene hat den Sozialdemokraten weder in Poing noch in Markt Schwaben geholfen. Dies dürfte als Erklärung aber kaum reichen, erst recht nicht in Markt Schwaben: Dort nämlich sind von derzeit sechs Gemeinderäten praktisch alle freiwillig abgetreten. Zwei von ihnen kandidierten zwar, allerdings so weit hinten auf der Liste, dass geneigte Wähler das Signal verstehen dürften.

Dieser geschlossene Rückzug der SPD demonstriert nicht gerade Stärke. So interpretierten das jedenfalls ganz offenbar Markt Schwabens Wähler, die ihre Stimmen auf Grüne, ZMS und einen FDP-Kandidaten weiter verteilten. Für die neue SPD im Gemeinderat, Manfred Kabisch und seine beiden Mitstreiter Irmgard Czech und Magnus Gfüllner, dürfte es dies alles nicht leichter machen. Und dennoch: Verzagen müssen sie nicht.

Sieht man sich das Markt Schwabener Gesamtergebnis an, so fällt auf, dass auch bei den anderen eine hohe Fluktuation herrscht. Nur zehn der 25 Mitglieder traten wieder an, mit Ausnahme der Grünen übten sich alle Fraktionen in Verzicht. Die Zahlen zeigen: Im Markt Schwabener Gremium hat sich Amtsmüdigkeit breit gemacht. Oder positiv: Die Bereitschaft, Platz für Neues zu schaffen.

Umso wichtiger ist, dass auch Etablierten geblieben sind. In Joachim Weikel (Grüne), Georg Holley und Elfriede Gindert (beide CSU) sowie Sascha Hertel (ZMS) haben drei Fraktionen erfahrene Kommunalpolitiker der vergangenen Jahre in ihren Reihen. Und Manfred Kabisch von der SPD saß im Gemeinderat so oft auf der Zuschauerbank, dass er schon fast dazugehörte.

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